Mathematik als Abenteuerreise
Start einer Entdeckungsreise: Unter dem Titel "Die 7 größten Abenteuer der Mathematik" präsentieren in diesem Jahr sieben Forschungsstandorte in Deutschland die sogenannten Millennium-Probleme, die im Jahr 2000 vom Clay Mathematical Institute veröffentlicht wurden. Rund 100 Interessierte kamen am Mittwoch zum feierlichen Auftakt ins Schloss in Münster. Der Exzellenzcluster Mathematik Münster hatte Prof. Dr. Sarah Zerbes eingeladen, in einer Spezial-Ausgabe der öffentlichen Vortragsreihe "Brücken in der Mathematik" ein Millennium-Problem vorzustellen, an dem sie selbst forscht: die Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer.
Nach einer Begrüßung von WWU-Prorektor Prof. Dr. Michael Quante beschrieben zunächst die Initiatoren, Prof. Dr. Sebastian Stiller (DMV, TU Braunschweig) und Prof. Dr. Timo de Wolff (Junge Akademie, TU Braunschweig), wie sie auf die Idee für die bundesweite Veranstaltungsreihe gekommen waren. Prof. Dr. Matthias Löwe und Prof. Dr. Martin Hils, Gastgeber der Reihe "Brücken in der Mathematik", stellten die Vortragende vor.
Die Mathematikerin, die als eine der weltweit führenden Zahlentheoretikerinnen gilt und an der ETH Zürich arbeitet, skizzierte dann in ihrem Vortrag die Zusammenhänge zwischen den sogenannten kongruenten Zahlen und elliptischen Kurven, die grundlegend für dieses Problem sind, und die für die Entwicklung dieses Forschungsfeldes entscheidenden mathematischen Entdeckungen.
Anschaulich beschrieb sie die aufwendigen numerischen Experimente, die Bryan Birch und Peter Swinnerton-Dyer in den 1960er Jahren nachts an dem damals einzigen Computer an der Universität Cambridge durchführten. Diese brachten die beiden schließlich dazu, ihre berühmte Vermutung zu formulieren. Viele Mathematikerinnen und Mathematiker sind sich heute sicher, dass sie richtig ist, aber vollständig beweisen konnten sie die Vermutung noch nicht.
Sarah Zerbes trägt mit ihrer Forschung dazu bei, der Lösung ein Stück näher zu kommen. Sie gab dem Publikum Einblicke, wie frustrierend und wie beglückend diese Arbeit sein kann. "Es gab eine offene Frage, über die wir jahrelang nachgedacht haben und einfach nicht weitergekommen sind. Es war, wie eine Dose öffnen zu wollen, ohne einen Dosenöffner zu haben", so die 43-Jährige.
Eines Tages hörte sie bei einer Konferenz den Vortrag eines Mathematikers aus einem anderen Gebiet. Er hatte eine Entdeckung gemacht, die ihrer Forschungsgruppe das entscheidende Puzzlestück lieferte. "Innerhalb von wenigen Minuten war uns klar, dass wir nun weiterkommen würden. Das war einer der unglaublichsten Momente in unseren mathematischen Karrieren!"
Dass die offenen Probleme der Mathematik keine größere Rolle im Schulunterricht spielen, findet Sarah Zerbes schade. "Schülerinnen und Schüler könnten so ein Gefühl dafür bekommen, dass Mathematik ein lebendiges Gebiet ist, in dem Vieles noch nicht bekannt ist und noch erforscht werden muss. Das könnte sicher viele für das Fach begeistern."
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Aufgezeichneter Livestream der Veranstaltung (YouTube)
Millennium-Veranstaltungen am Exzellenzcluster Mathematik Münster
Bundesweite Veranstaltungsreihe "Die 7 größten Abenteuer der Mathematik"