Linguistische Tagung: Plurizentrisch vs. pluriareal
Die Graduate School of Empirical and Applied Linguistics (GSeal) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) richtet von Freitag, den 08. Februar, bis zum Sonntag, den 10. Februar, die internationale Tagung "Pluricentricity vs. Pluriareality – Models, Varieties, Approaches" aus. Die geladenen Keynote-Speaker sind renommierte Linguisten aus Österreich, Deutschland und Kanada. Die Tagung beschäftigt sich mit zwei verschiedenen Ansätzen zur Kategorisierung von Sprachen, die mehrere standardisierte Varietäten aufweisen: mit dem plurizentrischen und dem pluriarealen Ansatz. Beide Ansätze werden in der aktuellen sprachwissenschaftlichen Forschung viel diskutiert. Ziel der Tagung ist es, neue Perspektiven, Methoden und Modelle zu erörtern, um die Forschung in diesem Bereich weiter voranzutreiben. Die Vortragssprachen sind Deutsch und Englisch. Die Tagung findet im Englischen Seminar (Johannisstr. 12-20, 48143 Münster) statt. Interessierte sind herzlich willkommen. Der Teilnehmerbeitrag für alle drei Tage beträgt 25 Euro, für einen Tag 10 Euro, Studierende der WWU zahlen pro Tag 5 Euro. Bei Gruppen über fünf Personen wird um Anmeldung gebeten: linguistics.phd@uni-muenster.de.
Sprachen wie Englisch, Deutsch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch sind unter anderem auch dadurch gekennzeichnet, dass sie in verschiedenen Ländern und Regionen den Status von Amtssprachen haben und dabei in ihren Standardformen variieren. Beispiele solcher Variationen sind das indische und jamaikanische Englisch, das Bundesdeutsch und das österreichische Deutsch sowie das brasilianische und das angolanische Portugiesisch.
Die Debatte über diese sprachlichen Variationen von Standardformen konzentriert sich häufig auf zwei zentrale, jedoch gegensätzliche, Modelle: das plurizentrische und das pluriareale Modell. Plurizentrizität beschreibt die Tatsache, dass eine Sprache in mehreren Ländern als Amtssprache gilt, dabei jedoch jeweils in einer anderen Variante, die im nationalen Kontext als Standard gilt. Die Linguistik spricht in diesem Fall von nationalen Standardvarietäten. Der plurizentrische Ansatz fokussiert sich demnach darauf, dass die betreffende Sprache gewissermaßen mehrere "Zentren" hat, womit hier die verschiedenen Länder und Nationen gemeint sind, in denen diese offiziellen Status hat. Das pluriareale Modell dagegen spricht sich gegen ein Verständnis der sprachlichen Variation im Sinne nationaler Normen aus. Sie zielt darauf ab, sprachliche Unterschiede unabhängig von nationalen und politischen Grenzen zu beschreiben. Während der polizentrische Ansatz vor allem in der Anglistischen Sprachwissenschaft und anderen Philologien Anwendung findet, wird der pluriareale Ansatz insbesondere in der Germanistischen Linguistik vertreten.