Neue Fellows im Oktober und November
Zum Wintersemester kann das Käte Hamburger Kolleg gleich sechs neue Fellows begrüßen. Im Oktober nahmen die Rechtshistorikerin Éva Jakab (Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche in Ungarn), der Rechtshistoriker Salvatore Marino (Universität Neapel Federico II), die Rechtshistorikerin Hesi Siimets-Gross (Universität Tartu) und der Historiker Alexey Tikhomirov (Universität Bielefeld) ein Fellowship auf. Im November folgten der Rechtshistoriker Ferdinando Mazzarella (Universität Palermo) und der Historiker Yurii Zazuliak (Ukrainische Katholische Universität, Lwiw). Wir wünschen ihnen allen einen guten Start in Münster und freuen uns auf eine anregende Zusammenarbeit.
Die neuen Fellows im Porträt:
Prof. Dr. Éva Jakab ist Professorin an der Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche in Ungarn in Budapest, wo sie die Doktorandenschule der juristischen Fakultät leitet. Zuvor war sie Professorin, Prodekanin und Präsidentin der Doktorandenschule an der Universität Szeged. Ihre wissenschaftlichen Abschlüsse erwarb sie an der Universität Szeged und an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist ebenfalls korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Zu ihren Forschungsgebieten zählen die antike Rechtsgeschichte, insbesondere das römische Recht, sowie antike Papyri. Am Kolleg wird sie ihr Projekt „Rechtspluralismus in Theorie und Praxis. Der Fall des Imperium Romanum“ vorantreiben. Darin erforscht sie den Umgang römischer Juristen mit lokalen Rechtsbräuchen am Beispiel des Erbrechts.
Ass.-Prof. Dr. Salvatore Marino beschäftigt sich mit römischem Recht und dem Recht der Antike. 2009 wurde er an der Universität zu Köln zum Dr. iur. promoviert und habilitierte sich 2018 nach Tätigkeiten an den Universitäten Köln, Göttingen und Münster. Seit 2021 ist er Dozent für Geisteswissenschaften an der Universität Neapel Federico II, wo er römisches Recht und romanistische Rechtstraditionen lehrt. Sein Forschungsprojekt am Kolleg beschäftigt sich mit der „Dialektik der Privilegien“. Darin geht Marino davon aus, dass das Privileg in der rechtspluralen Gesellschaft der römischen Antike als außerordentlicher Rechtsbegriff verstanden wurde, zum Mittelalter hin jedoch zu einem wesentlichen Ordnungsfaktor wurde.
Prof. Dr. Ferdinando Mazzarella promovierte im Fach Rechtsgeschichte an der Universität Mailand. Im Jahr 2010 erhielt er die nationale Qualifikation als außerordentlicher Professor an der Universität Neapel SOB und habilitierte sich 2017 als ordentlicher Professur für Rechtsgeschichte. Seit 2019 ist er Professor für Rechtsgeschichte an der Universität Palermo. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschichte des europäischen Handels- und Zivilrechts im 19. und 20. Jahrhundert. Sein Forschungsprojekt am Kolleg zielt darauf ab, die Ansätze des nationalsozialistischen Deutschlands und des faschistischen Italiens zur Kodifizierung und zum Vertragsrecht im Lichte ihrer Ideologie zu vergleichen.
Ass.-Prof. Dr. Hesi Siimets-Gross ist Rechtshistorikerin und arbeitet auf dem Gebiet des römischen Rechts und seiner Rezeption sowie der Rechtsgeschichte Estlands. Sie studierte an der juristischen Fakultät der Universität Tartu, wo sie mit einer Arbeit über das „Liv-, Est- und Curlaendische Privatrecht“ (1864/65) und das römische Recht im Baltikum promovierte. Seit 2012 ist sie assoziierte Professorin für Rechtsgeschichte und römisches Recht an der Universität Tartu. Außerdem arbeitet sie als Sprachjuristin am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Am Kolleg wird sie die Vereinheitlichung des Rechts im Estland der Zwischenkriegszeit untersuchen. Da das partikularistische Privatrechtsgesetzbuch von 1864 auch in der neu gegründeten Republik Estland in Kraft gesetzt wurde, herrschte hier eine enorme Rechtsvielfalt.
Dr. Alexey Tikhomirov beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte Osteuropas, insbesondere Russlands und der Sowjetunion. Zu seinen Forschungsinteressen zählen die Justiz im Staatssozialismus, Führerkulte sowie Emotionen-, Geschlechter- und Körpergeschichte. Seit 2017 lehrt er an der Universität Bielefeld am Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte. Nach seinem PhD-Studium an der Staatlichen Pädagogischen Universität Jaroslawl‘ in Russland war er Fellow unter anderem am University College London, an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und am Deutschen Historischen Institut in Moskau. Am Kolleg wird er sich mit dem Thema Vertrauen in die Justiz beschäftigen. Dazu untersucht er Petitionen an die Partei- und Staatsführung in der Sowjetunion.
Ass.-Prof. Dr. Yurii Zazuliak promovierte 2008 in Mediävistik an der Central European University in Budapest. Von 2003 bis 2021 war er Research Fellow am Institut für ukrainische Studien der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Lwiw. Seit 2014 ist er außerordentlicher Professor an der Ukrainischen Katholischen Universität in Lwiw. Darüber hinaus erhielt er zahlreiche Forschungsstipendien in Deutschland, Bulgarien und den USA. Zazuliak hat sich eingehend mit der Geschichte des spätmittelalterlichen Königreichs Polen beschäftigt. Am Käte Hamburger Kolleg wird er untersuchen, wie Kriminalität und Strafjustiz im frühneuzeitlichen Lemberg dazu beitrugen, Grenzen zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gemeinschaften herauszubilden und zu verändern.