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Münster (upm/jh).
Auf Basis des Forschungsprojekts &quot;Asking the Pope for Help&quot; können Schülerinnen und Schüler nun selbstständig die Lebensgeschichten jüdischer Verfolgter rekonstruieren.<address>© Adobe Stock - Seventyfour | SMNKG - Jana Haack</address>
Auf Basis des Forschungsprojekts „Asking the Pope for Help“ können Schülerinnen und Schüler nun selbstständig die Lebensgeschichten jüdischer Verfolgter rekonstruieren.
© Adobe Stock - Seventyfour | SMNKG - Jana Haack

Jüdische Bittschreiben: Forscher stellen Unterrichtsmaterial bereit

Schulmaterial auf Basis jüdischer Lebensgeschichten während der Schoah ist frei zugänglich

Auf Grundlage von rund 10.000 Bittschreiben, die jüdische Verfolgte während des Holocausts durch die Nationalsozialisten an den damaligen Papst Pius XII. und den Vatikan richteten, hat das Forschungsteam des Projekts „Asking the Pope for Help“ von der Universität Münster Unterrichtsmaterial für Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 9 entwickelt. Es steht ab sofort unter folgender Adresse allen Interessierten und Lehrkräften zur freien Verfügung: https://uni.ms/6fv9k.

Mit den Unterrichtssequenzen können die Schüler mittels forschenden und biografischen Lernens erstmals die verschiedenen Biografien der Bittsteller in Zeiten von Totalitarismus, Weltkrieg und Shoah verfolgen, erarbeiten und miteinander vergleichen. Die Schicksale, die im Zentrum des Materials stehen, stammen aus den vatikanischen Archiven. Ein Team um den Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf arbeitet die bislang entdeckten 9.424 Bittschreiben, die dazugehörige Korrespondenz und die Biografien der jüdischen Menschen auf und macht sie in einer digitalen Edition der Öffentlichkeit zugänglich.

Kritisch aufgearbeitete Quellen aus der Perspektive der Verfolgten bieten einen authentischen Zugang zu den Schicksalen der Menschen.<address>© SMNKG</address>
Kritisch aufgearbeitete Quellen aus der Perspektive der Verfolgten bieten einen authentischen Zugang zu den Schicksalen der Menschen.
© SMNKG
Die Quellensammlung bietet eine neue und in dieser Anlage einzigartige didaktische Perspektive. Das Schulmaterial schlägt eine Brücke, indem es die Briefe der Verfolgten in ihren historischen Kontext setzt und mit Erkenntnissen der Kirchengeschichte verknüpft. „Durch die kritisch aufbereiteten Quellen aus der Perspektive der Verfolgten schließen wir eine wichtige Lücke in der Überlieferung und geben den zu Opfern gemachten Menschen mittels ihrer eigenen Geschichte ihren Status als handelnde Akteure zurück“, erläutert Projektleiter Hubert Wolf.

Entwickelt wurden die Unterrichtssequenzen in Zusammenarbeit mit einem Team um Dr. Clauß Peter Sajak, Professor für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Münster. In einem mehrstufigen Prozess wurde das Lernangebot bereits an Gymnasien und Realschulen erprobt und weiterentwickelt. „Abseits einer abstrakten Darstellung der Themen um die Geschichte des Nationalsozialismus oder einer Fokussierung auf einzelne populäre Biografien ermöglicht das Unterrichtsmaterial, die vielfältigen Lebenswege und Schicksale von Jüdinnen und Juden in den Zeiten der Verfolgung sicht- und greifbar zu machen“, betont Clauß Peter Sajak. Auch vor dem Hintergrund, dass Gespräche mit Zeitzeugen in Schulen aufgrund ihres Alters bald der Vergangenheit angehören, sind die Briefe der Verfolgten von großer Bedeutung. Neben Tagebuchaufzeichnungen bieten sie die einzige Möglichkeit, unmittelbare Einblicke in persönliche Erfahrungen vor und während der Verfolgung zu gewinnen.

Die Unterrichtssequenzen sind modular aufgebaut, sodass die Lehrkräfte den Umfang und die Ausrichtung der Einheiten im Hinblick auf die Lerngruppe und den Zeitplan variieren können. Obligatorische Module, die die Erarbeitung des jeweiligen Bittschreibens in den Fokus stellen, werden durch flexibel einsetzbare Module unterschiedlicher Schwerpunkte ergänzt. Sie beziehen sich beispielsweise auf die historischen Hintergründe und den Umgang mit Erinnerung, aber auch darauf, wie der Vatikan mit den Schreiben umging und welche Handlungsspielräume die Verfolgten hatten.

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