Mission und Dekolonisierung in Asien
Das Forschungsprojekt untersucht den protestantischen Internationalismus, US-amerikanische Missionar*innen und das asiatische Christentum in der Zeit zwischen 1920 und 1950. Im Fokus steht die Analyse der Form, Gestaltung und Effekte eines amerikanisch geprägten, protestantisch-internationalistischen und missionarischen Netzwerkes in einer spätkolonialen Phase. Dabei wird erforscht, welche Handlungsmöglichkeiten und -strategien asiatische Akteure in einem von Säkularisierung, Indigenisierung und Dekolonisierung geprägten Umfeld entwickelten.
Die Zwischenkriegszeit (1918-1939) stellt eine Hochphase des Internationalismus dar, die sich auch in religiösen Fragen, zum Beispiel durch zahlreiche Konferenzen, manifestierte. In dieser Zeit engagierten sich US-amerikanische Missionare und protestantische Internationalisten intensiv in Asien, insbesondere in Ländern wie Indien, Japan und China. Dabei wurden verschiedene, auch säkulare Kooperationsprogramme ins Leben gerufen, die auf einer Missionsstrategie beruhten, welche nicht mehr nur auf die ‘Konversion’ religiöser Überzeugungen abzielte. Stattdessen zielte man darauf ab, durch die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen einen religiösen Wandel herbeizuführen.
Gleichzeitig bewegten sich asiatische Christ*innen in den 1920er- und 1930er-Jahren in einem Spannungsfeld zwischen der Emanzipation des einheimischen Christentums von seinem missionarischen Erbe und den signifikanten politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Transformationen in ihren jeweiligen Gesellschaften.
Als Ausgangspunkt der Untersuchung dient der International Missionary Council, insbesondere die Weltmissionskonferenz 1928 in Jerusalem. Diese Konferenz stellte einen zentralen Knotenpunkt dar, an dem die Wege verschiedenster Akteure zusammenliefen. Der Council bot eine Plattform zur Organisation und Aushandlung globaler sowie lokaler Kooperationsprojekte in Bereichen wie Bildung, Arbeiterfürsorge, ländliche Entwicklung und Friedensarbeit.