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Münster (upm/ch)
Dr. Alena Buyx, Dr. Pol Besenius und Susanne Paulus (von links)<address>© NRW-Akademie</address>
Dr. Alena Buyx, Dr. Pol Besenius und Susanne Paulus (von links)
© NRW-Akademie

Nachwuchswissenschaftler in NRW-Akademie

Philologin, Chemiker und Biomedizin-Ethikerin in Junges Kolleg der NRW-Akademie der Wissenschaften und der Künste berufen

Nach zwei Leibniz-Preisen in den Geistes- und Naturwissenschaften verzeichnet die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) nun innerhalb kurzer Zeit einen weiteren Erfolg: Mit dem Chemiker Dr. Pol Besenius, der Biomedizin-Ethikerin Dr. Alena Buyx und der Philologin Susanne Paulus nimmt die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste drei herausragende junge Nachwuchswissenschaftler in das Junge Kolleg auf. Das teilte die Akademie heute (17. Dezember) mit.

"Die Aufnahme in das Junge Kolleg ist eine bedeutende Auszeichnungen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Nordrhein-Westfalen. Wir sind stolz, dass gleich drei von insgesamt elf Kandidaten von der WWU stammen", betont Forschungsprorektor Prof. Dr. Stephan Ludwig. Die Prorektorin für Internationales und wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. Cornelia Denz, ergänzt: "Die drei kommen aus sehr unterschiedlichen Fachbereichen. Das zeigt, dass unser Forschungsprofil nicht nur breit aufgestellt ist, sondern dass wir auch hervorragende Nachwuchswissenschaftler in Geistes-, Natur- und Lebenswissenschaften hervorbringen." In diesem Jahr waren laut Akademie mehr als 100 Bewerbungen eingereicht worden. Die Nachwuchswissenschaftler werden am 22. Januar im Rahmen des Konzerts zum Neuen Jahr in Düsseldorf offiziell ins Junge Kolleg aufgenommen.

Pol Besenius

Pol Besenius (31) nimmt sich die Natur zum Vorbild: Gemeinsam mit seiner Nachwuchsgruppe will er organische Nanomaterialien nach dem Muster biologischer Moleküle herstellen. Die besonderen Eigenschaften dieser funktionalen Nanomaterialien sollen in Zukunft neue Anwendungen möglich machen, unter anderem in der biomedizinischen Bildgebung oder als abbaubaren Trägermaterialien für Arzneimittel. Um solche "biomimetischen" Nanomaterialien herzustellen, nutzen die Chemiker Prozesse der Selbstassemblierung und Selbstorganisation. Das bedeutet: Sehr komplexe Systeme bauen sich aus molekularen Bausteinen selbst auf. Die Forscher sehen darin ein großes Potenzial. Diese Verbindungen könnten nicht nur als Wirkstoffträger dienen, sondern auch über molekulare Schalter "ein" oder "aus" gestellt werden und Wirkstoffe gezielt freisetzen.

Pol Besenius, gebürtiger Luxemburger, ist seit Mai 2011 Leiter einer unabhängigen Nachwuchsgruppe am Organisch-Chemischen Institut der WWU und am interdisziplinären Center for Nanotechnologie (CeNTech). Er wird dabei durch ein Liebig-Stipendium vom Fonds der Chemischen Industrie gefördert. Pol Besenius studierte Chemie an der Technischen Universität Wien und der University of Strathclyde in Glasgow (Schottland). 2008 promovierte er dort an der WestCHEM-Graduiertenschule. Im Anschluss zog es ihn als Postdoktoranden an die Eindhoven University of Technology, wo er bis 2011 als Marie-Curie-Stipendiat am Institute for Complex Molecular Systems tätig war. Unter anderem wurde er mit dem "Thieme Chemistry Journal Award 2013" ausgezeichnet.

Alena Buyx

Das Forschungsgebiet von Alena Buyx ist die biomedizinische Ethik. Ziele der von ihr geleiteten Emmy-Noether-Gruppe sind unter anderem Beiträge zum theoretischen Fundament des noch jungen Fachs der biomedizinischen Ethik. Die 35-Jährige widmet sich zudem ethischen Fragestellungen, die sich aus Neuerungen im Bereich der biomedizinischen Wissenschaften ergeben, etwa im Bereich der personalisierten Medizin oder in neuen Neurotechnologien. Außerdem bearbeitet sie Herausforderungen der Umwelt- und Energie-Ethik.

Alena Buyx leitet seit 2012 die Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe "Politische Philosophie als Ressource der Normenbegründung in der Bioethik" an der WWU. Zugleich ist sie Honorary Senior Research Associate am University College in London und Beraterin des englischen Ethikrats. Sie studierte Medizin, Philosophie, Soziologie und Gesundheitsökonomie in Münster, York und London (England). Nach dem medizinischen Staatsexamen (2004), der Promotion (2005) und dem philosophischen Magister (2005) war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin an der WWU sowie Visiting Scholar im Program in Ethics and Health an der Harvard University in Boston (USA). Von 2009 bis 2012 war sie Stellvertretende Direktorin des Nuffield Council on Bioethics (englischer Ethikrat) in London.

Susanne Paulus

Susanne Paulus (30) erforscht die keilschriftliche Überlieferung Babyloniens (des heutigen Irak) im 2. Jahrtausend vor Christus. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Erschließung von Primärquellen, die weltweit verstreut sind, und auf deren Auswertung unter rechts-, sozial- und kulturhistorischen Gesichtspunkten. Durch Beiträge zur Geschichte, Chronologie und zu den internationalen Beziehungen der bislang wenig beachteten sogenannten mittelbabylonischen Zeit (1500-1000 v. Chr.) legt sie eine Grundlage für die weitere Erforschung Babyloniens. Künftig will sie sich besonders auch der Edition und Auswertung sumerischer literarischer Texte aus dem frühen 2. Jahrtausend vor Christus widmen.

Susanne Paulus ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde der WWU. Nach ihrem Studium der altorientalischen Philologie, Ägyptologie, Vorderasiatischen Altertumskunde und der Angewandten Kulturwissenschaften, das von der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert wurde, wurde sie 2011 mit einer grundlegenden Edition und Studie zu den babylonischen Kudurruinschriften promoviert. Die Arbeit wurde mit dem Dissertationspreis der Philosophischen Fakultät Münster und dem internationalen Preis für Antike Rechtsgeschichte der Universität Innsbruck ausgezeichnet.

Das Junge Kolleg

Das Junge Kolleg der NRW-Akademie wurde 2006 zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Mercator gegründet. Bis zu 30 herausragende junge Wissenschaftler aller Fachrichtungen können für eine Dauer von maximal vier Jahren berufen werden. Sie dürfen zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht älter als 36 Jahre sein. Ihnen wird im Jungen Kolleg Gelegenheit gegeben, ihre Projekte in interdisziplinären Arbeitsgruppen unter dem Dach der Akademie zu diskutieren und sich mit der etablierten Wissenschaftselite auszutauschen. Die Kollegiaten erhalten jährlich ein mit 10.000 Euro dotiertes Forschungsstipendium und Reisemittel.