
Archäologisches Museum freut sich über Epinetron als Dauerleihgabe
Der griechische Archäologe Dr. Giorgios Kavvadias hat als Vertreter des Archäologischen Nationalmuseums in Athen ein Epinetron als Dauerleihgabe an das Archäologische Museum der Universität Münster übergeben. Das fast 2.500 Jahre alte, reich verzierte Artefakt füllt eine Lücke im Bestand des Museums. Ursprünglich wurden die tönernen Geräte im Sitzen auf dem Oberschenkel getragen und deren raue Oberfläche für die Wollverarbeitung genutzt. Später jedoch entwickelten sich die Epinetra zu einem beliebten Statussymbol und wurden oft als Grabbeigabe verwendet. Auch das in Münster ausgestellte Epinetron wurde nie als Arbeitsgerät genutzt, sondern gelangte in das Grab einer Frau in Athen – das Epinetron kann ab sofort besichtigt werden.
Auslöser für die leihweise Überlassung des Epinetrons war die Schenkung eines antiken Trinkgefäßes (Skyphos) aus der Sammlung des Archäologischen Museum an das Archäologische Nationalmuseum im Jahr 2019. Dieser Skyphos war 1895 dem ersten olympischen Marathonsieger der Neuzeit, Spiridon Louis, als Preis übergeben worden. Auf unbekannten Wegen gelangte das Stück in den Besitz eines Nationalsozialisten, der in den 1930er Jahren für einige Zeit in Athen lebte. Mit dem Ankauf von dessen Sammlung Ende der 80er Jahre erwarb das Archäologische Museum das Trinkgefäß, ohne zu wissen, wer der Vorbesitzer war. Mitte der 2010er Jahre entdeckte Giorgios Kavvadias das Stück und belegte dessen Herkunft. Aufgrund der großen ideellen Bedeutung schenkte die Universität Münster den Skyphos 2019 dem griechischen Staat. Heute ist er im Museum der antiken Olympischen Spiele in Olympia ausgestellt. Erst vor wenigen Monaten brachte zudem eine Delegation der Universität Münster einen antiken Marmorkopf ungeklärter Provenienz nach Griechenland zurück, nachdem Wissenschaftler dessen Ursprung in Thessaloniki ausgemacht hatten.
„Diese beiden Initiativen des Museums zeugen von hoher wissenschaftlicher Ethik, professioneller Integrität und tiefem Respekt für das griechische Kulturerbe“, würdigte Giorgios Kavvadias in einem Grußwort der griechischen Kulturministerin das Vorgehen des Archäologischen Museums. Die Dauerleihgabe des Epinetrons erfolge daher auch, um „eine symbolische und substanzielle Geste der Dankbarkeit“ zu zeigen. „Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie Fragen problematischer Herkunft mit gegenseitiger Freundschaft, Respekt und vor allem gegenseitigem Nutzen angegangen werden können“, betonte Museums-Direktor Prof. Dr. Achim Lichtenberger.
Die Leihgabe gehöre zu den seltenen Zeugnissen griechischer bemalter Keramik, für die Frauen als Zielpublikum und Nutzerkreis ausgemacht werden können. „Die meisten Vasenbilder richteten sich an Männer: Symposion, Sport, Krieg“, erläuterte Achim Lichtenberger. „Epinetra sind auch deswegen so interessant, weil sie Frauen eine Stimme geben, auch wenn das weibliche Rollenmodell, das sich in solchen Objekten manifestiert, aus moderner Sicht in Frage gestellt werden kann.“