Universität trauert um Prof. Karl-Ernst Jeismann
Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster trauert um Professor Dr. Karl-Ernst Jeismann, der am 25. Februar im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
Nach seinem Lehramtsstudium der Fächer Geschichte, Deutsch und Erdkunde in Kiel und Münster war Karl-Ernst Jeismann zunächst Lehrer am münsterschen Schillergymnasium. In den Jahren 1963 bis 1966 leitete er als Oberstudiendirektor das Studienseminar in Münster. 1966 nahm er einen Ruf der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe auf einen Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte an, wo er bis 1978 auch das Amt des Rektors innehatte.
1971 habilitierte er sich an der Ruhr-Universität Bochum und nahm von 1978 bis 1984 die Leitung des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig wahr. Von dort kehrte er an das Institut für Didaktik der Geschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zurück. 1990 wurde er in Münster emeritiert.
Nach seiner Promotion über das Problem des Präventivkrieges im europäischen Staatensystem vor allem der Bismarckzeit (1956) veröffentlichte Karl-Ernst Jeismann grundlegende Arbeiten zur Bildungsgeschichte und zur Geschichtsdidaktik. Sein Handbuch zur deutschen Bildungsgeschichte des 19. Jahrhunderts, vor allem aber seine zweibändige Studie zum preußischen Gymnasium in Staat und Gesellschaft (1996) haben in ihrer Verknüpfung von Sozial-, Kultur-, Wirtschafts- und Politikgeschichte Standards für die moderne Bildungsgeschichte gesetzt.
Von großer Bedeutung sind seine Leistungen für die Geschichtsdidaktik, wo er das Fundament der modernen Disziplin gelegt hat. Seither beansprucht die Geschichtsdidaktik, mehr zu sein als eine bloße Methodenlehre des Schulfaches Geschichte, sondern die Wissenschaft vom Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft. Für seine Verdienste um die international vergleichende Schulbuchforschung, für die Geschichtsdidaktik und für die wissenschaftliche Lehrerbildung wurde er 1985 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.