Antike Funde aus der Südosttürkei
Neue Forschungsergebnisse zum Kult um den römischen Gott Iuppiter Dolichenus
Neue Forschungsergebnisse zu archäologischen Funden aus dem Heiligtum des Gottes Iuppiter Dolichenus in der Südosttürkei präsentiert eine neue Publikation, die der Altertumswissenschaftler Prof. Dr. Engelbert Winter vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ herausgegeben hat. Es handelt sich um Funde aus allen Epochen der 2.000-jährigen Geschichte des Kultplatzes, wie der Forscher erläutert. Unter seiner Leitung gräbt die Forschungsstelle Asia Minor der Universität Münster seit 2001 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Hauptheiligtum der bedeutenden römischen Gottheit. Das neue Buch bietet Einblicke in die Ergebnisse der Grabungskampagnen von 2013 bis 2015. Bei den Funden, die das Grabungsteam nahe der antiken Stadt Doliche an der heutigen türkisch-syrischen Grenze machte, handelt es sich um Funde aus Stein, Marmor, Metall und Keramik, um Faunenreste, Beinartefakte und Gemmen sowie Inschriften und Skulpturen
„Mit dem Buch gelingt es, ein differenzierteres Bild von der Entwicklung des Dülük Baba Tepesi als Heiliger Ort zu zeichnen und wichtige Impulse zur Erforschung der materiellen Kultur wie der Religionsgeschichte des antiken Nordsyriens zu geben“, so Prof. Winter. „Wie die Autoren zeigen, haben unsere Arbeiten stetig neue Erkenntnisse über die historische Entwicklung dieses Ursprungsortes des Iuppiter Dolichenus zutage gebracht.“ So sei im Laufe der Grabungen sichtbar geworden, dass der Ort über Jahrhunderte überregionale Bedeutung hatte. „Er war vom frühen ersten Jahrtausend vor Christus bis in das Mittelalter ein wichtiges religiöses Zentrum.“ Das Heiligtum liegt auf dem 1.200 Meter hohen Berg Dülük Baba Tepesi nahe der heutigen Stadt Gaziantep. Die Stelle wurde bereits im 9. und 8. Jahrhundert vor Christus als Heiligtum genutzt, wie die Archäologen herausfanden, und ist damit wesentlich älter als zunächst angenommen.
Von der Prähistorie zum christlichen Kloster
Der Sammelband trägt den Titel „Vom eisenzeitlichen Heiligtum zum christlichen Kloster. Neue Forschungen auf dem Dülük Baba Tepesi“. Das Buch stellt in 17 Beiträgen vor allem die Funde aus den verschiedenen Nutzungsphasen des Gipfelplateaus vor – von einer prähistorischen Station bis zum christlichen Kloster. Daneben enthält die Publikation übergreifende Ergebnisse, zur Bedeutung des eisenzeitlichen Heiligtums und zur Bautechnik in hellenistisch-römischer Zeit. Engelbert Winter: „Vor allem die Auswertung der Funde aus dem römischen Heiligtum ermöglicht weiterführende Erkenntnisse nicht nur zur Topographie und Baugeschichte des kaiserzeitlichen Heiligtums, sondern auch zur Kultpraxis und zu Fragen nach der Kontinuität lokaler religiöser Vorstellungen von der Eisenzeit in die römische Epoche.“ Dabei handelt es sich um einen zentralen Aspekt im Forschungsprojekt B2-20, das Prof. Winter am Exzellenzcluster leitet und das eng mit der Grabung vernetzt ist. Es trägt den Titel „Mediale Repräsentation und ‚religiöser Markt‘: Sichtbarkeit, Selbstdarstellung und Rezeption syrischer Kulte im Westen des Imperium Romanum“. Schwerpunkt ist die Entwicklung von Lokalkulten zu Reichsreligionen. (dak/vvm)