Am 3. Juni 2024 hatte die Kolleg-Forschungsgruppe die Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretikerin PD Dr. Nicola Mößner zu Gast, die unter dem Titel „Problemstellungen wissenschaftlicher Praxis: Elektronisches Publizieren und die Bewertung philosophischer Expertise“ ein Problemfeld auffächerte, das sie nicht nur theoretisch als Forschungsgegenstand interessiert, sondern als Wissenschaftlerin auch ganz praktisch beschäftigt: das des elektronischen Publizierens und der Bewertung philosophischer Expertise.
In ihrem Vortrag erläuterte Mößner, wie der Strukturwandel der wissenschaftlichen Publikationslandschaft hin zu einer mit immer weniger, immer größeren Verlagen, die sich immer stärker als Informationsdienstleister und -analysten begreifen, nicht nur zu einer ungleichen Verteilung von Arbeitsaufwand und Profiten führt, sondern auch das Vertrauen in wissenschaftliche Expertise unterminiert und die Autonomie der Wissenschaften zu untergraben droht. Ausgehend davon stellte sie fünf „Empfehlungen zur Stärkung der Autonomie der Wissenschaften“ zur Diskussion, die im Rahmen der Forumstagung „verTRACKTe Infrastruktur?!“ der Deutschen Gesellschaft für Philosophie im September 2023 erarbeitet worden waren. Neben Möglichkeiten, die zur wissenschaftlichen Publikation nötige Infrastruktur stärker an die Universitäten und damit an die wissenschaftliche Gemeinschaft zu binden, wurden insbesondere die Schwierigkeiten der Bewertung geisteswissenschaftlicher Expertise mittels Metadatenanalyse und Peer-Review-Verfahren sowie die sinnvolle Ausgestaltung von Betreuungs- und Begutachtungsverhältnissen kontrovers, aber stets konstruktiv diskutiert.
PD Dr. Nicola Mößner ist aktuell Vertretungsprofessorin am Institut für Philosophie der Leibniz-Universität Hannover. Sie arbeitet vornehmlich zu Themen der allgemeinen Wissenschaftstheorie, der sozialen Erkenntnistheorie, der Bildtheorie und der Medienphilosophie.