Bildgebung für die Forschung trainieren
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Bilder, die sichtbar machen, was im Inneren des Körpers geschieht, gehören in der Medizin zu den wichtigsten Werkzeugen. Sie liefern nicht nur entscheidende Hinweise für die ärztliche Versorgung, sondern ermöglichen auch in der biomedizinischen Forschung bedeutende Fortschritte – so ist auch die Entwicklung innovativer Technologien für die Bildgebung Gegenstand aktueller Forschung. Ihr Wissen auf diesem Gebiet haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) in der vergangenen Woche an internationale Kollegen und Nachwuchswissenschaftler weitergegeben: Bei der „Mouse Imaging Academy“ (MIA), die in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfand, führten sie fünf Tage lang in bildgebenden Verfahren für die Forschung mit Mäusen ein.
Eine erste ganz grundlegende Erkenntnis für die Teilnehmer: Welche Bildgebungstechnologie für eine Untersuchung geeignet ist, ist abhängig von der Frage, die beantwortet werden soll. „Ich arbeite seit Kurzem in einer Arbeitsgruppe, die optoakustische Bildgebung nutzt“, berichtete die Biochemikerin Dr. Monika Golinska von der Universität Cambridge. „Meine Kollegen haben mir den Kurs empfohlen, um einen Überblick über verschiedene Bildgebungstechnologien zu bekommen – das ist auch für gemeinsame Projekte mit anderen Arbeitsgruppen wichtig.“ Zu den vielfältigen Verfahren, die in dem Kurs trainiert wurden, gehören Computertomographie und Magnetresonanztomographie, Positronen- und Einzelphotonen-Emissions-Tomographie sowie optische Bildgebung.
In intensiven praktischen Übungseinheiten und ergänzenden Vorträgen vermittelten die Experten von Grund auf, wie die unterschiedlichen Modalitäten funktionieren. Darüber hinaus gaben sie Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Forschung. In Kleingruppen bereiteten die Teilnehmer Mäuse für eine Untersuchung vor und reflektierten dabei zuvor erlangtes Wissen zum sorgsamen Umgang mit den Tieren. Die Experten sensibilisierten dafür, welchen Einfluss beispielsweise unterschiedliche Narkoseverfahren auf Untersuchungsergebnisse haben, und die Gruppen führten mit jedem der bildgebenden Verfahren ein Experiment durch. Mit einer in Münster entwickelten Software analysierten die Teilnehmer entstehende Bilddaten und bestimmten beispielsweise, welche Ausdehnung ein Tumor hat oder wie stark sich eine in den Körper eingebrachte Substanz im zeitlichen Verlauf in verschiedenen Organen anreichert. Dabei erschlossen sie sich mithilfe der Experten tiefgehende methodische Aspekte, deren Verständnis Voraussetzung ist, um Bilddaten sinnvoll aufbereiten und interpretieren zu können.
Zu den knapp 250 Teilnehmenden, die in den vergangenen Jahren in Münster trainiert haben, gehören zahlreiche Biologen, aber auch Mediziner, Chemiker, Physiker und Mathematiker. Mehr als 30 Prozent kommen regelmäßig für den Workshop aus dem europäischen Ausland und sogar aus Asien und den USA. Das Team der WWU, das in einer solchen Workshopwoche als Trainer im Einsatz ist, umfasst mehr als 20 Bildgebungsexperten aus Nuklearmedizin, Radiologie, Biologie sowie Medizinphysik, Biochemie und Radiochemie. „In der Bildgebung fließen verschiedenste Fächer zusammen, und um für eine Forschungsfrage das richtige Verfahren auswählen zu können, muss man bereit sein, über die eigene Spezialisierung hinauszublicken“, sagt Nuklearmediziner Dr. Sven Hermann, der die Veranstaltung federführend koordiniert. „Deshalb arbeiten wir in der Forschung sehr intensiv zusammen und legen in unserem Workshop den Fokus darauf, ein breites Spektrum bildgebender Verfahren integriert zu trainieren.“