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Münster (upm/kw)
Prof. Dr. Fernando Da Costa forscht an der Universität Münster an brasilianischen Pflanzenverbindungen gegen Malaria.<address>© WWU - Kristin Woltering</address>
Prof. Dr. Fernando Da Costa forscht an der Universität Münster an brasilianischen Pflanzenverbindungen gegen Malaria.
© WWU - Kristin Woltering

Mit Sonnenblumen gegen Malaria

Acht Monate auf dem "Brazil Chair" - jetzt kehrt Prof. Dr. Fernando Da Costa in seine Heimat zurück

Von null auf hundert: Bis vor wenigen Monaten kannte Fernando Da Costa Fahrräder eigentlich nur vom Hörensagen oder aus dem Fernsehen - mittlerweile hat er sich zu einem echten Fahrradliebhaber entwickelt. Der Brasilianer sitzt gern und viel auf der "Leeze", seine Touren startet er meist von seiner Wohnung in Havixbeck aus. "Das Wetter ist zwar oft viel kälter als in meiner Heimat, aber Bewegung in der Natur tut mir richtig gut", meint der 45-Jährige.

Überhaupt gefällt es ihm gut in Deutschland und in Münster. Fernando Batista Da Costa stammt aus Ribeirão Preto von der "School of Pharmaceutical Sciences of Ribeirão Preto" an der Universität São Paulo. Er ist der erste Wissenschaftler in Deutschland, der den Gastlehrstuhl "Brazil Chair" innehat. Dieser Lehrstuhl wird künftig in einem regelmäßigen Turnus neu besetzt. Der jeweilige Lehrstuhlinhaber soll mindestens sechs und höchstens 18 Monate an der Universität Münster arbeiten.

Der "Brazil Chair" passt geradezu perfekt zur WWU. Denn seit dem 15. März 2010 gibt es an der WWU das deutschlandweit an Universitäten einzigartige Brasilien-Zentrum. Das Zentrum schreibt regelmäßig Forschungsfelder aus, die für eine Gastprofessur relevant sein könnten, und schlägt der brasilianischen Förderagentur für Hochschulbildung "CAPES" die ausgewählten Themen vor. CAPES wählt die Themen aus, die in Brasilien ausgeschrieben werden und auf die sich brasilianische Forscher bewerben können. Die Gastprofessoren werden von der Organisation nach Rücksprache mit dem münsterschen Brasilien-Zentrum vergeben.

Seit dem 5. September vergangenen Jahres forscht der brasilianische Wissenschaftler nun in Münster. Zusammen mit Prof. Dr. Thomas Schmidt vom Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie sammelt er die Daten von pflanzlichen Verbindungen, um daraus Vorhersagen über die Eigenschaften anderer Substanzen machen zu können. Er misst Bioaktivitäten der Pflanze und seiner Verbindungen und nimmt alle Daten in eine Datenbank auf. Dies ist eine Methode der "in silico"-Chemie, bei der virtuelle Tests mit chemischen Strukturen am Computer inszeniert werden. Insbesondere interessiert sich der Wissenschaftler für brasilianische Sonnenblumen, die chemische Substanzen herstellen, mit denen man möglicherweise in Zukunft Malaria oder ähnliche Krankheiten heilen kann. Die Pflanze stellt eine Substanz her, um Parasiten abzuwehren - es ist genau dieser Stoff, den die Forscher nutzen können, um die Krankheit zu behandeln.

Fernando Da Costa ist sehr darum bemüht, Forschungskooperationen zwischen der WWU und Universitäten in seinem Heimatland aufzubauen. "Im September kommt ein Stipendiat von Brasilien nach Münster. Auch er wird Extrakte von Pflanzen mitbringen", erzählt der pharmazeutische Biologe. Dies sei allerdings nicht einfach. Brasilianische Wissenschaftler müssen aufgrund der Biopiraterie in der Vergangenheit genau nachweisen, wo sie die Pflanze gefunden haben - zudem ist eine spezielle Genehmigung vorgeschrieben.

"Deutschland ist sehr bekannt für Naturstoffchemie. Die meisten Forscher auf diesem Gebiet tragen deutsche Namen", erklärt Fernando Da Costa. Er habe viele deutsche Publikationen gelesen, und es sei immer ein Traum für ihn gewesen, nach Deutschland zu kommen. Aber jetzt freut er sich wieder auf seine Heimat. Und worauf genau? Auf das Essen seiner Mutter. "Und darauf, endlich wieder barfuß zu gehen. In Deutschland ist es meist zu kalt für einen Südamerikaner wie mich."

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