
Neue Verbünde erforschen Individualisierung und Kompromiss-Kulturen
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen fördert mit dem Programm „Profilbildung“ den Ausbau innovativer Forschungsgebiete, um diese sichtbar und wettbewerbsfähig zu machen. Wie das MKW bekanntgab, wurden für die erste Förderrunde neun Forschungsinitiativen ausgewählt. Die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster ist an zwei dieser Initiativen beteiligt. In dem neuen Forschungsverbund „Individualisierung in sich ändernden Umwelten“ (InChangE) kooperiert sie mit der Universität Bielefeld, die den Verbund koordiniert. Am Projekt „Kulturen des Kompromisses“ unter der Federführung der Universität Duisburg-Essen ist neben der WWU die Ruhr-Universität Bochum beteiligt.
Vorhaben „InChangE“

Die 24 Studienleiter des Verbunds kommen aus neun Disziplinen. Für die Forschung in InChangE werden sie künftig durch neue Postdoktorandinnen und Postdoktoranden unterstützt. Gemeinsam forschen sie zu vier Themenkomplexen: Sie analysieren die Ursachen und Mechanismen der Individualisierung; sie erarbeiten Verfahren, um Individualisierungsprozesse zu modellieren und vorherzusagen. Sie untersuchen außerdem, wie sich Individualisierung im Spannungsfeld zum Gemeinwohl auswirkt, um ethisch angemessenere Lösungen entwickeln zu können – wie individualisierte Therapieansätze, aber auch individualisierte Produkte. Der neue Verbund knüpft an die Arbeit eines Transregio-Sonderforschungsbereichs an, der seit 2018 untersucht, wie Tiere individuell ihre eigene, unverwechselbare Nische schaffen und sich an ihre Umwelt anpassen.
Getragen wird die Forschung des neuen Verbunds InChangE vom JICE, dem Joint Institute for Individualization in a Changing Environment (gemeinsames Institut für Individualisierung in sich wandelnden Umwelten), gegründet im März 2021 von den Universitäten Bielefeld und Münster. Das Projekt wird für drei Jahre mit rund drei Millionen Euro gefördert.
Vorhaben „Kulturen des Kompromisses“

„Damit reagieren wir auf den gesellschaftlichen Bedarf an praktischem Reflexions- und Handlungswissen“, sagt die Sprecherin des Verbunds, Prof. Dr. Ute Schneider vom historischen Institut der Universität Duisburg-Essen, die mit Politikwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Willems (WWU) und Historiker Prof. Dr. Constantin Goschler (RUB) für das Projekt verantwortlich ist. „Wir wollenCharakteristika und Varianten, Kontexte und Praktiken, soziale, politische und kulturelle Voraussetzungen, aber auch die Dauer und Stabilität sowie Leistungsfähigkeit und Grenzen von Kompromissen untersuchen.“
Das Projekt wird für drei Jahre mit 2,1 Millionen Euro gefördert. Die drei Universitäten bündeln ihre Expertise zum Aufbau eines langfristigen Forschungsfelds.