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Münster (upm/ch).
Das Bild ist eine Montage aus zwei Fotos. Es zeigt die Physikdoktoranden Philipp Schulte, Johannes Pirsch, Richard Salomon, Richard von Eckardstein und Justus Kuhlmann (v. l.) vom Astroseminar-Team 2024 sitzend in einem Hörsaal. Sie sind scheinbar umgeben von einer Galaxie.<address>© Montage: Uni MS - Johannes Wulf/ NASA/JPL/California Institute of Technology</address>
Die Physikdoktoranden Philipp Schulte, Johannes Pirsch, Richard Salomon, Richard von Eckardstein und Justus Kuhlmann (v. l.) gehören zum Astroseminar-Team 2024.
© Montage: Uni MS - Johannes Wulf/ NASA/JPL/California Institute of Technology

Von „kleiner Runde“ auf 300

Das Astroseminar findet am 18. und 19. Oktober zum 25. Mal statt / Vortrag von Harald Lesch

Dass aus einer Runde mit einer Handvoll Studierenden eine Veranstaltung mit mehr als 300 Gästen wird, hätte im Jahr 2000 niemand gedacht. Damals hielt Dr. Peter Biermann, Professor an der Universität Bonn und Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie, bei den „Münsterschen Kolloquien“ einen Vortrag über Astrophysik. An jenem Abend diskutierten einige der Studierenden mit ihm und Prof. Dr. Elmar Jessberger vom Institut für Planetologie der Universität Münster in kleiner Runde noch lange weiter – und ahnten nicht, dass dieser Moment die Geburtsstunde des Astroseminars war.

„Wir fanden das Thema spannend und wollten die Veranstaltung ausweiten“, erinnert sich Dr. Barbara Jömann, die damals als Medizinstudentin und Stipendiatin der Studienstiftung die Münsterschen Kolloquien mitorganisierte und im Jahr 2001 mit einigen Kommilitoninnen und Kommilitonen die Initiative zu einer Neuauflage ergriff. Bei der dritten Wiederholung 2003 war das Interesse so groß, dass das Organisationsteam die Teilnehmerzahl auf 35 begrenzen musste.

Astroteilchenphysiker Prof. Dr. Christian Weinheimer vom Institut für Kernphysik der Universität Münster betont, dass es von Beginn an ein studentisches Projekt gewesen sei. „Die Doktorandinnen und Doktoranden aus dem Organisationsteam haben enorme Gestaltungsmöglichkeiten und sehr viel Verantwortung dadurch, dass sie für das Programm, die Auswahl und Einladung der Referenten, für Werbung, Geldeinwerbung und Organisation verantwortlich sind und die Vorträge moderieren. Gleichzeitig wissen sie, dass es im Hintergrund jemanden gibt, der sie bei Fragen berät, bei Problemen hilft und das finanzielle und rechtliche Risiko trägt.“ Die Rolle im Hintergrund hat Christian Weinheimer inne. Er übernahm sie vor mehr als 15 Jahren von Prof. Dr. Dieter Frekers, der das Astroseminar im Laufe der Jahre auch mit zahlreichen Vorträgen unterstützte.

Das ursprüngliche Organisationsteam übergab Anfang der 2000er-Jahre den Staffelstab an jüngere Studierende – dieser Generationswechsel funktioniert bis heute. Inzwischen sind es traditionell Doktorandinnen und Doktoranden aus dem Institut für Kernphysik und dem Institut für Theoretische Physik, die dafür sorgen, dass das Astroseminar Bestand hat.

Nochmal ein Rückblick: Die Veranstaltung erhielt im Jahr 2005 einen neuen Charakter, der das Astroseminar auch heute noch auszeichnet. Nicht nur Studierende und Angehörige der Universität sind willkommen, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit, ganz besonders Schülerinnen und Schüler. Nach Jahren mit wechselnden Räumlichkeiten – von einem Hörsaal der Anatomie bis zu einem Pfarrheim im Kreuzviertel – etablierte sich der große Hörsaal im Physik-Gebäude IG1 als Veranstaltungsort des Astroseminars.

Dr. Matthias Prall, damals Doktorand in der Arbeitsgruppe von Christian Weinheimer, stieg 2006 in das Organisationsteam ein. „Das Schwierigste war, Geld für das Astroseminar einzutreiben, um zum Beispiel Plakate drucken zu lassen und Übernachtungskosten für einen Referenten zu übernehmen“, erinnert er sich. Nach vergeblichen Anfragen bei verschiedenen möglichen Unterstützern fand das Team damals einen ersten Sponsor. „Danach lief es gut. Wir haben Poster gedruckt und im Internet sowie über Schulverteiler Werbung für das Astroseminar gemacht. Die Resonanz war sehr groß.“ Mit einem Sprung schaffte es die Veranstaltung von rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Vorjahr auf etwa 200, und die Zahl wuchs in den Folgejahren noch an – sie pendelte sich auf etwa 300 ein.

Zwei Tage Programm mit Vorträgen von Promovierenden und erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, dazu Laborführungen: Dieses Format gibt viel Raum, ins Gespräch zu kommen, und hat sich etabliert. Dazu gibt es besondere Höhepunkte, beispielsweise Science Slams, und immer wieder sind prominente Redner zu Gast. Dr. Michael Zacher, ebenfalls früher Doktorand in der AG Weinheimer, hat beispielsweise mitgeholfen, den Astronauten Dr. Reinhold Ewald für einen Vortrag beim zehnjährigen Jubiläum des Astroseminars zu gewinnen. „Das war ein echtes Highlight für ein breites Publikum“, erinnert er sich.

Christian Weinheimer beobachtet immer wieder, dass die Planung des Astroseminars den jungen Leuten nicht nur Spaß macht, sondern sie auch weiterbringt. Ihre Organisationsfähigkeiten und ihre Kreativität hätten freien Raum, und diese Erfahrung ließe sie in ihrem Selbstbewusstsein wachsen, berichtet er. „Wenn es das Astroseminar noch nicht gäbe, sollte man so etwas erfinden, um exzellente junge Leute zu fördern.“

Autorin: Christina Hoppenbrock

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 6, 2. Oktober 2024.

 

ZEITLEISTE

  • 2000 hält Prof. Dr. Peter Biermann aus Bonn bei den „Münsterschen Kolloquien“ einen Vortrag über Astrophysik.
  • 2005 sind erstmals ausdrücklich auch Schülerinnen und Schüler eingeladen.
  • 2006 steigt die Teilnehmerzahl auf 200.
  • 2007 taucht erstmals der Veranstaltungstitel „Astroseminar“ auf.
  • 2009 ist ESA-Astronaut Dr. Reinhold Ewald als Referent zu Gast.
  • 2013 trägt NASA-Astronaut Dr. Gerhard P. J. Thiele vor.
  • 2014 werden die „Laborführungen“ eingeführt.
  • 2016 kooperiert das Astroseminar erstmals mit den Sternfreunden Münster e.V.
  • 2017 findet erstmals ein Science Slam statt.
  • 2020 und 2021 findet das Astroseminar wegen der Coronapandemie digital statt.
  • 2024 feiert das Astroseminar-Team die 25. Auflage der Veranstaltung.

 

Drei Fragen ...

an Philipp Schulte, stellvertretend für das Astroseminar-Team 2024

 

Was war die größte Herausforderung in der Vorbereitungsphase?

In diesem Jahr ist das Astroseminar durch das Jubiläum eine etwas größere Veranstaltung als sonst, die wir mit einem verhältnismäßig kleinen Organisationsteam vorbereiten. Während in den vergangenen Jahren bis zu zehn Doktorandinnen und Doktoranden im Veranstaltungsteam waren, sind wir durch mehrere zeitnah abgeschlossene Promotionen dieses Jahr nur sechs Personen.

Worüber freuen Sie sich besonders?

Ich bin sehr zufrieden, dass wir es geschafft haben, erstmals einen Kindervortrag und einen Kinderworkshop ins Programm aufzunehmen. Und ich bin froh, dass wir finanzielle Unterstützung von der Universitätsgesellschaft erhalten.

Was ist Ihr Highlight des diesjährigen Astroseminars?

Dass wir den bekannten Astrophysiker und TV-Moderator Prof. Dr. Harald Lesch als Referenten gewonnen haben. Auf seinen Vortrag freue ich mich sehr.

 

Buchtipp:

Dieter Frekers, Peter Biermann (2023): „Weltall, Neutrinos, Sterne und Leben“ – ein Rückblick auf die Themen des Astroseminars; Springer-Verlag

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