In dem Projekt wird zum einen der Einfluss des Christentums und des Islams auf die Debatte um die ökonomische Sinnhaftigkeit und ethische Rechtfertigung von Spekulation und ihre Regulierung untersucht. Während die klassischen Vertreter der Ökonomie Spekulation grundsätzlich positiv sehen, wird sie von den verschiedenen Religionsgemeinschaften meist als etwas Negatives verortet. Zunehmend wird heute, gerade auch in der neueren empirischen Kapitalmarktforschung sowie in der durch die Verhaltensökonomie geprägten Behavioral Economics, von einem Nebeneinander von „guter" und „schlechter" Spekulation ausgegangen. Ob man die Debatte um Spekulation wirklich als eine Geschichte des guten Spekulanten, der bereit ist, ein Risiko zu übernehmen, und des schlechten Spekulanten als ein „parasitärer Blutegel der gesunden Volkswirtschaft" oder zumindest eines irrationalen, uninformierten „noise traders" erzählen kann, wird im Laufe des Projekts zu untersuchen sein. Zum anderen wird im Rahmen der Cloud „Religion and Contract" analysiert, inwieweit es religiöse Einflüsse auf die Herausbildung der heutigen Vertragsdogmatik gegeben hat. Mein Teilprojekt wird sich mit dem Einfluss von Religion auf die Bindung im Vorfeld von Vertragsschlüssen sowie auf den Vertragsschluss selbst befassen. Gerade Vereinbarungen im Vorfeld des Vertragsschlusses weisen einen unmittelbaren Bezug zum Teilthema Spekulation auf, da sich wichtige Erscheinungsformen vorvertraglicher Bindungen, wie der Optionsvertrag zusammen mit dem klassischen Terminkauf, in eine fast unendliche Vielzahl von Derivaten verästeln lässt, deren Komplexität immer wieder als Beispiel für „schlechte Spekulation" ins Feld geführt wird. Außerdem können diese Verträge helfen, Risiken zu vermindern und somit Spekulation einzugrenzen.