Forschungsergebnisse reproduzierbar machen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab April dieses Jahres ein gemeinsames Projekt des Instituts für Geoinformatik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und der dortigen Universitäts- und Landesbibliothek. Die Ziele des Projekts „Opening Reproducible Research“ (o2r) sind es, Forschungsergebnisse besser reproduzierbar und die wissenschaftliche Arbeit transparenter zu machen. Hierzu entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Plattform, die alle notwendigen Elemente einer wissenschaftlichen Studie, also den Text, die Daten und die Analysen, miteinander verbindet. Das ermöglicht eine interaktive Darstellung der Studie. Die DFG fördert das Projekt mit rund 500.000 Euro für zweieinhalb Jahre.
Traditionell sind wissenschaftliche Studien in den Online-Ausgaben von Fachzeitschriften ähnlich wie in der Printausgabe dargestellt. „Mit unserem Projekt verfolgen wir das Ziel, wissenschaftliche Publikationen in das 21. Jahrhundert zu holen“, sagt Markus Konkol vom Institut für Geoinformatik. Die o2r-Plattform, an deren Entwicklung er und seine Kollegen arbeiten, soll allen Interessierten die Möglichkeit geben, den Artikel nicht nur zu lesen, sondern auch direkt selbst mit den Forschungsdaten und der zugrunde liegenden Software zu arbeiten. Dadurch erhalten alle Leser ein besseres Verständnis des Artikels und können auch zu eigenen Ergebnissen gelangen. „Wir wollen Wissenschaftler dabei unterstützen, ein ,digitales Labor‘ aufzubauen, das auch für andere erfahrbar wird, zum Beispiel für Studierende, Kollegen oder Gutachter“, betont Geoinformatiker Daniel Nüst.
Bereits im Vorgängerprojekt hatten er und seine Kollegen einen Prototyp des o2r-Programms entwickelt, der nun in Kooperation mit dem Fachverlag Copernicus Publications und einem großen kommerziellen Verlagshaus getestet werden soll. Geplant sind Sonderausgaben von wissenschaftlichen Zeitschriften, bei denen klassische Artikel um webbrowserbasierte Analysen ergänzt werden, die interaktiv und transparent sind. Die ersten Sonderausgaben sollen im Laufe des kommenden Jahres erscheinen. Der Fokus des Projekts liegt zunächst auf geowissenschaftlicher Literatur, kann künftig aber auf weitere Fachbereiche ausgeweitet werden.
Darüber hinaus binden die WWU-Geoinformatiker mit ihren Kollegen aus der Universitäts- und Landesbibliothek den o2r-Ansatz für reproduzierbare Artikel an die Open-Source-Software „Open Journal Systems“ an. Die Software bietet ein Redaktions- und Publikationssystem für Open-Access-Zeitschriften, die dem wissenschaftlichen Begutachtungsverfahren unterliegen. Alle veröffentlichten Inhalte sind kostenlos und frei im Internet zugänglich, was zu einer größeren Verfügbarkeit und Transparenz von Forschungsergebnissen beiträgt. Die Verknüpfung mit „Open Journal Systems“ wird wie jede Software, die im Rahmen von o2r entwickelt wird, auch als Open-Source-Software veröffentlicht. „Das aktuelle Projekt stellt Bausteine und Konzepte für eine zukünftige Infrastruktur von erweiterten wissenschaftlichen Publikationen und damit für die nächste Generation der Forschungskommunikation zur Verfügung“, ist sich Daniel Nüst sicher.