"Wir unterstützen die grenzüberschreitende Kooperation"
Die Universitäten in Twente (UT) und Münster (WWU) pflegen seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft. Beide Universitäten arbeiten in zahlreichen Bereichen zusammen. Neben Forschungskooperationen und gemeinsamen Studiengängen besteht auch ein regelmäßiger Austausch von Studierenden und Mitarbeitern. Die beiden Hochschulleitungen gehen jetzt einen Schritt weiter: Sie wollen ihre strategische Partnerschaft vertiefen und dafür weitere Kooperationspotenziale identifizieren und die bestehenden Forschungsverbünde stärken.
Die Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der WWU nimmt dies zum Anlass für eine dreiteilige Serie, in der wir über die Besonderheiten dieser Kooperation berichten und Einblicke in die Bereiche Forschung, Lehre und Transferaktivitäten geben.
Teil I: Strategiegespräch der Universitäten Münster und Twente
Teil II: Gründungskultur und Entrepreneurship
Teil III: Forschungskooperationen und „Collaboration Grants“
Die Vielfalt bestehender Kooperationen, die sich bereits beim Strategiegespräch im Dezember vergangenen Jahres der Universitäten Münster und Twente abzeichneten, zeigten sich auch in den vielen qualitativ hochwertigen Projektideen, die Ende 2019 in der zweiten Ausschreibungsrunde für die sogenannten „Collaboration Grants“ eingingen. Die Hochschulleitungen in Münster und Twente haben dieses Förderinstrument als eine interne Anschubfinanzierung implementiert, um bestehende Forschungskooperationen zwischen den Universitäten zu intensivieren, die gleichzeitig Potenzial für die Einwerbung von Drittmitteln haben. „Die Universitäten Münster und Twente fördern mit den Collaboration Grants herausragende wissenschaftliche Projekte, die in besonderem Maße das Potenzial haben, die strategische Partnerschaft zwischen den Universitäten zu prägen und in naher Zukunft voranzutreiben“, sagt Prof. Dr. Monika Stoll, WWU-Prorektorin für Forschung. „Wir statten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur mit zusätzlichen Forschungsmitteln aus, sondern unterstützen die grenzüberschreitende Kooperation und internationale Sichtbarkeit beider Universitäten.“ Die Collaboration Grants sind mit jeweils 80.000 Euro ausgestattet und werden zu je 50 Prozent von der Universität Münster und der Universität Twente für eine Laufzeit von zwölf Monaten finanziert. Unterstützt werden unter anderem Workshops zur Bildung neuer Konsortien oder Netzwerkveranstaltungen mit Industriepartnern und Unternehmen. Das Geld kann darüber hinaus für die Anschaffung neuer Ausrüstung und Forschungsinstrumente genutzt werden. Die Bewertung der eingegangenen Anträge haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Universitäten zunächst unabhängig voneinander anhand im Vorfeld festgelegter Kriterien vorgenommen. Die unabhängigen Bewertungen gingen zu gleichen Teilen in die finale Auswahl der drei geförderten, unten genannten Projekte ein. Bei ihrem Austausch über das Ergebnis haben die Rektoren beschlossen, künftig eine gemeinsame Kommission zur Begutachtung einzurichten.
Siegerprojekte:
Mikrochips und Hoden – ein neuer Ansatz zum Einfluss von Plastikmüll auf die männliche Fertilität
Projektleiter: Prof. Dr. Stefan Schlatt vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der WWU, Prof. Dr. Séverine Le Gac der Arbeitsgruppe „Applied Microfluidics for BioEngineering Research“ an der Fakultät für Elektrotechnik, Mathematik und Informatik der Universität Twente
ENERGIES – Wärmeleiter für Energieumwandlung und -management in Batterien Projektleiter: Prof. Dr. Nikos Doltsinis vom Institut für Festkörpertheorie der WWU, Dr. Jimmy Faria der Fakultät für Wissenschaft und Technologie, Prof. Dr. Bojana Rosic Department für Angewandte Mechanik und Datenanalyse und Dr. Miguel Muñoz Rojo „Department of Thermal and Fluid Engineering“ der Universität Twente
Smarte weiche Beschichtungen – Entwicklung neuer Strategien für Sensorik und Separation; Projektleiter: Prof. Dr. Uwe Thiele vom Institut für Theoretische Physik der WWU, Prof. Dr. Sissi de Beer der Arbeitsgruppe Materialwissenschaft und Polymertechnologie sowie Prof. Dr. Jacco Snoeijer der Arbeitsgruppe Physik der Fluide der Universität Twente
Die Hochschulleitungen vergaben im Jahr 2018 die ersten Collaboration Grants – für Projekte auf dem Gebiet der medizinischen Bildgebung, der Nanotechnologie und der Energieforschung. „Mit dem Geld haben wir vor allem Geräte und Instrumente finanziert, die neue Verfahren und Methoden ermöglichen. Dadurch konnten wir unsere Forschung auf dem Gebiet der optischen Quantenrechnung weiter vorantreiben“, betont Wolfram Pernice vom Physikalischen Institut der WWU. „In der Nanotechnologie ergänzen wir uns perfekt: Die Niederländer tragen mit ihrer anwendungsorientierten Forschung wesentlich dazu bei, die Grundlagenforschung an der Universität Münster auszubauen.“ Durch die Zusammenarbeit ist ein Projektantrag für einen Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft entstanden, der derzeit begutachtet wird.
Die dritte Ausschreibungsrunde der Collaboration Grants startet voraussichtlich im frühen Sommer dieses Jahres – alle Wissenschaftler sind eingeladen, sich zu bewerben. Danach wollen die beiden Hochschulleitungen über eine Fortsetzung der Collaboration Grants entscheiden.