Die besten Köpfe aus aller Welt
Die Freude war groß als Jyoti Rao im vergangenen Jahr die Doktorwürde erhielt. Während ihrer Promotion in der CiM-IMPRS Graduiertenschule untersuchte sie Gene und Signalwege, die dafür sorgen, dass aus Stammzellen Herzmuskelgewebe entsteht. Dafür zog sie aus Indien nach Deutschland. „Wir möchten die besten Doktoranden aus aller Welt zu uns nach Münster holen“, sagt Molekularbiologe Prof. Andreas Püschel, Sprecher der Graduiertenschule. Denn das Ziel des Programms ist, internationale Topforscher auszubilden. Promovierende erhalten in der Graduiertenschule eine strukturierte Ausbildung in den Lebens- und Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt in der hochauflösenden Bildgebung. Aktuell können sich angehende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wieder um eine von 16 begehrten Promotionsstellen bewerben.
Interdisziplinär denken
Was die münstersche Graduiertenschule so besonders macht, ist ihre Struktur: Sie vereint das Doktorandenprogramm von „Cells in Motion“ (CiM) mit der „International Max Planck Research School“ (IMPRS) des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin. Anders als viele andere Graduiertenschulen ist sie stark interdisziplinär ausgerichtet: CiM-IMPRS bringt Biologen mit Physikern, Chemikern, Informatikern und Mathematikern zusammen. „Das ermöglicht den Nachwuchsforschern den Blick über den Tellerrand. Sie lernen, interdisziplinär zu denken und für verschiedene Ansätze offen zu sein“, sagt Andreas Püschel.
Die jungen Forscher arbeiten in Laboren, die über die Universität Münster und das Max-Planck-Institut verteilt sind. CiM-IMPRS dient dabei als gemeinsames Netzwerk. „In Münster ist diese Verbindung besonders wertvoll, da die verschiedenen Institute nicht an einem Ort vereint sind“, sagt Andreas Püschel.
Der besondere Vorteil für die Doktoranden: Durch die Vernetzung der Arbeitsgruppen greifen sie auf breites Wissen und vielfältige experimentelle Ansätze zurück. Davon profitiert auch der Exzellenzcluster, denn die intensive interdisziplinäre Ausbildung bringt auch die Forschungsprojekte weiter voran.
Kompetenzen ausbilden
Über die wissenschaftliche Seite hinaus sorgt die Graduiertenschule für zahlreiche zusätzliche Qualifizierungsmöglichkeiten, die ein Stipendium allein nicht bieten kann. „Unser Trainingsprogramm fördert Kompetenzen wie Projektmanagement oder Kommunikationstechniken und gibt Einblicke ins Berufsleben“, erläutert Andreas Püschel.
Auch Jyoti Rao hat durch das Programm von Anfang an viel dazu gelernt: „Das ,How to present your work‘-Training fand ich besonders gut. Es ging darum, die eigene Forschungsarbeit verständlich zu präsentieren. Ich war gezwungen, mir Gedanken zu machen, für welche Zielgruppe ich gerade spreche“, erzählt sie. Wie alle Doktoranden berichtete sie in ihrem ersten Jahr beim montagmorgendlichen „Progress Report“ über Fortschritte in ihrem Projekt. Bei solchen Veranstaltungen kommen die Promovierenden aus allen angegliederten Fachbereichen zusammen. Kommunikationsprobleme gibt es nicht: „Hier sprechen alle Englisch, deswegen fühlt sich niemand ausgegrenzt oder gehemmt“, sagt Jyoti Rao.
Andreas Püschel ist von dem Konzept überzeugt: „Durch den persönlichen Kontakt zwischen den Doktoranden entsteht zum einen ein internationales Flair. Zum anderen kommt auch ein intensiver Austausch zwischen den Laboren und Fachbereichen zustande“, sagt er.
Die Begegnung mit ihren Mitstreitern half Jyoti Rao auch über das anfängliche Heimweh nach Indien hinweg: „Mit mir haben auch viele andere ausländische Doktoranden angefangen. Wir waren alle neu in Münster. Aber wir waren nicht allein, haben uns abends am Aasee getroffen und zusammen die Stadt erkundet“, erinnert sie sich.
Hilfe beim Einstieg
Sowieso habe das Graduiertenprogramm den Start in Deutschland erleichtert. „Das Team der Graduiertenschule hat mir beim Ankommen geholfen und sofort ein Appartement für mich organisiert“, erzählt Jyoti Rao.
„Die Organisatoren bieten ein fantastisches Informationspaket für den Einstieg ins Leben hier und helfen viel bei der Bürokratie, der Beantragung des Aufenthaltstitels und so weiter“, berichtet auch Mitchell Duffy, der seit 2013 als Doktorand der Graduiertenschule in Münster promoviert. Der US-Amerikaner absolvierte in Boston und London sein Studium in den Fächern Biologie und Informatik. Diesen interdisziplinären Kurs wollte er gerne beibehalten – darum bewarb er sich bei CiM-IMPRS.
Mitchell Duffy forscht auf dem Gebiet der fotoakustischen Bildgebung. Die Angebote der Graduiertenschule unterstützen ihn dabei, seine wissenschaftliche Arbeit besser zu strukturieren: „Der Workshop über Projektmanagement war wirklich hilfreich. Ich habe ihn besucht, als ich nicht genau wusste, in welche Richtung sich meine Projekte entwickeln würden. Nun kann ich sie besser durchplanen“, erzählt er. „Die Promovierenden lernen in jeder Hinsicht, selbstständig zu arbeiten“, betont Andreas Püschel. Ein guter Start für eine internationale Karriere in der Wissenschaft.