Kulturen des Entscheidens in politischen Übergangssituationen
Workshop der Teilprojekte B06, B07, C05 und C07
Politische Übergangssituationen gehen häufig einher mit einer Neugestaltung der Spielregeln für politisches Entscheiden. Verfahren und Prozesse zur Entscheidungsfindung werden neu strukturiert, die Entscheidungen selbst einer anderen Legitimation unterworfen. Die Möglichkeiten, „Gestaltungsentscheidungen“ (Schimank) zu treffen, die das neue politische System und das entscheidungsförmige Handeln beeinflussen, stellen die Akteure vor große Herausforderungen.
Gleichzeitig gibt es die Beharrungskräfte von „alten“ Traditionen, Regeln und Verfahren, die teilweise vom neuen politischen System bewusst übernommen werden oder aber zu einem informellen Nebeneinander von unterschiedlichen Entscheidenskanälen führen können.
Vor diesem Hintergrund will der geplante Workshop folgenden Fragen nachgehen: Welche Regeln des politischen Entscheidens gaben sich die Akteure in der neuen Situation, wie wurde das Entscheiden gerahmt, welche neuen Verfahren und Prozesse wurden angewandt? Welche alten Formen der Entscheidungsfindung wurden übernommen, wie wurden diese in das neue politische System integriert? Welche Rolle spielte das informelle Entscheiden, in wie weit wurden die neuen formalen Vorgaben tatsächlich befolgt? Wie wurde die neue Kultur des Entscheidens legitimiert, wie grenzte man sich von den alten Praktiken ab?
Der Vergleich von unterschiedlichen politischen Übergangssituationen in der Moderne soll es ermöglichen, zu einer differenzierten Analyse von Prozessen und Verfahren des Entscheidens zu gelangen, um die Herausbildung von unterschiedlichen Kulturen des Entscheidens genauer zu beleuchten. (Stephan Ruderer)