Mit dem eigenen Start-up zum Erfolg
Studentische Gründungen werden immer wichtiger, während Angebote zur Unterstützung von Start-ups noch nicht an allen Fachbereichen gleich gut sichtbar sind. Das zeigt eine aktuelle Studie der Arbeitseinheit Psychology of Entrepreneurship von der Universität Münster. Mit einem fünfköpfigen Team hat Juniorprofessor Dr. Philipp Schäpers im „Student Startup Monitor (SSM) 2024“ erhoben, wer bereits im Studium auf die Idee einer Gründung kommt und wie man diese Studierenden dabei unterstützen kann.
Ein eigenes Unternehmen ist ein möglicher Karriereweg, der sich schon während des Studiums anbahnen oder sogar realisieren lässt – diese Botschaft möchten die Macher der Studie vermitteln. Das dürfte im Sinne der gesamten Gesellschaft sein. Denn immerhin 40 Prozent der neu gegründeten Start-ups haben der Erhebung zufolge, die frühe studentische Ausgründungen beleuchtet, einen sozialen oder nachhaltigen Fokus. Für die Online-Umfrage hat das Team bundesweit Universitäten, Fachhochschulen und Lehrstühle angeschrieben. 2.350 Studierende nahmen teil, darunter 272 Gründerinnen und Gründer.
„Bei den Studierenden befinden sich erfahrungsgemäß viele in der Frühphase ihrer Gründung, der sogenannten Seed-Phase“, erläutert Henrik Heinemann vom Team der Studie. Dass nur zwölf Prozent der befragten Start-ups vor 2020 gegründet wurden und somit kaum eins von ihnen älter als fünf Jahre ist, führt der Psychologe auf das Alter dieser Gruppe zurück. Außerdem seien die Angebote zur Unterstützung in den vergangenen Jahren immer besser geworden.
Die Studie bestätigt diese Einschätzung. In Münster gehört beispielsweise ein fünfteiliges Programm mit Coaching und Networking dazu, das Gründungswillige am „REACH – Euregio Start-up Center“ der Universität und Fachhochschule durchlaufen. Die Teilnehmenden der Studie bescheinigen dem Standort gute Bedingungen: Universität und FH zählen demnach zu den Top-Gründungshochschulen für studentische Ausgründungen bundesweit. Das könne jedoch mit daran liegen, dass es eine sehr gute Rücklaufquote aus Münster gegeben habe, betont Philipp Schäpers. Henrik Heinemann unterstreicht: „Aber es geht uns auch darum, was man noch besser machen kann.“
Als größte Herausforderung für studentische Start-ups nannten die Befragten den Vertrieb. Die Beschaffung des Kapitals ist den Ergebnissen zufolge für weniger als die Hälfte ein Problem. Max Weldert kann beide Punkte aus eigener Anschauung bestätigen. „Die große Mehrheit ist beim Thema Gründen unerfahren“, sagt der Doktorand und Gründer der Leihfahrrad-Firma „Tretty“, „uns ging es genauso.“ Das Unternehmen ist 2019 mit einem Crowdfunding gestartet. „Es war sehr anstrengend, den Aufruf bekannt zu machen, zumal wir damals noch studiert haben. Über etwas mehr Rückenwind hätten wir uns vor allem im ersten Jahr gefreut.“
Die Ergebnisse legen nahe, dass junge Gründerinnen und Gründer sowohl Vorbilder als auch Unterstützung brauchen. „80 Prozent derjenigen, die bereits gegründet haben, gaben an, dass sie ein positives Beispiel, ein sogenanntes Role Model, aus dem persönlichen Umfeld haben“, betont Psychologe Philipp Schäpers. Etwa 40 Prozent aller Teilnehmenden kennen niemanden, der oder die gegründet hat. Damit könnte im Umkehrschluss auch die mangelnde Diversität zusammenhängen: Obwohl die Werte allmählich klettern, liegt die Quote der studentischen Gründerinnen noch immer bei nur 29 Prozent.
Auch die Vielfalt der Fachbereiche ist unterrepräsentiert, da vor allem Studierende aus wirtschaftswissenschaftlichen Fächern gründen – ebenfalls etwa ein Drittel. Universitätsübergreifend gaben nur etwa 14 Prozent der Studierenden an, bereits mindestens ein Angebot zum Entrepreneurship wahrgenommen zu haben, beispielsweise Lehrveranstaltungen, Start-up Talks, Konferenzen und Ideenwettbewerbe. Die meisten davon studieren Wirtschaftswissenschaften (46 Prozent) oder ein MINT-Fach (32 Prozent). Die Antworten legen nahe, dass solche Angebote, ebenso wie studentische Initiativen, nicht nur das Interesse am Gründen wecken, sondern auch bei der Suche nach Gleichgesinnten helfen.
Autorin: Brigitte Heeke
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 7, 6. November 2024.