Münstersche Forschergruppe erhält Pro-Scientia-Preis
Blutplättchen (Thrombozyten) sind ein wichtiger Bestandteil unseres Blutes. Fehlen sie, kann es zu Schwierigkeiten bei der Blutgerinnung oder sogar zu Spontanblutungen kommen. Doch solche sogenannten fatalen Blutungen treten nicht bei allen Menschen auf, die an einem Thrombozytenmangel (Thrombozytopenie) leiden. Dieses Phänomen hat nun ein Forscherteam der Universität Münster um CiM-ProfessorTobias Görge entschlüsselt und ist dafür mit dem Pro-Scientia-Preis der Eckhart-Buddecke Stiftung ausgezeichnet worden.
Der Oberarzt und Wissenschaftler, der in der Hautklinik des Universitätsklinikums Münster die Abteilung für Wundheilung/Phlebologie leitet, befasst sich seit längerem mit gefäßmedizinischer Forschung. Nachdem er 2010 bereits den Fleur-Hiege-Gedächtnispreis für eine Arbeit zur Rolle der Blutplättchen bei Entzündungen bekam, untersuchte der Dermatologe nun in einem Projekt unter dem Dach des Exzellenzclusters „Cells in Motion“ der Universität Münster die Ursache für die fatalen Blutungen bei Thrombozytenmangel. Diese treten unter anderem bei Transplantationen oder bei der Chemotherapie auf, also bei Eingriffen, bei denen es zu verstärktem Blutplättchenverlust kommt.
Die Forschungsgruppe fand heraus, dass weiße Blutkörperchen (Leukozyten) für die plötzlich auftretenden Blutungen verantwortlich sind: Liegt ein Entzündungsherd vor, wird dieser von eindringenden Leukozyten bekämpft. Dabei verursachen sie jedoch „Kollateralschäden“ an den Blutgefäßen, die bei Thrombozytenmangel zu fatalen Blutungen führen können. Da nun die Nebenwirkungen der Leukozyten als Verursacher der Blutungen identifiziert sind, können konkrete Strategien entwickelt werden, um diese bei Thrombozytopenie-Patienten zu verhindern.
Zusammen mit Prof. Tobias Görge fördert die Eckhardt-Buddecke-Stiftung 2016 auch den Dresdner Onkologen Prof. Nils Cordes mit 5.000 Euro. Die von Prof. Eckhardt Buddecke, einem früheren Hochschullehrer der Universität Münster, ins Leben gerufene Stiftung vergibt den bundesweit ausgeschriebenen Pro-Scientia-Preis seit 2003 jährlich an herausragende veröffentlichte Arbeiten der medizinischen Grundlagenforschung. Ausgezeichnet werden Projekte, die mit Hilfe der Biowissenschaften die Ursachen genetischer oder erworbener Krankheiten untersuchen und Möglichkeiten zu ihrer Therapie aufzeigen.