Transpose - Forschungsprogramm
Der Stromverbrauch in deutschen Haushalten wächst ungebrochen. Dieses hat Folgen für Umwelt und Versorgungssicherheit. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass es vielfältige Potenziale zur Stromeinsparung im Haushalt gibt. Warum jedoch werden diese Möglichkeiten so selten ausgeschöpft? Handeln Verbraucher und Verbraucherinnen unvernünftig? Ist ihnen das Klima egal? Wissen sie nichts über die Stromeinsparpotenziale?
Das Forschungsvorhaben geht von der Annahme aus, dass es eine Reihe von Hemmnissen gibt, die es rational handelnden Verbraucherinnen und Verbrauchern erschwert, sparsamer und effizienter mit Strom umzugehen. Diese Hemmnisse sind bisher nur unvollständig thematisiert und untersucht. Dabei sind auf Seiten des Verbrauchers z. B. informative Stromrechnungen, internetbasierte Tools über die Strom effizientesten Geräte oder nachbarschaftliche Stromsparinitiativen vorstellbar, um Effizienzpotenziale besser auszunutzen. In der Verbraucherumgebung (Energieversorgungsunternehmen, Gerätehersteller, Händler usw.) können z. B. der Handel mit Weiße Zertifikaten, die Ausrichtung von Leistungsstandards an sog. „top runnern“ oder Produzenten-Konsumenten-Dialoge helfen, geeignete Rahmenbedingungen für Strom sparendes Verhalten zu schaffen.
Aber welche dieser Maßnahmen ist die wirksamste? Ein gängiger Ansatz ist die Suche nach „good practices“ in anderen Ländern. Dabei wird oft naiv angenommen, dass ein niedriger Stromkonsum tatsächlich auf die eingesetzten Instrumente zurückzuführen ist und dass sich diese Instrumente einfach in andere nationale Kontexte übertragen lassen.
TRANSPOSE hinterfragt beide Annahmen. Für den Stromkonsum sind unter anderem auch Fragen wie die Entwicklung des Wirtschaftswachstums oder der Haushaltsgrößen relevant. Ob bestimmte politische Maßnahmen tatsächlich Auswirkungen auf den Stromverbrauch hatten, bedarf einer genaueren empirischen Analyse.
Ähnliches gilt für die Transferbedingungen nach Deutschland: Ansätze, die in Japan oder Australien Erfolg haben, können dort erfolgreich sein, weil landestypische Merkmale — von kulturellen Aspekten über die Struktur des Energiemarktes bis zu bestimmten Verwaltungsstrukturen — sie begünstigen. Die Frage, ob die gleiche Policy auch in Deutschland Erfolg verspricht, ist erst zu analysieren. Auf Basis dieser Befunde sind ggf. Anpassungen bei der Ausgestaltung erfolgreicher Policies beim Transfer nach Deutschland vor zu nehmen.
Ausgehend von den empirischen Befunden in diesen Bereichen, entwickelt TRANSPOSE politische Strategien zur Förderung des nachhaltigen Konsums in der Bundesrepublik. Hierbei soll sowohl der Erwerb von Produkten als auch ihre Nutzung berücksichtigt werden. Schließlich ist es das Ziel von TRANSPOSE gemeinsam mit den Stakeholdern einen politischen Prozess anzuregen, mit dem die Umsetzungschancen der empfohlenen Strategien erhöht werden (Transferkatalyse).
Von der Identifikation der größten Einsparpotenziale bis zur Transferkatalyse gehen die Projektpartner von TRANSPOSE in vier Schritten vor:
- Rahmenanalyse: Identifizierung von Einsparpotenzialen, Erhebung eines Instrumenten-Portfolios, Analyse der Preiselastizität (siehe Arbeitspaket 1, 2, 3)
- Ableitung und Identifizierung wirksamer Politikinstrumente: Entwicklung eines integrierten psychologisch-soziologischen Handlungsmodells, Durchführung einer quantitativen Länder vergleichenden Policy-Analyse (siehe Arbeitspakete 4 und 5)
- Mikrofundierung: Analyse der Wirkungsweisen von Politikinstrumenten im Ausland auf Basis qualitativer Erhebungsmethoden (Arbeitspaket 6)
- Transferbedingungen und Politikimport: Durchführung einer Transferanalyse und Transferkatalyse zur Umsetzung von Politikinnovationen (Arbeitspaket 7 und 8)