Manuskript des Awḍaḥ al-masālik fī Alfiyyat Ibn Mālik von Ibn Hišām
Inventarnr.: Hs. 6
Datierung: 26.09.1198 n. H. / 13.08.1784 n. Chr.
Geogr. Bezug: Maghreb, Marokko
Material: Papier, Einband aus Leder
Umfang: 145 Seiten
Maße: 20,5 cm x 18 cm x 3 cm
Duktus: maġribī
Illumination: rote, schmale Umrandung; rote und blaue Hervorhebungen im Text
Kalligraph: Yūsuf b. ʿAbd al-Maġīd al-Fihrī ṯumma al-Fāsī
Provenienz: vermutlich ca. 1905 in Fes von Prof. Hubert Grimme erworben, Schenkung an das
Institut für Arabistik und Islamwissenschaft
Dieses Werk des Ibn Hišām (708 - 761/1308 oder 1310 - 1360) ist ein Kommentar zu einem der berühmtesten Bücher über arabische Sprache, das als die „Alfiyya“ des Ibn Mālik (600-672 n. H./1203/5-1274 n. Chr.) bekannt ist. Beim Exemplar der Institutssammlung handelt es sich um eine Gebrauchshandschrift in schlichtem, aber gut lesbarem mabsūṭ-Duktus und maghrebinischer Orthographie. Der Einband besteht aus Leder, der Textblock aus geripptem sogenanntem Vergé-Papier. Das Textfeld ist durch zwei rote Linien eingerahmt, die den Text des Werks von knappen, erläuternden Kommentaren am Rand trennen. Diese Randbemerkungen hat ein unbekannter Autor verfasst und deren Beginn und Ende mit dem Buchstaben ṣād ,bzw. hāʾ markiert. Sie zeugen von der intensiven Auseinandersetzung mit und der stetigen Weitervermittlung des Inhalts dieser Handschrift. Den Text strukturieren farbige Hervorhebungen, zum Beispiel ist das Wort "faṣl" (dt. Kapitel) teils in Rot, teils in Blau geschrieben, Zitate und Vokalisierungen in Rot. Die Unterkapitel (ar. bāb) und die Wendung „qawlihī“ (was er sagte), die die Zitate aus der Alfiyya Ibn Māliks einleitet, fallen durch dicke, schwarze Gestaltung auf.
Auf den ersten Blättern findet sich dreimal die apotropäische Formel „Yā kīk(a)taǧ, lā taʾkulū hāḏa al-kitāb bi-iḏn Allāh.“, übersetzt: „Oh Kīk(a)taǧ, esst nach Gottes Willen dieses Buch nicht.“ Das Wort „Kīk(a)taǧ“ taucht in Handschriften der islamisch geprägten Welt in verschiedenen Varianten auf und bezeichnet nach Steingass eine wilde Petersilienart, die für Ungeziefer wie Buchwürmer giftig ist. Nach einer Legende bezeichnet dieser Name in Indien den König der Küchenschaben oder der Krabbeltiere.
Auf die Innenseite der Buchdeckel wurden Blätter aus anderen Handschriften geklebt, das eine stammt vermutlich aus einem šarḥ zur Isagoge des Porphyrios, einer Einführung in die Logik des Aristoteles (384-322 v. Chr.).
Ibn Mālik, der im heutigen Syrien lebte und wirkte, fasste darin in tausend (ar. alf) Versen (daher der Name „Alfiyya“) sein knapp 2.800 Verse langes Gedicht über die Grundlagen der arabischen Grammatik zusammen, „Al-kāfiya aš-šāfiya“. Dies ist eine übliche Methode gewesen, um wichtige Inhalte oder Standardwerke in eine Form zu bringen, die sich leichter auswendig lernen ließ. Die Zusammenfassung wurde zahllose Male abgeschrieben, gedruckt und kommentiert, woraus sich schließen lässt, dass sie zu den wichtigsten Werken des arabischen Schrifttums zählte.
Der Autor dieses Kommentars, Ibn Hišām al-Anṣārī, war ebenfalls ein produktiver und einflussreicher Grammatiker, der nach mehrfachem Wechsel der Rechtsschule an der Qubba al-Manṣūriyya in Kairo Koranexegese lehrte. Sein Werk besteht vorwiegend aus Kommentaren und Zusammenfassungen. Beide Genres dienten der Vermittlung und Diskussion erfolgreicher Texte oder von diesen ausgelösten Problemstellungen und Themen. Dies verweist allerdings nicht auf eine erstarrte Gelehrsamkeit in der islamisch geprägten Welt, sondern auf einen lebendigen Wissenschafts- und Lehrbetrieb.
Eine Edition des Texts ist in der Bibliothek des Instituts für Arabistik und Islamwissenschaften unter der Signatur Mb 11 a14 zu finden.
Transkription des Kolophons
Intahā bi-ḥamd Allāh taʿālā wa-ḥusn ʿawnihī wa-tawfīqihī al-ǧamīl wa-ṣalā Allāh wa-salam
awwalan wa āḫiran ʿalā as-sirāǧ al-munīr sayyidinā wa-mawlānā Muḥammad al-mabʿūṯ ilā
an-nās aǧmaʿīn ḥaqqa qadruhū wa-miqdāruhū ʿalā ālihī wa-ṣaḥbihī wa-atbāʿihī
ḍaḥwat yawm al-ǧumʿa 26. min Ramaḍān
sanat 1198 ʿalā yad al-ʿabd aḍ-ḍaʿīf
ilā aǧr ʿafū mawlāhu wa-ġufrān Muḥammad
bin ʿAlī bin Muḥammad bin Yūsuf
ʿurifa bi-aʿdūl al-ḥasanī
kāna Allāh lahū
li-wālidayhi
Bibliographie
Sulaymān, Bāsim: Nāšadahu al-ʿarab wa-laqqabūhu bi-„al-ḥāfiẓ“ al-ǧinnī kabīkaǧ ḥāmī al-kutub. 7. Okt. 2019 auf „Raṣīf“.
Fleisch, H.: Ibn Mālik. IN: EI2. Zugriff am 04. 08. 2021. http://dx.doi.org/10.1163/1573-3912_islam_COM_0336.