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„Ich bin stolz darauf, eine gute Mutter und Forscherin zu sein“

Im Labor mit Dr. Kerstin Bartscherer / Interviewreihe des Exzellenzclusters "Cells in Motion"
Dr. Kerstin Bartscherer ist Mitglied des Exzellenzclusters "Cells in Motion" und arbeitet am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin.
© Uni MS/Peter Grewer

Frau Dr. Bartscherer, mit welcher wissenschaftlichen Frage beschäftigen Sie sich aktuell?

Ich forsche mit Planarien, das sind kleine Plattwürmer, die fast unzerstörbar sind. Sie können nämlich jedes ihrer Körperteile vollständig regenerieren. Teilt man sie in Stücke, wachsen jedem Stück die jeweils fehlenden Körperteile nach, und man hat schlussendlich mehrere komplette Würmer. Diese Fähigkeit ist für biomedizinische Fragen ziemlich spannend, da wir Menschen selbst sehr limitierte Regenerationsfähigkeiten haben: Ein amputierter Arm bleibt stumpf. Meine Arbeitsgruppe und ich wollen wissen, warum es beim Plattwurm anders ist. Wir beobachten dabei speziell die Wundsignale und Stammzellen des Plattwurms nach einem Schnitt und fragen uns etwa: Wie erfahren die Stammzellen, dass sie zur Wunde wandern müssen? Wer entscheidet, zu welcher Art Zelle sie sich entwickeln?

Was macht Sie als Wissenschaftlerin persönlich aus?

Ich habe zwei Kinder, die drei und sechs Jahre alt sind. Die Große habe ich kurz nach Abschluss meiner Doktorarbeit in Heidelberg bekommen. Das war eine gute Zeit für mich und ich habe viel Unterstützung von meinem damaligen Chef, Prof. Michael Boutros, erfahren. Die Kleine kam in Münster, als ich schon eigenständig geforscht habe. Ich bin stolz darauf, eine gute Mutter und Forscherin zu sein, und bin gerne Vorbild für junge Wissenschaftlerinnen, die sich mit Zukunftsentscheidungen schwer tun. Wichtig ist, so viel Hilfe wie möglich zuzulassen – da müssen Ehemann, Au pair Mädchen und Putzhilfe gleichermaßen mit ran.

Was ist Ihr großes Ziel als Wissenschaftlerin?

Ich möchte die Kette von molekularen und zellulären Ereignissen während der Regeneration im Detail verstehen. Auf dieses Ziel sind alle Forschungsprojekte im Labor ausgelegt. Dabei ist mir eine positive Arbeitsatmosphäre wichtig, die durch Zusammenhalt, Teamarbeit, gegenseitigen Respekt und Motivation gekennzeichnet ist. Ich sehe es als meine Aufgabe als Teamleiterin an, diese Atmosphäre herzustellen und zu bewahren.

Was ist Ihr liebstes technisches Forschungsspielzeug und was kann es?

Ich habe lange nicht mehr im Labor gearbeitet. Es ist wohl mein Computer, an dem ich die meiste Zeit meiner Arbeit verbringe, an dem ich die neusten Daten meiner Mitarbeiter anschaue und auswerte.

Erinnern Sie sich an Ihren größten Glücksmoment als Wissenschaftlerin?

Das war mein erstes großes Paper, das ich im dritten Jahr meiner Doktorarbeit eingereicht habe. Ich wollte gerade einen wissenschaftlichen Vortrag über meine Arbeit halten und stand schon am Rednerpult als mein Doktorvater, leicht verspätet, herein kam und mir die gute Nachricht auf seinem Smartphone zeigte. Das war ein unbeschreiblich gutes Gefühl, weil sich die harte Arbeit gelohnt hatte, und hat meinen Vortrag beflügelt. Der nächste große Glücksmoment war, als ich die Stelle im MPI bekommen habe. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet.

Welches wissenschaftliche Phänomen begeistert Sie heute noch regelmäßig?

Ich finde alles spannend, was mit Astronomie zu tun hat. Mich beeindruckt die Weite des Universums und die Erforschung seiner Entstehung. Leider habe ich kaum Zeit, mich mit diesen Fragestellungen mehr zu beschäftigen.