
Neue Methode zur Herstellung innovativer 3D-Moleküle
In ihrer Form erinnern sie an einen Käfig, und durch diese dreidimensionale Struktur sind sie deutlich stabiler als verwandte, flache Moleküle. Ringförmige „Käfig-Moleküle“ sind daher eine mögliche Alternative zu herkömmlichen Molekülringen aus der Gruppe der aromatischen Verbindungen und für die Arzneimittelentwicklung interessant. Ein Forschungsteam der Universität Münster um den Chemiker Prof. Dr. Frank Glorius hat eine neue Methode zur Herstellung sogenannter heteroatomsubstituierter 3D-Moleküle entwickelt und in der Zeitschrift „Nature Catalysis“ veröffentlicht. Die innovativen Strukturen entstehen durch präzises Einfügen einer dreiatomigen Einheit in einen gespannten (energiereichen) Ring des Reaktionspartners.
Aromatische Ringe sind flache Ringe in organischen Molekülen. Sie gehören zu den häufigsten Motiven in Pharmazeutika und Agrochemikalien. Diese Strukturen können jedoch unter physiologischen Bedingungen instabil sein und dadurch die Wirksamkeit der pharmazeutischen Verbindungen beeinträchtigen. Um dieses Problem zu lösen, erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler komplexe dreidimensionale Alternativen – käfigartige Ringe, die steifer und stabiler sind. Während solche 3D-Ersatzstoffe für einfache flache Ringe wie Benzol (ein Ring mit sechs Kohlenstoffatomen) bereits verfügbar sind, war es bisher viel schwieriger, 3D-Versionen von flachen Ringen zu synthetisieren, die ein oder mehrere andere wichtige Atome wie Stickstoff, Sauerstoff oder Schwefel enthalten. Dabei sind gerade diese heteroaromatischen Ringe besonders häufig in Medikamenten mit biologisch aktiven Eigenschaften zu finden.

Die Forscherinnen und Forscher führten experimentelle und computergestützte Studien durch, um den Mechanismus der Reaktion zu verstehen. Sie vermuten, dass die Reaktion mit dem lichtinduzierten Elektronentransfer vom angeregten Katalysator zu den reagierenden Molekülen beginnt und dann die Endprodukte entstehen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Alexander-von-Humboldt-Stiftung und der Deutsche Akademische Austauschdienst unterstützten die Studie finanziell.
Originalveröffentlichung
Chetan C. Chintawar, Ranjini Laskar, Debanjan Rana, Felix Schäfer, Nele Van Wyngaerden, Subhabrata Dutta, Constantin G. Daniliuc and Frank Glorius (2024): Photoredox-catalysed amidyl radical insertion to bicyclo[1.1.0]butanes. Nature Catalysis; DOI: 10.1038/s41929-024-01239-9