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Münster (upm/bhe).
Laudatorin Prof. Dr. Anne Käfer (l.), Prof. Dr. Arnulf von Scheliha (2.v.r.) und Prorektorin Prof. Dr. Ulrike Weyland (r.) gratulierten den Journalisten Reinhard Bingener und Evelyn Finger.<address>© Uni MS - Peter Leßmann</address>
Laudatorin Prof. Dr. Anne Käfer (l.), Prof. Dr. Arnulf von Scheliha (2.v.r.) und Prorektorin Prof. Dr. Ulrike Weyland (r.) gratulierten den Journalisten Reinhard Bingener und Evelyn Finger.
© Uni MS - Peter Leßmann

Ehrendoktorwürde für Evelyn Finger und Reinhard Bingener

Evangelisch-theologische Fakultät zeichnet zwei Journalisten aus / Feierstunde im Schloss

Sie schreiben über Themen wie die Krise der Kirchen, über ethische Debatten und das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit: Für ihr herausragendes journalistisches Gesamtwerk hat die evangelisch-theologische Fakultät der Universität Münster Evelyn Finger („Die Zeit“) und Reinhard Bingener („Frankfurter Allgemeine Zeitung“, FAZ) mit der theologischen Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Dekan Prof. Dr. Arnulf von Scheliha überreichte die Urkunden bei einer Feierstunde im Schloss. Vor rund 100 Gästen aus Wissenschaft, Kirche und Journalismus würdigte die Fakultät damit auch die beiden Printmedien als wichtige Foren für den gesellschaftlichen Austausch über religiöse und ethische Fragen.

In ihrem Vortrag betonte Evelyn Finger die wachsende kulturelle und politische Bedeutung der Religionen. Reinhard Bingener arbeitete in seiner Dankesrede die Gründe für die Krise der christlichen Kirchen in Deutschland heraus, die mit einem Wandel der medialen Öffentlichkeit einherginge. Zudem verwies er auf die Bedeutung des privat finanzierten, unabhängigen Journalismus.

Evelyn Finger ist seit 2001 Redakteurin bei der Wochenzeitung „Die Zeit“ und seit 2010 Ressortleiterin des Referats „Glauben und Zweifeln“. In ihren Artikeln behandelt sie Themen wie die Krise der Kirchen in Deutschland, interreligiöses Zusammenleben, fundamentalistische Strömungen in den USA und die Rolle der Religion in globalen Konflikten. Mit ihrer Publizistik hebt sie die Bedeutung von Religionskompetenz bei der Analyse und Lösung von sozialen und politischen Konflikten hervor. Zudem hat sie Veranstaltungsreihen organisiert, die die existenzielle Bedeutung der Religion in den Mittelpunkt rücken. „In allen Texten gelingt es Evelyn Finger, Fragen von Religion, Glauben und Zweifeln in ihrer Relevanz, aber auch ihrer Umstrittenheit zur Geltung zu bringen“, betonte Arnulf von Scheliha. Evelyn Finger komme das Verdienst zu, Religion und christlichen Glauben in ihrer Vielgestaltigkeit sowie kulturellen und spirituellen Bedeutung zur Sprache zu bringen. Die Journalistin trage zur regelmäßigen Präsenz religiöser Fragestellungen in der öffentlichen Diskussion bei, ohne sich dabei einer bestimmten Position zu verpflichten. „Evelyn Finger bringt Religion in ihrer kreativen Vielfalt zur Sprache, nicht ohne ihre Schattenseiten zu thematisieren.“

Reinhard Bingener ist seit 2008 Redakteur der FAZ. Er erhielt die Ehrung für seine kontinuierliche Berichterstattung über die evangelischen Kirchen in Deutschland, seine publizistische Aufarbeitung von theologischen Grundsatzfragen und der gegenwärtigen ethischen Debatten sowie für seine prägnanten Beiträge zu den hohen christlichen Feiertagen. „Seine Berichte und Kommentare begleiten kritisch-konstruktiv die kirchliche Arbeit und nehmen überdies theologische und ethische Grundsatzfragen in den Blick“, unterstrich Arnulf von Scheliha. Besonders eindrucksvoll seien die Texte zu den hohen christlichen Feiertagen, die aus diesem Anlass an der Stelle des täglichen Leitkommentars stehen. „Reinhard Bingener stellt die christlichen Feste mitten hinein in unsere Zeit, zeigt die Veränderungen in der Festkultur auf und interpretiert sie auf deren existentielle Bedeutung für die Gegenwart.“ Seine Artikel zeichneten sich durch theologische Tiefenschärfe, fachliche und publizistische Qualität sowie durch eine seriöse Ausgewogenheit des kirchenpolitischen und theologischen Urteils aus. „Zugleich gelingt es ihm“, unterstrich der Dekan, „theologische Fragen für ein breites Publikum aufzubereiten, die Breite des theologischen Spektrums zu berücksichtigen und die Relevanz des christlichen Glaubens und der evangelischen Kirchen in den gesellschaftlichen und politischen Diskurs einzubringen.“

Hintergrund

Die evangelisch-theologische Fakultät der Universität Münster ist die größte in Deutschland. Derzeit haben über 900 Studierende die verschiedenen theologischen Studiengänge belegt, an denen 16 Professorinnen und Professoren sowie zahlreiche wissenschaftliche Mitarbeiter lehren. In den zurückliegenden Jahren vergab der Fachbereich theologische Ehrendoktorwürden an Präses a.D. Annette Kurschus und an Bundespräsident a.D. Joachim Gauck.