"ERC Advanced Grants“ für Ralf Adams und Frank Glorius
Zwei "Advanced Grants" 2018 des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) gehen an Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) und des Max-Planck-Instituts (MPI) für molekulare Biomedizin in Münster: Biochemiker Dr. Ralf Adams, Professor an der Medizinischen Fakultät der WWU und am MPI Münster, sowie Chemiker Dr. Frank Glorius, Professor am Organisch-Chemischen Institut der WWU, erhalten je eine Förderung in Höhe von zusammen rund 4,7 Millionen Euro. Die Förderungen des ERC ermöglichen finanziell Forschungsprojekte und gelten gleichzeitig als ein Beleg für die herausragenden Forschungsleistungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dies macht die „ERC Grants“ besonders begehrt.
Prof. Dr. Ralf Adams leitet die Abteilung "Gewebebiologie und Morphogenese" am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster und ist Wissenschaftler am Exzellenzcluster „Cells in Motion“ der WWU. Seine Abteilung erforscht das Wachstum und die organtypische Spezialisierung von Blutgefäßen. Die jüngsten Arbeiten von Ralf Adams und seinem Team haben grundlegende Einblicke in die Organisation des Knochengefäßsystems in der Maus geliefert. Unter anderem erforscht die Gruppe die Veränderungen, die während des Alterns auftreten, sowie funktionelle Spezialisierungen von kleinsten Knochengefäßen und Endothelzellen, die die Blutgefäße auskleiden. Dabei interessieren sich die Forscher besonders für die molekularen Signalwege, die diese Prozesse steuern. Sie haben beispielsweise gezeigt, dass die Manipulation solcher Steuerungsprozesse in Endothelzellen im alternden Tier das Wachstum sogenannter Osteoprogenitorzellen auslösen kann. Diese speziellen Zellen sind an der Knochenbildung beteiligt. Ob und inwiefern dieser Mechanismus genutzt werden kann, um in Zukunft Patienten mit Osteoporose zu helfen, wollen die Wissenschaftler nun in dem vom ERC geförderten Projekt untersuchen. Für Ralf Adams ist es der zweite „Advanced Grant“ – bereits im Jahr 2013 erhielt er eine solche Forschungsförderung.
Prof. Dr. Frank Glorius hat einen Lehrstuhl am Organisch-Chemischen Institut der WWU. Seine internationale Forschungsgruppe entwickelt neue Katalyse-Konzepte und untersucht deren Anwendung. Moderne Katalyse erlaubt die umweltfreundliche und kosteneffiziente Herstellung chemischer Verbindungen. Das Spektrum der Arbeitsgebiete reicht von der biomimetischen Verwendung organischer Moleküle als Katalysator über die Untersuchung löslicher Metallkomplexe bis hin zur Entwicklung fester Metallkatalysatoren, deren Eigenschaften mithilfe organischer Moleküle auf der Metalloberfläche gezielt beeinflusst werden. Auf diesen Gebieten gilt die Gruppe international mit als führend. Frank Glorius forscht zudem auf dem als schwierig geltenden Gebiet der Hydrierung aromatischer Moleküle. Ziel ist die selektive Umwandlung von gut verfügbaren, flachen Molekülen (Aromaten) in wertvolle, gesättigte und vielfältig strukturierte Moleküle, wie sie in Naturstoffen und medizinischen Wirkstoffen vorkommen. Ein Problem ist die hohe Reaktionsträgheit der Aromaten, bei gleichzeitiger Empfindlichkeit angehängter Funktionsgruppen. Ziel der Forschung ist daher, kraftvolle Katalysatorsysteme zu entwickeln, die die erwünschte Umsetzung ermöglichen, aber empfindliche Funktionsgruppen intakt lassen. Mit dem „Advanced Grant“ kann die Gruppe von Frank Glorius ihre Forschungen nun ausweiten. Nach einem „ERC Consolidator Grant“ 2010 ist dies der zweite „ERC Grant“ für Frank Glorius.
Die Förderlinie "Advanced Grants" richtet sich an etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einer herausragenden wissenschaftlichen Leistungsbilanz in den letzten zehn Jahren. Weitere Förderlinien sind beispielsweise "ERC Starting Grants" und "ERC Consolidator Grants". Insgesamt gibt es rund 20 Wissenschaftler an der WWU, die im Laufe ihrer Karriere mindestens einen Grant der EU-Kommission erhalten haben.
Zu den beiden ausgezeichneten Wissenschaftlern:
Ralf Adams
Ralf Heinrich Adams schrieb seine Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main und an der Universität Frankfurt. Nach der Promotion 1995 forschte er am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg. Im Jahr 2000 wechselte er als Arbeitsgruppenleiter an das Londoner Forschungsinstitut "Cancer Research UK". 2007 folgte er einem Ruf an die Medizinische Fakultät Münster. Seit 2007 ist er auch Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster. Ralf Adams gehört zu den führenden Wissenschaftlern des Exzellenzclusters "Cells in Motion - CiM" an der WWU.
Frank Glorius
Frank Glorius promovierte im Jahr 2000 an der Universität Basel. Nach Stationen an der Universität Harvard (USA), am Max-Planck-Institut in Mülheim an der Ruhr und als Professor an der Universität Marburg wechselte er an die WWU. Seit 2007 ist er dort am Organisch-Chemischen Institut tätig. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen erhielt er den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2013) und den „Arthur C. Cope Scholar Award“ der American Chemical Society (2018). Er war wiederholt unter den „weltweit meistzitierten Köpfen“, einer Liste der einflussreichsten Wissenschafter. Diese Liste wird regelmäßig durch Clarivate Analytics erstellt (früher Thomson Reuters), Betreiber der Literatur- und Zitationsdatenbank "Web of Science".