Ein Kolleg zieht um
Die neuen Räume im Iduna-Hochaus bieten ausreichend Platz und eine grandiose Aussicht
von Lennart Pieper
Rufe hallen durch die langen Flure, die beiden Aufzüge sind pausenlos im Einsatz und überall herrscht geschäftiges Treiben. Doch Kollegsassistentin Nadine Zielinski behält im Gewusel den Überblick und sorgt dafür, dass auch der letzte Umzugskarton am Ende im richtigen Büro landet. Wenn ein ganzes Forschungskolleg umzieht, noch dazu aus verschiedenen Standorten, ist Organisationsgeschick und eine akribische Vorplanung gefragt. Anfang Oktober ist es dann endlich soweit: Das Käte Hamburger Kolleg kann seine neuen Räumlichkeiten im Iduna-Hochhaus am Servatiiplatz beziehen.
Ein besonderer Ort
Seit 1961 prägt das elfstöckige Iduna-Hochhaus die Stadtsilhouette Münsters. Inzwischen steht es als besonders kompromissloses Beispiel für den internationalen Stil der Nachkriegsmoderne unter Denkmalschutz. Mit seiner streng geometrischen Fassade bildet es einen reizvollen Kontrast zur angrenzenden historischen Altstadt. Von der Iduna-Versicherung erbaut, bietet das Gebäude heute Anwaltskanzleien, Agenturen und einer Sprachschule Raum. 2022 konnte die Universität drei Etagen anmieten und ließ sie gemäß den Bedürfnissen der neuen Nutzer umbauen.
Das Käte Hamburger Kolleg belegt nun die gesamte 6. und 7. Etage. Von hier oben bietet sich den Mitarbeitenden und Fellows ein spektakulärer Blick über die Stadt. Besucherinnen und Besucher stehen oft lange an den Panoramafenstern, suchen bekannte Landmarken und genießen die ungewohnte Perspektive. „Schau, dort hinten ist der Buddenturm!“ – „Mir war nicht klar, wie hoch die Kreuzkirche ist.“ – „Sind das am Horizont etwa die Baumberge?“
Endlich angekommen
Für das Kolleg bedeutet der Umzug, nach der Anfangsphase an zwei getrennten Standorten nun endlich anzukommen. Als Ort gemeinsamen Forschens und Diskutierens lebt es von der Möglichkeit, Begegnungen und Austausch zu schaffen. Schließlich gehört es zum Konzept der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Käte Hamburger Kollegs, ihren Fellows nicht nur Zeit für die eigene Forschung, sondern auch ein besonders anregendes Umfeld zu bieten. „Dass wir seit Oktober an einem gemeinsamen Ort sind, macht einen enormen Unterschied“, sagt Kollegsdirektorin Ulrike Ludwig. „Wir müssen Begegnungen nicht mehr organisieren, sie finden einfach statt.“
So trifft man denn auch stets auf Gesprächspartner, wenn man während der betriebsamen Mittagszeit die Küche im siebten Stock aufsucht oder einen Kaffee in der großzügigen Lounge trinkt. Die jeden Mittwoch stattfindende Tea Time, bei der alle Fellows und Mitglieder des Kollegs zusammenkommen, hat einige sogar schon zum Kuchenbacken angeregt. Und auch Workshops und sonstige wissenschaftliche Veranstaltungen können inzwischen im eigenen Seminarraum stattfinden, was für alle eine große Erleichterung ist. Hinzukommen die regelmäßigen Reading Sessions in großer Runde sowie weitere, nicht selten spontan einberufene Treffen verschiedener Arbeitsgruppen.
So fühlen sich alle sichtlich wohl im neuen Gebäude und schwärmen vom neu in Schwung gekommenen Kollegleben. Die Mühen des Umzugs haben sich gelohnt.