Unternehmensverantwortung im öffentlichen Diskurs. Differenzen und Ko-Orientierung der Verantwortungsurteile von Unternehmen, Medien und Bürgern


Zeitraum August 2015 bis Juli 2018
Leitung Prof. Dr. Ulrike Röttger
Institution Institut für Kommunikationswissenschaft
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Bispinghof 9 – 14
48143 Münster
Finanzierung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)


Abstract


Ob Energiewende, Finanzkrise oder Billiglohn – Ausmaß und Ausgestaltung unter-nehmerischer Verantwortung sind ein Dauerthema öffentlicher Debatten und werden in Deutschland mit großer Skepsis gegenüber Unternehmen verfolgt. Die Glaubwürdigkeitszweifel deuten darauf hin, dass Erwartungsdivergenzen die Etablierung eines übergreifenden Verständnisses unternehmerischer Verantwortung verhindern. Während in der CSR-Forschung vor allem Idealvorstellungen diskutiert werden, bleibt weitgehend offen, wie Verantwortungsurteile im öffentlichen Diskurs faktisch zustande kommen. Dieser Frage widmet sich das Projekt, indem es das Zusammenspiel zentraler Akteure und Anspruchsgruppen – Medien, Bürger und Unternehmen – bei der Reproduktion und Institutionalisierung von Verantwortungsurteilen untersucht. Ziel ist es zum einen, Einflussfaktoren auf die Zuschreibung und Bewertung unter-nehmerischer Verantwortung aufzudecken und zum anderen, Differenzen sowie Ko-Orientierungen zwischen Medien, Bürgern und Unternehmen zu analysieren. Sollte z.B. eine Ko-Orientierung der Verantwortungsurteile von Unternehmen und Medien sichtbar werden, die der Perspektive der Bürger entgegensteht, droht ein Verlust von Pluralität im öffentlichen Diskurs. Mögliche Abweichungen von Verantwortungsurteilen zwischen Unternehmen als Verantwortungssubjekten und Bürgern wie Medien als Verantwortungsadressaten gefährden zudem die unternehmerische Handlungsfähigkeit und damit letztlich die Funktionsfähigkeit des Wirtschaftssystems.

Methode


Auf der Grundlage eines strukturationstheoretischen Modells zur Reproduktion und Institutionalisierung von Verantwortungsurteilen im öffentlichen Diskurs wird ein dreiteiliger methodischer Ansatz verfolgt: a) Inhaltsanalyse des Selbstbildes unternehmerischer Verantwortung, b) Inhaltsanalyse des Fremdbildes in den Medien sowie c) Befragung zum Fremdbild aufseiten der Bürger. Der Vergleich der drei Perspektiven erlaubt Rückschlüsse auf Ursachen der Glaubwürdigkeitsproblematik und dient als Basis, um Lösungsstrategien für gesellschaftsbezogene Folgeprobleme zu entwickeln.