Research

Die Forschungsthemen unserer Arbeitseinheit lassen sich thematisch den Schwerpunkten von Diagnose, Förderung und Evaluation zuordnen. Das uns interessierende Altersspektrum reicht dabei von der Vorschule über die Schule und die Universität bis hin zur Professionalisierung von Lehrkräften.

 

  • 1) Lernverlaufsdiagnostik und formatives Assessment

    Lernverlaufsdiagnostik als die wiederholte Erfassung von Kompetenzen in kurzen zeitlichen Intervallen gibt Lehrkräften eine Rückmeldung zur Wirksamkeit unterrichtlicher Maßnahmen. Gleichzeitig ist die diagnostische Information zum Lernverlauf als Feedback für Schülerinnen und Schüler geeignet. In diesem Sinne ist Lernverlaufsdiagnostik wesentlicher Bestandteil formativen Assessments.

    Ziel unserer Arbeiten ist die Entwicklung theoretisch fundierter, wissenschaftlich erprobter und in der schulischen Praxis bewährter Verfahren für die Lernverlaufsdiagnostik für Lesen und Mathematik in der Grundschule. Dazu gehören Testreihen und eine geeignete internetbasierte Plattform (www.quop.de). Unsere Forschungsarbeiten umfassen (a) Projekte zur diagnostischen Güte der Testreihen, (b) Studien zur Modellierung der Lernverlaufsdaten und wir (c) evaluieren Effekte aufgrund der Bereitstellung von Lernverlaufsdiagnostik.

    Formatives Assessment lebt davon, dass diagnostische Informationen genutzt werden, um Unterrichts- und Fördermaßnahmen zu gestalten. Daher erproben wir aktuell die Kombination von Lernverlaufsdiagnostik mit Feedbackgesprächen. Zudem werden Unterrichtsmaterialien entwickelt, die eine diagnosebasierte Individualisierung des Unterrichts unterstützen (s. auch Schwerpunkt 3).

     

    Aktuelle und abgeschlossene Forschungsprojekte

    ·           Lesekompetenzentwicklung bei Zweitklässlern: Entwicklung einer Testreihe zur prozessbezogenen Lernverlaufsdiagnostik mit Hilfe regelgeleiteter Itemdesigns (gefördert durch die DFG 2015-2017)

    ·           Lernverlaufsdiagnostik der Lesekompetenz: Nutzung der diagnostischen Information durch Lehrkräfte (gefördert durch die DFG 2010-2012)

    Weitere Informationen zu den Forschungsprojekten zur Lernverlaufsdiagnostik und zum formativen Assessment

  • 2) Implementationsforschung und Evaluation im schulischen Kontext

    Wie lassen sich theoretisch fundierte und empirisch bewährte Innovationen in die schulische Praxis übertragen? Wie gelingt eine nachhaltige Veränderung des Unterrichtshandelns?

    In unseren Projekten stehen materialgestützte Ansätze (z.B. „Wir werden Textdetektive“; „MINTeinander“), die mit der Strategie der „mutual adaptation“ implementiert werden, im Mittelpunkt. Anhand solcher Konzepte wird untersucht, welche Form und welchen Umfang an Unterstützung Lehrkräfte benötigen, um innovative Konzepte in ihr alltägliches Unterrichtshandeln zu übernehmen. Von Interesse sind dabei auch Wirkungen und Veränderungen unterrichtsbezogener Überzeugungen von Lehrkräften. Ergänzt wird die Analyse lehrerseitiger Veränderungen von der Frage, ob durch solche Maßnahmen auch die Lernleistungen von Schülerinnen und Schülern kurz- und langfristig verändert werden können.

     

    Aktuelle und abgeschlossene Forschungsprojekte

    ·           Evaluation der Implementation von Konzepten zur Leseförderung in der Sekundarstufe I (EILe) – im Rahmen des Schwerpunktprogramms Bildung durch Sprache und Schrift (gefördert durch das BMBF 2016-2018)

    ·           Evaluation des Projekts MINTeinander (gefördert durch die Deutsche Telekom-Stiftung 2015)

    ·           Professionalisierung von Lehrkräften zur Förderung des Leseverständnisses: Implementation komplexer Instruktionskonzepte (gefördert durch das BMBF 2010-2012)

    Weitere Informationen zu Implementationsforschung und Evaluation im schulischen Kontext

  • 3) Interventionsforschung: Leseförderung und Förderung mathematischer Kompetenzen

    Wissenschaftlich fundierte Konzepte zur Förderung sollten theoretisch begründet, praktisch erprobt und nachweislich wirksam sein. Theoretische Grundlagen stellen Entwicklungsmodelle des Lesens und mathematischer Kompetenzen, evidenzbasierte Fördermethoden (z. B. Lautleseverfahren; Strategievermittlung) sowie instruktionspsychologische Ansätze bereit (z. B. Selbstreguliertes Lernen; Kooperatives Lernen).

    Wesentliche Weichenstellungen für die spätere Bildungslaufbahn sind bereits im Vorschulalter zu beeinflussen. Aus diesem Grund untersuchen wir Möglichkeiten zur frühen Förderung sprachlicher Kompetenzen. Zur schulischen Förderung wurden Programme wie „Wir werden Textdetektive“ und der „Lesesportler“ entwickelt und erprobt. Aktuelle Projekte befassen sich mit Ansätzen zur individualisierten Förderung der Lesekompetenz in den Klassenstufen 2 bis 4 und der individualisierten Förderung mathematischer Kompetenzen in der Klassenstufe 3. Besonders erfolgversprechend ist dabei der Ansatz einer diagnosebasierten individualisierten Förderung (s. auch Schwerpunkt 1). Zudem werden computergestützte Fördermaßnahmen (weiter-)entwickelt und untersucht, z. B. solche für Grundschulkinder mit Rechenschwierigkeiten. Neben der Wirksamkeit im Hinblick auf schulische Kompetenzen stehen dabei Effekte auf nicht-kognitive Faktoren (z. B. Mathematikängstlichkeit) im Vordergrund.

     

    Aktuelle und abgeschlossene Forschungsprojekte

    ·           Langfristige schulische Effekte früher Sprachförderung bei Kindern deutscher und nichtdeutscher Herkunftssprache (gefördert aus Mitteln des Landes Hessen 2009-2011)

    ·           Effekte von Vorschul-Sprachförderprogrammen auf den späteren Schriftspracherwerb von Muttersprachlern und Migrantenkindern in der Schule (gefördert durch die DFG 2006-2009)

    Weitere Informationen zur Interventionsforschung: Leseförderung und Förderung mathematischer Kompetenzen

  • 4) Lernen und Lehren im universitären Kontext

    Universitäre Lehre geht mit dem Anspruch einher, erwachsene Lerner durch ein instruktionales Angebot zu unterstützen, das gleichermaßen neue Informationen präsentiert und ein hohes Maß an Eigenaktivität und Reflexion einfordert. Ein Schwerpunkt unserer Arbeiten liegt darin, Studierende an die hochschuldidaktische Methode des Forschenden Lernens heranzuführen, u.a. indem Reflexionsfähigkeit im Sinne wissenschaftlichen Denkens und grundlegender Kenntnisse von Methoden wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt wird. Weitere Ansätze zur Anleitung von Reflexion und tieferer Verarbeitung stellen Lerntagebücher und Portfolios dar – aktives Lernen wird durch kooperative Lernformen unterstützt. Zudem befassen wir uns mit Lehrevaluation unter der Perspektive eines Feedbacks an Lehrende.

    Fragestellungen unserer Forschungsarbeiten beziehen sich darauf, wie diese Methoden optimiert werden können.

     

    Aktuelle und abgeschlossene Forschungsprojekte

    ·           Teilprojekt Heterogenität als durchgängiges Thema im Curriculum – im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (gefördert durch das BMBF 2016-2019)

    Weitere Informationen zu Lernen und Lehren im universitären Kontext

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    BiSS-Transfer

     
    Im Rahmen des Forschungsnetzwerks BiSS-Transfer untersuchen wir den Verlauf der Implementation von der Lehrkräfte-Fortbildung durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, den Interventionen durch die Lehrkräfte bis hin zu den Wirkungen bei den Schülerinnen und Schülern. Ziel des Forschungsnetzwerks BiSS-Transfer ist es, gesicherte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie wissenschaftlich evaluierte und wirksame Maßnahmen zur sprachlichen Bildung effektiv und erfolgreich in die Praxis transferiert werden können. Im Forschungsnetzwerk wird multidisziplinär und anhand verschiedener thematischer Schwerpunkte gearbeitet. Im Fokus unseres Transferformats und unserer Intervention stehen dabei Konzepte zur Leseförderung in der Primarstufe.
    Das Forschungsnetzwerk BiSS-Transfer ist Teil der Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer (2020 bis 2025), die gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern initiiert wurde und vom BMBF gefördert wird.
     

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    FÖDIMA – Förderorientierte Diagnostik im inklusiven mathematischen Anfangsunterricht

    Das Projekt „Födima“ hat die Verbesserung des Mathematikunterrichts durch wirksame Fortbildungen von Lehrkräften zur förderorientierten Diagnostik zum Ziel. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der TU Dortmund wird ein modularisiertes Fortbildungskonzept erarbeitet. Der Fokus liegt hierbei auf der Anwendung diagnostisch gehaltvoller Aufgaben und der Anpassung der Förderung an den individuellen Lernstand der Kinder. Dabei werden zwei unterschiedliche Ansätze förderorientierter Diagnostik verglichen. Lehrkräfte in der Schuleingangsphase aus den Bezirksregierungen Münster und Arnsberg erproben das Konzept in der Praxis. Das Programm wird sowohl auf Lehrenden- als auch auf Lernendenebene evaluiert. Die Evaluation der Konzepte wird für die gezielte Anpassung des Konzepts genutzt. In einem zweiten Schritt wird so ein überarbeitetes Qualifizierungsprogramm für Multiplikator*innen entwickelt, durch das 150 Lehrkräfte fortgebildet werden. Effekte werden auf der Ebene der Multiplikator*innen, der Lehrkräfte sowie beim Transfer in die Schulpraxis erfasst.

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    Lese-Sportler – Mit PS in die Schule

    Das Projekt „Lese-Sportler – mit PS an die Schule“ verfolgt drei Ziele: Zum einen sollen Studierende im Rahmen zweier aufeinander abgestimmter universitärer Lehrveranstaltungen theoretisches Wissen zur differenzierten Leseförderung erwerben und zu einem Experten bzw. einer Expertin für differenzierte Leseförderung nach dem Programm „Der Lese-Sportler“ ausgebildet werden. Zum zweiten sollen die Studierenden während ihres Praxissemesters eigene praktische Erfahrungen mit dem Programm sammeln und mit Schülerinnen und Schülern in Kleingruppen differenzierte Lesefördermaßnahmen durchführen. Das dritte Ziel besteht darin, dieses neue Lehrangebot, das sich durch eine systematische Verzahnung aus theoretischen und praktischen Anteilen auszeichnet, wissenschaftlich im Sinne der Transfer- und Implementationsforschung zu evaluieren. Dabei werden sowohl die Erfahrungen der Studierenden und der betreuenden Lehrkräfte im Praxissemester, aber auch die Lernentwicklungen der Schülerinnen und Schüler sowie Eindrücke ihrer Eltern in den Blick genommen.

    Basierend auf diesen Erkenntnissen wird das praxisnahe Veranstaltungskonzept modifiziert, verbessert und erweitert mit dem Ziel, es dauerhaft als festen Bestandteil in das Angebot der Lehramtsausbildung für Studierende im Lehramt Grundschule zu implementieren.
     

  • Lion
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    LION - Learning in other environments

    In dem Kooperationsprojekt Learning in other environments (kurz LION) haben wir im Schuljahr 2022/23 die Wirksamkeit einer Zooführung des Allwetterzoos Münster überprüft. Im Sinne einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (kurz BNE) soll die Zooführung Schülerinnen und Schülern zu zukunftsfähigem Denken und Handeln anregen. Auf Basis dieser ersten Evaluationsstudie werden in den nächsten Schritten evidenzbasiert Optimierungen am zoopädagogischen Angebot vorgenommen. So sollen beispielsweise in Zusammenarbeit mit Lehrkräften Materialien zur Vor- und Nachbereitung von Zoobesuchen entwickelt und erprobt werden. Ziel des Projekts ist es, Kooperationen zwischen außerschulischen Lernorten und Schulen zu stärken sowie die regionale Umsetzung der BNE voranzubringen.
     

  • ViFoNet
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    ViFoNet – Videobasierte Fortbildungsmodule zum digital gestützten Unterrichten

    Im Rahmen des Projekts ViFoNet entstehen in unserem Teilprojekt „Lese-Fit“ videobasierte Fortbildungsmodule zum Leseunterricht in der Grundschule. Dabei soll Lehrkräften die Relevanz und das Potential diagnosebasierter, differenzierter Leseförderung mit evidenzbasierten Methoden aufgezeigt werden. Lehrkräfte sollen mit den Konzepten des formativen Assessments und der Lernverlaufsdiagnostik sowie konkret mit unserer Online-Lernverlaufsdiagnostik quop und dem differenzierten Fördermaterial „Der Lese-Sportler“ vertraut gemacht werden. Hinsichtlich der Nutzung der Angebote möchten wir Lehrkräften etwa durch den Einsatz von Unterrichtsvideos in differenzierenden digitalen Selbstlerneinheiten Handlungssicherheit vermitteln und im Prozess der Umsetzung der Fortbildungsinhalte begleiten.
    Evaluiert werden sollen die Fortbildungen im Hinblick auf Implementationsvariablen wie Akzeptanz, Machbarkeit und Wiedergabetreue. Darüber hinaus zielt die Evaluation auf Veränderungen bei den Einstellungen der Lehrkräfte zur Leseförderung und beim deklarativen und prozeduralen Wissen zur Leseförderung ab. Weiter soll untersucht werden, wie Lehrkräfte die Selbstlerneinheiten nutzen.

Abgeschlossene Projekte

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    LemaS (TP 14) – Leistung macht Schule

     
    Die Leistungsstreuung im Lesen ist bei Kindern im Grundschulalter groß. Unser Projekt „Diagnosebasierte differenzierte Leseförderung in der Grundschule (diFF Di2Lesen)“ zielt deshalb darauf ab, Kindern aller Grundschulklassen auf der Basis einer fortlaufenden Diagnostik der Lesekompetenz eine Förderung anzubieten, die zum jeweiligen Stand und zur Entwicklung der Lesekompetenz jedes Kindes passt. Teilnehmenden Schulen wird dazu ein Gesamtkonzept aus drei Bausteinen zur Verfügung gestellt - die alltagsintegrierte Durchführung eines datenbasierten Umgangs mit heterogenen Leistungen soll in der Praxis möglichst umfassend realisiert werden.