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Münster (upm/kn)
Einsame Menschen leiden laut einer Studie von WWU-Psychologen häufiger unter Erkrankungen und psychischen Beschwerden.<address>© Beeboys - stock.adobe.com</address>
Einsame Menschen leiden laut einer Studie von WWU-Psychologen häufiger unter Erkrankungen und psychischen Beschwerden.
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Einsamkeit und Erkrankungen hängen zusammen

Psychologen werten erstmals gebündelte Forschungsdaten über Isolation und Gesundheit aus / Studie in "BMJ Open"

Es gibt einen Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und einer schlechteren Gesundheit. Einsame Menschen leiden unter anderem häufiger unter chronischen körperlichen Beschwerden, Gebrechlichkeit, Herzerkrankungen, Schlaganfällen oder Unterernährung. Außerdem haben sie oft psychische Beschwerden. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologinnen und Psychologen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Die Studie wurde jetzt in der Fachzeitschrift „BMJ Open“ veröffentlicht.

Hintergrund und Methode

Prof. Dr. Nexhmedin Morina<address>© Privat</address>
Prof. Dr. Nexhmedin Morina
© Privat
„Isoliert lebende Menschen neigen dazu, sich seltener impfen zu lassen. Zudem besteht die Gefahr, dass sie früher sterben“, erläutert Dr. Nexhmedin Morina, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der WWU und Erstautor der Studie. Einsame Menschen hätten außerdem häufiger Depressionen, soziale Angst, psychotische Beschwerden, kognitive Beeinträchtigung und Demenz im Alter sowie ein erhöhtes Suizidrisiko im Alter. Für die Studie führten die Experten ein sogenanntes „Umbrella Review“ durch: Sie werteten für die Untersuchung 15 Metaanalysen – quantitative Zusammenfassungen von Primäruntersuchungen – über psychische Störungen und zehn weitere Metaanalysen über physische Krankheiten erneut aus. Diese 25 Metaanalysen aus der Medizin und Psychologie enthalten Daten von mehreren Hundert Studien mit mehreren Hunderttausend Teilnehmern aus der ganzen Welt. „Wir haben somit erstmals einen gebündelten Überblick über verschiedene physische Krankheiten und psychische Störungen gewonnen“, betont Nexhmedin Morina. Die Wissenschaftler nahmen für ihre Auswertung drei Indikatoren des gesellschaftlichen Anschlusses in den Blick: Sind die Studienteilnehmer sozial isoliert? Leben sie alleine? Fühlen sie sich einsam?

Die Daten stammen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie. „Wir nehmen an, dass die gegenwärtige Corona-Krise und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen das Problem der sozialen Isolation und der Einsamkeit deutlich vergrößern. Deswegen sollte jeder Einzelne von uns bewusst überlegen, was wir gegen unsere eigene soziale Isolation und Einsamkeit sowie auch die von anderen Menschen unternehmen können“, unterstreicht der Psychologe. Die Bürger sollten deswegen die Vielfalt der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten nutzen sowie über alltägliche Gesten und Hilfestellungen nachdenken, die trotz Corona-Regeln möglich sind. „Aber auch der Staat“, betont Nexhmedin Morina, „sollte zusätzliche Maßnahmen gegen soziale Isolation und Einsamkeit ergreifen und die in diesem Bereich tätigen Organisationen und Vereine unterstützen.“

Originalpublikation

Morina, N., Kip, A., Hoppen, T. H., Priebe, S., & Meyer, T. (2021). A potential impact of physical distancing on physical and mental health. A rapid narrative umbrella review of meta-analyses on the link between social connection and health. BMJ Open, 0:e042335.
DOI: 10.1136/bmjopen-2020-042335

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