Orthodoxie und gesellschaftlicher Frieden
2022–2026
In den postsowjetischen Ländern haben die orthodoxen Kirchen erhebliche gesellschaftliche Gestaltungsmacht erlangt; sie sind sehr gut mit staatlichen Strukturen verbunden und haben Einfluss auf Wertediskurse, die das politische und gesellschaftliche Handeln bestimmen. Soziale wie auch militärische Konflikte in der Region zeigen, dass die Rolle der Orthodoxie oft ambivalent ist. Auch wenn ein theologisches System friedensethischer Konzepte fehlt, bestimmt die Verknüpfung transnationaler kirchlicher Strukturen mit nationalen und manchmal imperialen Ansprüchen das Verhalten der Kirchen in Konflikten. Jüngste Beispiele sind der Krieg in der Ukraine, soziale Proteste in Belarus oder die Territorialkonflikte an der russisch-georgischen Grenze.
Ziel des Projekts ist eine theologische Analyse der orthodoxen Friedens- und Konfliktkonzepte, deren Verständnis für eine Einordnung des Einflusses der Kirchen auf die jeweiligen gesellschaftlichen Diskurse in der Region unerlässlich ist. Dies gilt sowohl für die innerkirchlichen Vorstellungen und Praktiken von Frieden, Versöhnung und Konflikt angesichts der Entflechtung der kirchlichen Strukturen nach dem Ende der Sowjetunion als auch für die kirchlichen Vorstellungen von sozialem Frieden und säkularen Mechanismen der Konfliktlösung.