“Buddhist and Christian Attitudes to Religious Diversity”
Neuer Sammelband über den Umgang mit religiöser Vielfalt in Südasien
Die Einstellungen von Christen und Theravāda-Buddhisten zur religiösen Vielfalt steht im Mittelpunkt einer neuen Publikation, die der Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel und der evangelische Theologe Prof. Dr. Hans-Peter Großhans vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ gemeinsam mit Samuel Ngun Ling, dem Rektor des „Myanmar Institute of Theology“ in Yangon in Myanmar, herausgegeben haben. Der Sammelband mit dem Titel „Buddhist and Christian Attitudes to Religious Diversity“ ist im Verlag Ling‘s Family Publication in Myanmar in englischer Sprache erschienen. „Das Buch fragt, wie Engführungen in der Wahrnehmung anderer Religionen, die eine Missachtung und Geringschätzung des religiös Anderen einschließen, überwunden werden können“, so Prof. Schmidt-Leukel. „Es handelt sich hier um ein Thema, das in Südasien immer stärker an Brisanz gewinnt.“
Der Band gliedert sich in drei größere Teile. Der erste Teil gibt einen Überblick über unterschiedliche Konzeptionen religiöser Vielfalt im gesellschaftlichen Diskurs und geht insbesondere auf verschiedene Pluralismus Modelle ein, wie sie im Christentum und im Theravāda, der Hauptform des südasiatischen Buddhismus, vorliegen und gegenwärtig diskutiert werden. Der zweite Teil verordnet diese Diskussionen in konkreten historischen und gesellschaftlichen Kontexten. Hier werden nicht nur die Beziehungen zwischen Christentum und Theravāda in Ländern wie Thailand, Sri Lanka und Myanmar diskutiert, sondern auch das zur Zeit besonders angespannte Verhältnis von Islam und Theravāda. Zugleich kommt dabei die politische Dimension, insbesondere das Erbe der Kolonialzeit, ausführlich zur Sprache.
Beispiel Myanmar
Im dritten Teil des Bandes diskutieren die Autoren das Problem religiöser Vielfalt, die Frage nach der Wechselwirkung von Politik und interreligiösen Beziehungen sowie das Potential des interreligiösen Dialogs am Beispiel der Situation in Myanmar. Mit der vorsichtigen Demokratisierung des Landes nach jahrzehntelanger Militärherrschaft tritt die religiöse Vielfalt heute nicht nur deutlicher zutage, sondern verlangt nach einer entsprechenden Berücksichtigung im gesellschaftlichen und politischen Leben des Landes. „Dieses Thema zu ignorieren“, so Prof. Schmidt-Leukel, „könnte den Prozess der demokratischen Öffnung gefährden und im schlimmsten Fall zunichtemachen“.
Die Beiträge gehen zurück auf ein internationales Expertensymposium, das im August 2015 in Yangon, Myanmar, stattfand. Unter den Autoren sind international ausgewiesene Experten wie Elizabeth Harris, Alan Race, Kenneth Fleming, Imtiyaz Yusuf und Reinhold Bernhard, darüber hinaus eine Reihe von Spezialisten für Religion und Politik in Südasien sowie Buddhisten und christliche Theologen aus Myanmar, die sich im interreligiösen Dialog engagieren.
Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel leitet am Exzellenzcluster das Projekt C2-16 - Interreligiöse Theologie. Er gehört der Arbeitsplattform F „Transkulturelle Verflechtungen“ und der Koordinierten Projektgruppe „Transfer zwischen Weltreligionen“ an. Prof. Dr. Hans-Peter Großhans leitete am Exzellenzcluster das Projekt C16 Religiöse Pluralität und interreligiöse Transformationsprozesse im Pancasila-Staat (bis 2012). (exc/ill)