Theologe Michael Seewald erhält den Leibniz-Preis 2025
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den katholischen Theologen Prof. Dr. Michael Seewald von der Universität Münster für seine exzellente Forschung mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2025 ausgezeichnet – mit einer Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro ist der Leibniz-Preis der höchstdotierte deutsche Forschungsförderpreis. In ihrer Begründung hebt die DFG vor allem Michael Seewalds Leistungen auf dem Gebiet der Dogmen-Geschichte und -Hermeneutik hervor. „Mit seinem historisch-kritisch abgeleiteten und systematisch begründeten Plädoyer für die Wandelbarkeit von Dogmen unter Beibehaltung der Tradition ist es ihm gelungen, eine Brücke zwischen gegensätzlichen Lagern im Katholizismus zu schlagen. Damit gilt er als eine Schlüsselfigur der Dogmenhermeneutik, die die aktuellen theologischen Debatten über Reform, Glaubenswandel und Tradition maßgeblich prägt.“
Michael Seewald erreichte heute (11. Dezember) Vormittag die Nachricht aus Bonn, als er nach mehreren Vorträgen und seiner Teilnahme an einem Doktorandenseminar in einem Café am Boulevard Raspail in Paris saß. „Das ist eine Würdigung, über die ich mich sehr freue“, betonte er. „Der Leibniz-Preis gibt dem gesamten Team unseres Exzellenzclusters ,Religion und Politik‘ für die anstehende Begutachtung kräftigen Rückenwind. Genauso sehr freut es mich, dass damit die universitäre Theologie in Deutschland insgesamt gestärkt wird.“
Auch der Rektor der Universität Münster, Prof. Dr. Johannes Wessels, hob die Bedeutung des Preises für Michael Seewald und die Universität hervor. „Michael Seewald zählt bereits seit vielen Jahren zu den führenden Experten in der katholischen Theologie, er ist national und international ein hoch anerkannter und geschätzter Kollege. Der Leibniz-Preis ist der verdiente Lohn für seine in vielerlei Hinsicht herausragende Arbeit, von dem nicht nur das Institut, der Fachbereich mit seinen Studierenden, sondern auch die Universität als Ganzes profitiert – indem er uns beispielsweise einen Schub für den laufenden Exzellenz-Wettbewerb gibt. Das gesamte Rektorat ist mit Michael Seewald stolz auf diese eindrucksvolle Auszeichnung.“
Gleichzeitig freut sich das Rektorat mit Prof. Dr. Wolfram Pernice von der Universität Heidelberg, der ebenfalls mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde. Wolfram Pernice hatte 2015 einen Ruf an das Physikalische Institut der Universität Münster angenommen, mit dem er nach wie vor als „adjunct Professor“ verbunden ist. Zudem ist er Mitglied des Sonderforschungsbereichs „Intelligent Matter“.
Zur Person: Prof. Dr. Michael Seewald
Von 2005 bis 2009 studierte Prof. Dr. Michael Seewald (37) katholische Theologie, Philosophie und Politikwissenschaft in Tübingen, Pune (Indien) und Frankfurt am Main. 2011 wurde der gebürtige Saarbrücker zum Doktor der Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert, vier Jahre später folgten die Habilitation und Erteilung der Lehrbefähigung für Dogmatik und Ökumenische Theologie ebenfalls an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2017 lehrt und forscht er als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität.
Michael Seewald ist seit 2017 Principal Investigator am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und seit 2022 dessen Sprecher. Seit diesem Jahr ist er zudem Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Im Jahr 2016 zeichneten die Universität Innsbruck und die Karl-Rahner-Stiftung ihn mit dem Karl-Rahner-Preis für theologische Forschung aus, im Jahr darauf verliehen die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Bundesministerium für Bildung und Forschung ihm den Heinz Maier-Leibnitz-Preis.
Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Theorien dogmatischer Entwicklung und Theologie der Aufklärung (spätes 17. bis frühes 19. Jahrhundert).
Über den Preis
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird jährlich verliehen und ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Pro Jahr können bis zu zehn Preise mit einer Summe von jeweils 2,5 Millionen Euro verliehen werden. Ziel des Leibniz-Programms ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Forscherinnen und Forscher zu erleichtern. Die Förderung wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt. Die Entscheidung über die Preisträgerinnen und Preisträger trifft der DFG-Hauptausschuss. Beim diesjährigen Verfahren wurden 142 Bewerbungen eingereicht, aus denen das Gremium zehn Preisträger ausgewählt hat. Die Leibniz-Preise werden am 19. März 2025 in Berlin verliehen. Michael Seewald ist die elfte Persönlichkeit der Universität Münster, die mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wird. Im vergangenen Jahr erhielt die Mathematikerin Prof. Dr. Eva Viehmann diese Auszeichnung.