Junge Forscherin erhält 1,3 Millionen Euro für die Krebsforschung
Seit zwei Jahren forscht die medizinische Chemikerin Dr. Anna Junker bereits als Postdoktorandin eigenständig in Münster an pharmakologischen Wirkstoffen für die Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs. Nun macht sie dank ihrer herausragenden wissenschaftlichen Arbeit den nächsten Karriereschritt: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Nachwuchswissenschaftlerin im Rahmen des Emmy-Noether-Programms in den kommenden fünf Jahren mit 1,3 Millionen Euro. Damit kann sie am European Institute for Molecular Imaging (EIMI) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) eine eigene Forschungsgruppe aufbauen.
Die 35-jährige medizinische Chemikerin hatte vor zwei Jahren bereits die Experten des Exzellenzclusters „Cells in Motion“ (CiM) überzeugt. Als CiM-Postdoktorandin hatte sie die finanziellen Mittel für ihr erstes eigenes Forschungsprojekt eingeworben. „Die DFG-Förderung gibt mir nun noch mehr wissenschaftliche Freiheit und die Sicherheit, mich in den kommenden fünf Jahren ausschließlich auf meine Forschung konzentrieren zu können“, sagt Anna Junker. „Ich kann jetzt außerdem Doktoranden einstellen, aufwendigere Ansätze verfolgen und meine wissenschaftliche Kreativität und Qualität beweisen.“ Die eigene Forschungsgruppe sei ein großer Schritt auf ihrem Weg zur eigenen Professur.
Anna Junker hat sich bewusst dafür entschieden, an der Universität Münster zu bleiben und am EIMI zu arbeiten. „Nirgendwo sonst wird beim Thema Bildgebung so interdisziplinär geforscht“, sagt Anna Junker. „Ich schätze den fachlichen Austausch mit Physikern, Medizinern, Informatikern und Biologen.“
Mit ihrer eigenen Nachwuchsgruppe will die Wissenschaftlerin nun pharmakologische Wirkstoffe und sogenannte bildgebende Sonden für die Erforschung und Therapie von Brustkrebs und von entzündlichen Erkrankungen entwickeln. Anna Junker hat dabei zwei Rezeptoren im Blick, P2X7R und P2X4R. Die beiden Rezeptoren sind Proteine und Bestandteile der Zelloberfläche und leiten Signale von außen an das Innere der Zelle weiter. Sie gelten als vielversprechende Ansatzpunkte für therapeutische Behandlungen bei Krebs und entzündlichen Erkrankungen.
Die medizinische Chemikerin will konkret neuartige sogenannte Agonisten und Antagonisten entwickeln. Diese Stoffe besetzen die Rezeptoren und aktivieren oder blockieren die Weiterleitung von Signalen. Solche Agonisten und Antagonisten lassen sich als Marker in der Diagnostik einsetzen, aber auch in der Therapie. Bei solchen Markern handelt es sich zum Beispiel um Radiopharmaka, die Patienten oder Modellorganismen wie der Maus für eine Untersuchung in winzigen Mengen injiziert werden, sich an die gewünschten Rezeptoren binden und diese somit sichtbar machen. So lassen sich mit verschiedenen bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), der Fluoreszenzbildgebung und der photoakustischen Tomographie molekulare Prozesse nachvollziehen. Mit den Erkenntnissen können Wissenschaftler besser verstehen, wie Erkrankungen entstehen und wie sich fehlgeleitete Prozesse womöglich aufhalten lassen.
Mit dem Emmy-Noether-Programm möchte die DFG jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern einen Weg zu früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit eröffnen. Die Stipendiatin hat aktuell fünf Jahre lang Zeit, um ihre eigene Nachwuchsgruppe aufzubauen, diese eigenverantwortlich zu leiten und sich als Hochschullehrerin zu qualifizieren.
Zur Person:
Nach ihrem Pharmazie-Studium an der Universität Münster und ihrer Approbation als Apothekerin machte Anna Junker ihre Doktorarbeit am Münsterschen Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie und der Nagoya University in Japan. Danach ging sie als Postdoktorandin zunächst an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und anschließend mit einem DFG-Forschungsstipendium ans National Institute of Health (NIH) in den USA. Seit zwei Jahren arbeitet sie wieder in Münster und untersucht als CiM-Postdoktorandin Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen, die an der Metastasierung von Prostatakrebs beteiligt sind.