
Online-Studie zur Bundestagswahl über individuellen Umgang mit politischen Krisen
Migration, Klimakrise, der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Israel-Gaza-Konflikt und der Aufstieg des autoritären Populismus: Die Bundestagswahl am 23. Februar ist von zahlreichen Konfliktthemen geprägt, die in der Bevölkerung Unsicherheit und Sorgen auslösen. Welchen Einfluss haben die mediale Berichterstattung sowie der individuelle Nachrichtenkonsum darauf? Wie hängt die Einschätzung der Bedrohungslage mit Persönlichkeitsmerkmalen zusammen? Mit seiner am 8. Februar startenden Online-Studie zur „Dynamik individueller Politikeinstellungen in Krisenzeiten (DiPol)“ sucht ein Team um den Psychologen Prof. Dr. Mitja Back und den Politikwissenschaftler Prof. Dr. Bernd Schlipphak von der Universität Münster nach Erkenntnissen. Über vier Wochen beantworten die Testpersonen per E-Mail täglich etwa 10 Minuten Fragen zu ihren Sorgen und Einstellungen sowie ihrer Mediennutzung.

Die Studie mit Förderung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster soll Aufschluss über den Verlauf des individuellen, alltäglichen Umgangs mit gesellschaftlichen Herausforderungen geben. Im Gegensatz zu klassischen Meinungsumfragen, bei denen zu einem bestimmten Zeitpunkt unterschiedliche Menschen befragt werden, begleitet die DiPol-Studie die Teilnehmenden im sogenannten Längsschnitt über mehrere Wochen rund um die Bundestagswahl. „So können wir die eventuell zentrale Rolle von medialer Berichterstattung auf den Verlauf von Bedrohungsgefühlen in der Bevölkerung untersuchen“, betont Bernd Schlipphak.

Die Wissenschaftler erhoffen sich außerdem Erkenntnisse darüber, aus welchen Gründen Menschen unterschiedlich auf dieselben herausfordernden Ereignisse reagieren. „Die einen fühlen sich durch gesellschaftliche Krisen stark belastet, andere bleiben gelassen. Manche suchen in Krisensituationen nach Schuldigen und werden aggressiv; wieder andere konzentrieren sich auf Gemeinsamkeiten und bringen Verständnis für andere auf“, erläutert Mitja Back. „Aktuell haben wir noch sehr wenig Information darüber, wie persönliche Merkmale, die Mediennutzung und die Unterschiede in der Berichterstattung zusammenwirken“, ergänzt Bernd Schlipphak. Dieses Wissen sei entscheidend dafür, um als Gesellschaft effektiver mit Krisen umzugehen. Um die Vielfalt der individuellen Reaktionen zu analysieren und ein breites Meinungsspektrum abzudecken, sollen möglichst viele Menschen teilnehmen.