Mit der „PharMSchool“ startete vor zehn Jahren ein Leuchtturmprojekt für fächerübergreifende Lehre
Können therapeutische Pflaster gegen Depressionen helfen? Wie wirkt sich der hohe Leistungsdruck im Pharmaziestudium auf die mentale Gesundheit aus? Bietet ein antibiotisches Gel Vorteile gegenüber Tabletten bei der Behandlung von Wunden? Antworten auf diese Fragen zu finden, ist nicht leicht und erfordert Kreativität, Forschergeist und interdisziplinäres Denken. Dennoch ist die Motivation der Pharmaziestudierenden der WWU groß: Dank der „PharMSchool“ können sie eigenständig ein wissenschaftliches Thema erforschen. „Mir gefällt besonders, dass wir ganz viel ausprobieren können“, sagt Charlotta Struncius, die sich mit sechs Kommilitoninnen mit der Volkskrankheit Depression beschäftigt.
Das hat sich mit der PharMSchool grundlegend geändert. Zu Beginn des Hauptstudiums im fünften Semester finden sich die Studierenden in kleinen Gruppen zusammen und bekommen ein arzneimittelbezogenes Thema zugeteilt, mit dem sie sich bis zum achten Semester beschäftigen, beispielsweise während der Laborpraktika. Dabei sollen verschiedene Aspekte der pharmazeutischen Wissenschaft aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Teilbereiche beleuchtet und zusammengeführt werden.
„Rückblickend ist die PharMSchool für Münster ein großer Gewinn“, schildert Stefan Esch. Neben fachlichen Kompetenzen stärke das Projekt wichtige „Soft Skills“ wie problemorientiertes Arbeiten, interdisziplinäres Denken, Eigeninitiative, Kommunikationsfähigkeit und Teamgeist. „Man bemerkt ein anderes Selbstbewusstsein, wenn zum Beispiel Referate gehalten werden. Die Studierenden identifizieren sich stärker mit ihren Ergebnissen, auch außerhalb der PharMSchool, und gehen Probleme anders an.“
Allen PharMSchool-Projekten gemein ist, dass sie am Ende des achten Semesters bei einem Symposium der breiten Fachöffentlichkeit präsentiert werden. Während der gesamten PharMSchool-Zeit stehen den Studierenden Mentoren aus der Gruppe der Hochschullehrenden zur Seite. Und obwohl einstige Fördermittel inzwischen ausgelaufen sind, stehen die fünf pharmazeutischen Institute der WWU weiterhin hinter der PharMSchool, die bereits mit dem Lehrpreis des Rektorats sowie zahlreichen weiteren Förderungen honoriert wurde. Während der Coronapandemie haben neue Lehrmethoden und digitale Werkzeuge Einzug in die PharMSchool gehalten, die allen Beteiligten noch mehr Flexibilität und Möglichkeiten bieten. „Wir wollten weg vom ‚Lernen für Schubladen‘“, sagt Frauke Weber. „Studierende und Lehrende können stolz auf das Ergebnis sein.“
Autorin: Julia Harth
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 8, 21. Dezember 2022.