Studienprojekte & Essays
Ob die Studierenden sich mit diesen Aspekten im Rahmen eines benoteten Studienprojekts oder in Form eines unbenoteten Essays beschäftigen, entscheiden sie selbstständig nach den ersten Wochen der schulpraktischen Phase.
Studienprojekte umfassen die selbstständige, methodisch abgesicherte Entwicklung, Bearbeitung, Auswertung und Dokumentation einer fachdidaktischen Fragestellung auf der Grundlage theoretischer Vorüberlegungen und schulpraktischer Gegebenheiten. Eine Verknüpfung mit dem Unterrichtsvorhaben ist möglich. Der Umfang ist mit ca. 10 Seiten recht begrenzt, was eine klare Eingrenzung der Forschungsfrage nötig macht.
Auf Grund der Logik des Faches Geschichte liegt ein besonderer Schwerpunkt auf qualitativen Methoden. Qualitative Forschung beruht auf dem Primat der Offenheit und Subjektnähe, weshalb sich entsprechende Zugriffe besonders eignen, um sich dem jeweils individuellen Geschichtsbewusstsein von Personen zu nähern und historisches Denken zu erforschen. Es bieten sich – je nach Fragestellung – z.B. folgende Formen der Datengewinnung an: Durchführen von Interviews, Erstellen offener Fragebögen, die Analyse von Schülerprodukten wie Klausuren, Hausaufgaben oder Zeichnungen, die Durchführung von Beobachtungen etc. Kleine Stichproben ermöglichen hierbei nicht nur eine größere Subjektnähe und Analysetiefe, sondern sorgen zudem für geringe Interferenz mit dem laufenden Unterricht. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:
Eine Studentin möchte untersuchen, welches Vorwissen bzw. welche Vorstellungen die Lernenden einer 6. Klasse vom Antiken Rom besitzen. Dafür lässt sie die Kinder Zeichnungen anfertigen und kurze Stichworte notieren. Die Daten werden inhaltlich ausgewertet, vor dem Hintergrund des gewählten theoretischen Rahmens interpretiert und mit Blick auf vergleichbare geschichtsdidaktische Studien diskutiert. Zum Schluss setzt die Studierende die ermittelten Lernvoraussetzungen der Lerngruppe mit den Lehrplanvorgaben in Beziehung und skizziert eine passende Unterrichtsreihe. Im Rahmen ihres Unterrichtsvorhabens erprobt sie darauf aufbauend, wie die konkreten Vorstellungen im Unterricht sinnvoll aufgegriffen werden können.
Für ein ca. dreiseitiges Essay führen die Studierenden eine halbstrukturierte Beobachtung im Fach Geschichte durch. Ausgehend von den eigenen Forschungsinteressen wird so unter Berücksichtigung fachspezifischer Unterrichtsmodelle ein konkretes Phänomen historischen Lehrens und Lernens beobachtet, analysiert und reflektiert. Folgende Aspekte sind dabei denkbar: die Erkundung unterschiedlicher Formen der Quellenarbeit; die Benutzung des Schulgeschichtsbuches; der Umgang mit Heterogenität und die Anwendung binnendifferenzierender Maßnahmen beim historischen Lernen; die Berücksichtigung geschichtsdidaktischer Prinzipien wie Problemorientierung oder Multiperspektivität.