Montag, 22. Oktober 2007

Die Verkörperung der Vergangenheit

Heilungsrituale bei den Tobelo in Indonesien

vorgetragen von Prof. Dr. Josephus Platenkamp

Wie sie mit ihren Kranken umgeht, das sagt viel über eine Gesellschaft aus. Warum kann man bei den Tobelo in Indonesien nur in der Gemeinschaft erfolgreich eine Krankheit heilen? Warum spielt der Kontakt mit Ahnen und Geistern bei der traditionellen Heilung eine so wichtige Rolle?

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Vortrags "Die Verkörperung der Vergangenheit. Heilungsrituale bei den Tobelo in Indonesien" von Prof. Dr. Jos. Platenkamp am Montag, 22. Oktober, um 19.30 Uhr im LWL - Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster.

Im Anschluss an den Vortrag rundet eine Tanzperformance mit traditioneller molukkischer Musik der Gruppe von Pika Nendissa aus den Niederlanden den Abend ab.

Mit diesem Vortrag begann die Veranstaltungsreihe "Das Ewige Jetzt. Über die Vergangenheit in der Gegenwart verschiedener Kulturen", die vom Institut für Ethnologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster organisiert wird.

Bis Anfang Dezember folgen weitere fünf Vorträge, die sich mit dem "Ewigen Jetzt" anderer Kulturen beschäftigen werden.

Die Anwesenheit der Vergangenheit

Jos. Platenkamp, Professor für Ethnologie am Institut für Ethnologie in Münster, schilderte in seinem Vortrag, wie in vielen indonesischen Gesellschaften die Anwesenheit der Vergangenheit in der Gegenwart selbstverständlich ist.

Durch den ständigen Bezug auf diejenigen, die in der Vergangenheit gelebt haben, haben die Tobelo eine ganz andere Sichtweise auf die Welt als die westliche Gesellschaft. Besonders traditionelle Heilungsrituale stellen bei den Tobelo eine lebenswichtige Beziehung zur Vergangenheit in der Gegenwart dar. In ihnen manifestiert sich "Das Ewige Jetzt", und sie helfen, Krankheiten zu heilen.

Dazu hat Platenkamp näher erläutert, warum gerade der Fortbestand der eigenen Gesellschaft durch die Heilung eines Einzelnen so wichtig wird.

Über die Tobelo

Das Gebiet der Tobelo liegt auf Halmahera, der größten Insel der Nord-Molukken in Indonesien. Bei den Molukken handelt es sich um eine Inselgruppe zwischen Sulawesi und Neuguinea. Die Insel Halmahera ist vor allem landwirtschaftlich geprägt, und es werden hauptsächlich Kokosnüsse, Kakao und Reis angebaut.

Es handelt sich bei den Tobelo um eine der christlichen Gesellschaften innerhalb des islamisch dominierten indonesischen Staates. In den Jahren 1999 und 2000 kam es auf Halmahera aufgrund der Differenzen zwischen Muslimen und Christen zu blutigen Auseinandersetzungen.

Neben dem christlichen Glauben allerdings bestehen noch andere traditionelle Glaubensformen, die sich vor allem in alltäglichen Ritualen wiederfinden und das Leben der Tobelo maßgeblich beeinflussen.

Inwiefern dies der Fall ist, hat Jos. Platenkamp in seinem Vortrag anhand von Heilungsritualen näher beleuchtet.