„Ich bin durch Zufall zur Wissenschaft gekommen“
Herr Prof. Schäfers, mit welcher wissenschaftlichen Frage beschäftigen Sie sich aktuell?
Meine Arbeitsgruppe und ich wollen die medizinische Bildgebung verbessern und entwickeln Verfahren, um Bilder „schärfer“ zu machen. Wir arbeiten also an der Verbesserung von Techniken aus der Klinik wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT). Die Geräte funktionieren zwar auch heute schon sehr gut. Man findet aber genügend Ansätze, wie sie noch bessere Bilder liefern könnten. Während einer klinischen Aufnahme entstehen nämlich häufig Verschmierungen im Bild allein aufgrund der Atembewegung eines Patienten oder weil sein Herz schlägt. Den Effekt kennt man von verwackelten Urlaubsfotos. Solche technischen Probleme versuchen wir mit zusätzlichen Sensoren, optimierten Einstellungen und Algorithmen ein bisschen besser in den Griff zu bekommen. Unsere Forschungsthemen beschäftigen sich also mit der sogenannten Bewegungskorrektur. Die Ansätze sind zum Teil recht experimentell. Wir nutzen dabei auch Techniken aus der Welt der Computerspiele wie die Microsoft-Kinect-Kamera, um Bewegung von Patienten zu erfassen. Speziell entwickelte Algorithmen verarbeiten diese Bewegung, um so echte Patienten-Aufnahmen aus der Klinik schärfer zu machen.
Was macht Sie als Wissenschaftler persönlich aus?
Ich bin mehr oder weniger durch Zufall zur Wissenschaft gekommen. Nach meinem Elektrotechnikstudium habe ich meinen Zivildienst in der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Münster abgeleistet und war beeindruckt von der Technologie der Positronen-Emissions-Tomographie. Kurz danach habe ich die Möglichkeit bekommen, ein Forschungsjahr in London zu verbringen, und zwar an der sogenannten Cyclotron Unit am Hammersmith Hospital, das als eines der ersten wissenschaftlichen Institute weltweit einen Teilchenbeschleuniger und mehrere PET-Scanner hatte. Diese Technik hat mich weiterhin so fasziniert, dass ich dem Forschungsbereich treu geblieben bin.
Was ist Ihr liebstes technisches Forschungsspielzeug und was kann es?
Wie schon gesagt, die Positronen-Emissions-Tomographie begeistert mich auch heute noch. Die Technik darin ist so faszinierend und sie eröffnet Möglichkeiten für die medizinische Bildgebung, die ohne sie nicht denkbar wären. Man kann extrem kleine Mengen radioaktiver Moleküle im picomolaren Bereich aufspüren und davon Bilder erzeugen. Das ermöglicht eine bessere Diagnostik für Patienten. Diese große Sensitivität ist im Bereich der molekularen Bildgebung einzigartig.
Erinnern Sie sich an Ihren größten Frustmoment?
Frustmomente hat man täglich. Als Wissenschaftler muss man immer Ideen, Ansätze oder Lösungswege verwerfen können. Der Umgang damit ist nicht immer einfach, das muss man erst lernen. Besonders schade finde ich es, wenn einer meiner Studenten seine Arbeit abbricht, auch wenn er gute Gründe dafür hat. Wenn jemand schon so viel investiert hat und sein Projekt aber dann doch nicht mehr zu Ende bringen kann, ist das schon frustrierend.
Wie viel Kunst, Kreativität und Handwerk steckt in Ihrer Wissenschaft?
Kunst findet sich schon ein wenig in unserer Forschung. Unsere Lösungen sollen immer auch ästhetisch und ansprechend sein. Das liegt uns schon am Herzen. Kreativ sind unsere Lösungen allemal, das hat innovative Forschung so an sich. Und viele Projekte starten im Handwerk. Wir arbeiten oft sehr experimentell, bauen Techniken auf, nutzen besondere Messverfahren und optimieren Parameter. Das hat immer auch viel mit handwerklichem Geschick zu tun.