Wie mit gefälschten Papieren 2500 Juden der Deportation entkamen
Zur Zeit der deutschen Besatzung der Niederlande waren jüdische Mitbürgerinnen und -bürger verpflichtet ihre Abstammung zu melden. Doch wer war Jude, wer nicht? Beamte, wie der deutsche Jurist Hans Calmeyer, entschieden über „rassische Zweifelsfälle“ – und damit über Leben und Tod der Betroffenen. Mit der Vorlage gefälschter Geburtsurkunden oder Taufbescheinigungen ergriffen mehrere Tausend Jüdinnen und Juden diesen letzten Strohhalm, auch wenn sie damit ihre eigene Identität verleugnen mussten.
In ihrer Dissertation diskutiert die Historikerin Petra van den Boomgaard (Universiteit van Amsterdam) u.a. die ambivalente Rolle des Osnabrücker Juristen Hans Calmeyers. Mittels gefälschter Dokumente lotste Calmeyer einerseits zahlreiche Jüdinnen und Juden an den deutschen Rassengesetzen vorbei und führte andererseits durch die vermeintlich willkürliche Ablehnung von Anträgen andere in den sicheren Tod. Was waren seine Motive? Für ihr Forschungsprojekt arbeitete Autorin Petra van den Boomgaard mit bis dato unzugänglichem Archivmaterial und bringt damit Licht ins Dunkel. Zugleich rückt sie durch ihre Arbeit weitere Helferinnen und Helfer (u.a. Anwälte, Anthropologen und Ärzte) in den Fokus, die bisher noch nicht den Weg in die Öffentlichkeit fanden.