Das mediatisierte Zuhause II: Eine qualitative Panelstudie zum Wandel häuslicher Kommunikationskulturen
Zeitraum | November 2012 bis Oktober 2014 |
Leitung | Prof. Dr. Jutta Röser |
Wiss. Mitarbeit |
Dr. Kathrin F. Müller |
Institution | Institut für Kommunikationswissenschaft Westfälische Wilhelms-Universität Münster Bispinghof 9 – 14 48143 Münster |
Finanzierung | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Terra Digitalis - Eine Forschungsreise |
Vorträge | Vortragsliste |
Publikationen | Liste der Publikationen |
Ziel des Projekts war es, den mit der Mediatisierung des Zuhauses zusammenhängenden Wandel häuslicher Kommunikationskulturen prozessorientiert zu analysieren. Übergreifende Perspektiven des Projekts untersuchten die Entwicklung von digitaler Teilhabe (und Ungleichheit), Aushandlungen der Geschlechterverhältnisse im Kontext des häuslichen Medienhandelns, den Wandel von häuslicher Fragmentierung und Gemeinschaft sowie den Einzug externer Sphären in das Zuhause, wie zum Beispiel der Berufsarbeit.
Methode
Im Zentrum des Projekts stand eine qualitative Panelstudie, auf deren Basis der Wandel des mediatisierten Zuhauses aus Sicht der Mediennutzerinnen und -nutzer erhoben wurde. Ein nach soziodemografischen Kriterien quotiertes Sample von 25 Paar-Haushalten wurde bereits 2008 und 2011/12 untersucht. Mit der dritten Erhebungswelle 2013/2014 wurde die Langzeitbeobachtung der Mediatisierung des Zuhauses und des häuslichen Medienhandelns fortgesetzt und damit ein Längsschnitt über sechs Jahre erfasst. Durch die soziodemografische Quotierung nach Alter, Schulbildung und Geschlecht ermöglichte das Panel, soziale Differenzen zu untersuchen und Fragen nach sozialer Ungleichheit nachzugehen. Insgesamt repräsentiert das Panel erwachsene Mediennutzerinnen und -nutzer der breiten Mittelschicht – eine in der kommunikationswissenschaftlichen Rezeptionsforschung eher selten untersuchte Gruppe. Indem Haushalte von heterosexuellen Paaren untersucht und Mann und Frau gemeinsam interviewt wurden, setzt das Projekt das Ziel um, Geschlechterkonstellationen und -diskurse zu erfassen. Die Interviews wurden durch ethnografische Begehungen der Wohnung und durch fotografische Dokumentation von Medienarrangements im Haushalt sowie standardisierte Instrumente ergänzt.
Befunde
Zusammengefasst hat die Panelstudie in theoretischer Hinsicht gezeigt, dass Mediatisierung stets Momente der Dynamik und der Beharrung innehat. So ändern sich einige Bereiche im Häuslichen vor dem Hintergrund der Integration neuer, online-fähiger Medien stark, andere ändern sich nur langsam oder kaum. Das häusliche Medienrepertoire beinhaltet beispielsweise 2014 neben online-basierten Medien weiterhin klassische Medienangebote und analoge Medientechnologien.
Darüber hinaus wird deutlich, dass die Domestizierung des Internets insgesamt weit fortgeschritten ist. Selbst Befragte, die das Medium ehemals nur begrenzt nutzten, haben es umfassend in den Alltag integriert. Einen wesentlichen Impuls dafür hat die Integration mobiler Medientechnologien, z.B. des Smartphones und Tablets, gegeben. In Bezug auf Geschlechterfragen zeigt sich ein De-Gendering auf der Anwendungsebene. Die geschlechtsgebundene Aufgabenteilung intensiviert sich im Verlauf der Domestizierung des Internets jedoch in Teilen. Dynamische Impulse zur Veränderung von Medienhandeln und Medienrepertoires haben vor allem biografisch-lebensweltliche Entwicklungen wie die Geburt eines Kindes oder Trennungen bewirkt. Zudem haben wir festgestellt, dass Aufgaben aus dem Kontext der Erwerbsarbeit über online-basierte Endgeräte zunehmend nach Feierabend verrichtet werden.