MS Wissenschaft eröffnet
Ausstellungschiff geht auf Fahrt – mit Exponat des Exzellenzcluster zur Religionsvielfalt
Mit einer Schiffstaufe ist die MS Wissenschaft des Bundesforschungsministeriums am Dienstag in Berlin eröffnet worden. An Bord des Ausstellungsschiffes, das in 40 Städte reist, ist eine interaktive Umfrage des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster zum Thema religiöse Vielfalt.
Staatssekretär Dr. Georg Schütte sagte: „Mit der MS Wissenschaft wollen wir die Besucher dazu anregen, sich mit den Veränderungen durch den demografischen Wandel zu befassen. Wir leben in Zukunft länger, wir werden weniger, wir werden vielfältiger.“ Der Vorsitzende des Lenkungsausschusses von Wissenschaft im Dialog (WiD), Prof. Dr. Gerold Wefer, fügte hinzu: „Die Ausstellung zeigt, dass der Bevölkerungswandel eine Menge Herausforderungen mit sich bringt, die jedoch nicht einfach auf uns zu rollen, sondern gemeinsam gestaltet werden können. Genau dazu wollen wir mit der MS Wissenschaft anregen.“
Die interaktive Umfrage des Exzellenzclusters trägt den Titel „Wie denken wir über Menschen anderer Religionen?“ Jugendliche und Erwachsene können am Touchscreen ausgewählte Fragen der größten repräsentativen Umfrage zur Religionsvielfalt in Europa beantworten und ihre Haltung zu Andersgläubigen mit der Meinung anderer Europäer vergleichen. Ein weiterer Bildschirm informiert anschaulich über die Entwicklung der religiösen Vielfalt seit 1945 und zentrale Ergebnisse der Emnid-Erhebung, die Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack und sein Team in fünf Ländern durchführten. Die interaktive Umfrage erarbeitete das Zentrum für Wissenschaftskommunikation des Exzellenzclusters mit der Religionssoziologie und der Geoinformatik der Uni Münster.
Blickpunkt Islam
„Ein besonderer Blick gilt in der Kurzumfrage dem Islam“, erläuterte Prof. Pollack. Der Islam sei zur mitgliederstärksten nicht-christlichen Religion in Deutschland geworden und werde äußerst kontrovers diskutiert. „Die Erhebung ergab, dass die Deutschen religiöser Vielfalt zwiespältig gegenüber stehen.“ Eine große Mehrheit von 80 Prozent sei zwar generell überzeugt, dass andere Religionen zu respektieren seien. Doch nur 33 Prozent hätten positive Haltungen zu Muslimen gezeigt. „Die Besucher der MS Wissenschaft können prüfen, wie sie selbst zu Muslimen und Moscheebau, Juden und Buddhisten stehen und ob sie andere Religionen als Bereicherung erleben.“
Die europäischen Nachbarn hätten ein deutlich positiveres Bild von Angehörigen nicht-christlicher Religionen als die Deutschen, so der Forscher. „Zugleich pflegen sie weit mehr Kontakte zu ihnen. Hier besteht ein statistischer Zusammenhang: Wer mehr Kontakte zu Menschen anderer Religionen hat, ist aufgeschlossener.“ Bislang suchten jedoch nur wenige Deutsche die Begegnung. „Wenn beide Seiten aufeinander zugehen, können Ängste zunehmend abgebaut werden. So lassen sich Konflikte verringern.“
„Die demografische Chance“
Die MS Wissenschaft trägt 2013 das Motto „Alle Generationen in einem Boot“. Sie macht Wissenschaft auf unterhaltsame Weise erlebbar und bietet Einblicke in aktuelle Forschungen. Bis September präsentiert die Ausstellung in 40 deutschen und österreichischen Städten Exponate zum Wissenschaftsjahr 2013. Es befasst sich unter dem Titel „Die demografische Chance“ mit dem Bevölkerungswandel, darunter mit der wachsenden Vielfalt der Religionen und Kulturen.
Der Eintritt zur MS Wissenschaft ist frei. Das schwimmende Science Center ist ein umgebautes Binnenfrachtschiff mit einer Ausstellungsfläche von 600 Quadratmetern. Der Exzellenzcluster zeigt dort auch in einem Film, wie Soziologen eine quantitative Studie zu einem gesellschaftspolitisch sensiblen Thema wie der Haltung gegenüber Andersgläubigen entwickeln.
Vom 31. Mai bis 3. Juni ankert das Schiff in Münsters Hafen. Am 2. Juni um 11.00 Uhr sind Interessierte zu einem „Dialog an Deck“ unter dem Titel „Wie denken wir über Menschen anderer Religionen?“ eingeladen. Es spricht Religionssoziologe Nils Friedrichs vom Team Prof. Pollacks. Die Leiterin des Zentrums für Wissenschaftskommunikation, Viola van Melis, moderiert die Diskussion mit dem Publikum. Der Eintritt ist frei. (vvm/han)
Wissenschaftsjahr 2013
Das Wissenschaftsjahr 2013 „Die demografische Chance“ stellt drei Handlungsfelder in den Mittelpunkt: Wir leben länger. Wir werden weniger. Wir werden vielfältiger. Damit fördert es die Debatte über Herausforderungen und Chancen des Bevölkerungswandels. Die Wissenschaft liefert Ideen zu dessen Gestaltung. Interessierte können mit Forschern darüber diskutieren. Wie sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft den Veränderungen stellen und sie für sich nutzen können, steht im Mittelpunkt der Debatten.
Die MS Wissenschaft wird im Auftrag des Bundesforschungsministeriums von „Wissenschaft im Dialog“ (WiD) konzipiert und umgesetzt. Die Exponate wurden von zahlreichen Forschungseinrichtungen entwickelt, darunter DFG-geförderte Projekte wie Exzellenzcluster sowie Hochschulinstitute, Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft. Mit WiD stärken die deutschen Wissenschaftsorganisationen den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft auch über kontroverse Themen der Forschung. Die Einrichtung organisiert Dialogveranstaltungen, Ausstellungen und Wettbewerbe rund um die Forschung und entwickelt neue Formate der Wissenschaftskommunikation. (WiD)