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Münster (upm/ch)
Das neue Institut ist in der Johannisstraße 8-10 zu finden, direkt hinter dem Philosophikum.<address>© WWU - Jan Lehmann</address>
Das neue Institut ist in der Johannisstraße 8-10 zu finden, direkt hinter dem Philosophikum.
© WWU - Jan Lehmann

Einzigartige Voraussetzungen schaffen

Institut für Biblische Exegese und Theologie an der WWU neu gegründet

Mit der Neugründung des Instituts für Biblische Exegese und Theologie setzt die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Münster neue Maßstäbe. „Wir wollen in dem neuen Institut eine Vielfalt von Zugängen, Herangehensweisen und Textbereichen unter einem Dach vereinen“, erklärt der Dekan der Fakultät und Professor für Zeit und Religionsgeschichte des Alten Testaments, Prof. Dr. Johannes Schnocks. „Wir wollen signalisieren: Wer sich für die Bibel interessiert und sich näher mit ihr befassen will, kann sich an unser Institut wenden.“ Das in dieser Form in Deutschland eher ungewöhnliche Bibelinstitut wird in den kommenden drei Jahren an der Johannisstraße und danach im Campus der Theologien an der Hüfferstraße beheimatet sein. Münster bietet nach Auffassung von Johannes Schnocks durch die Kooperation der Forschungseinrichtungen der evangelischen und der katholischen Theologie hervorragende Voraussetzungen für die Erforschung der Bibel.

Der Dekan macht deutlich, was sich in Zukunft konkret ändert. „Während derzeit jeder Professor sein eigener Seminardirektor ist, werden wir künftig gemeinsam unter der Fahne eines Instituts auftreten“, unterstreicht der Alttestamentler. „Wenn wir uns wie auch bisher mit dem Alten oder dem Neuen Testament befassen, dann sind dies die zwei Teile der einen christlichen Bibel. Wir wollen künftig das stärken, was wir gemeinsam machen können – etwa in hermeneutischen Diskussionen, im Bereich der Digitalisierung oder mit gemeinsamen Exkursionen –, und das möchten wir auch institutionell abbilden.“ Schaufenster des Instituts nach außen wird das Sekretariat sein, in dem eine enge Zusammenarbeit stattfinden soll. Die Einführungskurse in die Sprachen Griechisch und Hebräisch, die bisher organisatorisch der Katholisch-Theologischen Fakultät, in der praktischen Arbeit aber den Exegesen zugeordnet sind, werden in das neue Institut integriert. „So wird vieles einfacher, aber am Lehrplan und an der Lehre ändert sich nichts“, versichert Johannes Schnocks. „Die Neugründung kostet auch nichts, denn es kommt keine Professur dazu. Wir bleiben so ausgestattet, wie wir es derzeit sind.“ Dass alle unter dem Dach des Instituts vereinigten Professuren künftig eine gemeinsame Internetseite und eine gemeinsame Mail-Adresse haben werden, versteht sich schon fast von selbst.

Zum neuen Institut werden vier Professuren gehören: Die Professur für Exegese des Alten Testaments soll im kommenden Sommersemester besetzt werden, die für Zeit- und Religionsgeschichte des Alten Testaments nimmt Johannes Schnocks selbst ein. Der Experte für die Exegese des Neuen Testaments ist Prof. Dr. Adrian Wypadlo, und für die Professur für Theologie des Neuen Testaments und biblische Didaktik wird Dr. Wolfgang Grünstäudl im Januar ernannt werden. „Mit diesen unterschiedlichen Spezialisierungen decken wir das gesamte biblische Panorama gut ab“, urteilt Johannes Schnocks. „Wir wollen mit der Neuorganisierung unseren Anspruch, ein wissenschaftliches Zentrum für biblische Exegese zu sein, unterstreichen.“ Dazu gehört eine enge Kooperation mit den exegetischen Seminaren und Instituten an der Evangelisch-Theologischen Fakultät. „Die große Zahl von Exegeten an einem Standort macht Münster attraktiv“, ist Johannes Schnocks überzeugt. Im künftigen Neubau des Hüffer-Campus werden die Exegetinnen und Exegeten der beiden theologischen Fakultäten benachbarte Büros beziehen und nur noch durch eine Brücke, die Neubau und Altbau verbindet, getrennt sein.

Nicht zuletzt bietet das neue Institut für die Nachwuchsförderung beste Möglichkeiten. „Es gibt eine große Anzahl von guten Leuten, und mit diesem Pfund wollen wir weiter wuchern“, verspricht der katholische Theologe. „Aus der Sicht von Doktoranden ist es gut, wenn ihnen eine Reihe von Ansprechpartnern zur Verfügung steht, statt dass sich nur ein einziger Doktorvater um sie kümmert.“

Er habe in Basisvorlesungen immer wieder die Erfahrung gemacht, dass junge Leute Geschmack an der Bibelwissenschaft bekämen, ja geradezu Feuer und Flamme dafür seien und andere dadurch mitzögen. „Sie bekommen buchstäblich leuchtende Augen, wenn wir einen biblischen Text analysieren“, berichtet Johannes Schnocks. „Manche von ihnen steigen im Laufe des Studiums immer tiefer ein. Jetzt haben sie beste Möglichkeiten, stärker ins Fach hineinzuwachsen.“

Das neue Institut sei ideal dazu geeignet, sowohl auf besondere Anliegen wie auch auf die Breite der Interessen von Studierenden einzugehen. Und natürlich sollen in Zukunft gemeinsame Exkursionen, stattfinden, zum Beispiel nach Israel. Diese sind für das Studium des Alten wie des Neuen Testaments interessant. Apropos Israel: Welche Anziehungskraft das Heilige Land auf Theologiestudierende aus Münster auslöst, zeigt sich nach Ansicht von Johannes Schnocks daran, dass jedes Jahr dort Studierende aus der westfälischen Bischofsstadt anzutreffen sind. „Seit vielen Jahren gibt es einen Kreis von ehemaligen ,Jerusalemern'.“ Der Bibelexperte verweist darauf, dass sich das Institut neuen, spannenden Herausforderungen wird widmen müssen beziehungsweise dürfen: Der Untersuchungsgegenstand ändere sich, und im Zusammenhang mit den biblischen Texten, etwa den so beliebten Psalmen, tauchten neue Fragen auf. „Wir widmen uns diesen neuen Fragen auch auf der Basis einer verstärkten christlich-jüdischen und christlich-islamischen Zusammenarbeit und betreiben Exegese in die heutigen Kontexte hinein“, kündigt der Bibelwissenschaftler an. Auch internationale Kooperationen, etwa mit der Universität von Waco/Texas, sollen weiter intensiviert werden.

Autor: Gerd Felder

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 8, 15. Dezember 2021.

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