15 Minuten für den Nachwuchs
31 Sprecherinnen und Sprecher werden während des Internationalen CiM-Symposiums ihre Forschungsergebnisse präsentieren. Eine Koryphäe nach der anderen reiht sich in der Rednerliste. Unter ihnen – und der Wissenschaftswelt kaum bekannt – befindet sich Mandy Großgarten. Sie ist Chemiedoktorandin der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Uwe Karst am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der WWU. Sie ist eine von acht Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern, die neben all den großen Namen vor den Besuchern reden darf.
Das Programm des CiM-Symposiums ist abwechslungsreich. Ganz typisch für den interdisziplinären Exzellenzcluster "Cells in Motion" (CiM) kommen die Redner aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Außerdem kommen Wissenschaftler verschiedener Karrierestufen zu Wort. Leiter von CiM-Forschungsgruppen konnten Doktoranden und Postdoktoranden empfehlen, die während der internationalen Konferenz einen Vortrag halten sollen. Uwe Karst hatte seine Doktorandin Mandy Großgarten als Rednerin vorgeschlagen. Sie hat den Zuschlag bekommen.
Für 15 Minuten übernimmt die Chemiedoktorandin also das Mikrofon beim CiM-Symposium. Sie hat nicht viel Zeit, um ihre wissenschaftliche Arbeit zu präsentieren. Mandy Großgarten schätzt aber jede einzelne Minute. „Auf einem Symposium ist Redezeit kostbar“, sagt sie. „Ich bin dankbar für jede Minute, die für meine Ergebnisse reserviert ist.“ Sie bereitet sich intensiv auf ihren Vortrag vor, hat ihren Vortrag etwa schon vor ihrem Doktorvater Uwe Karst und der gesamten Arbeitsgruppe gehalten, mit ihnen daran gefeilt, sich auf mögliche Fragen vorbereitet. Schließlich gibt es beim CiM-Symposium eine besondere Herausforderung: Im Publikum sitzen Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche. „Mein Vortrag sollte dennoch für alle verständlich, interessant und klar nachvollziehbar sein“, sagt Mandy Großgarten.
Ihr Forschungsthema passt gut ins Konzept des CiM-Symposiums. Die analytische Chemie ist eine sehr interdisziplinär arbeitende Fachdisziplin. Wissenschaftler entwickeln Methoden für die Pathologie, Biomedizin oder Pharmazie. Mandy Großgarten arbeitet zum Beispiel mit Gewebeproben aus der Lunge und entwickelt Visualisierungsmethoden, mit denen sich die Verteilung körperfremder Elemente wie Nanopartikel im Gewebe zeigen lässt. Sie arbeitet auch an der Visualisierung von Reinigungsmechanismen, mit denen der Körper Gewebe von solchen körperfremden Elementen befreit. „Mit goldmarkierten Antikörpern können wir mittlerweile gut sehen, welche Prozesse im Körper stattfinden“, sagt Mandy Großgarten.
Eineinhalb Jahre arbeitet sie bereits an ihrem Dissertationsthema. Ein optimaler Zeitpunkt, um sich von der Wissenschafts-Gemeinschaft Feedback zu holen. Auch darauf freut sich die Nachwuchswissenschaftlerin. Sie kann mit ihrem Vortrag nicht nur ihre bisherigen Ergebnisse präsentieren. Sie kann auch die Pausen zwischen den Vorträgen nutzen, um sich mit Wissenschaftlern auszutauschen. „Jeder Denkanstoß, jede Diskussion, selbst jede Frage, die ich nicht beantworten kann, ist wertvoll für meine wissenschaftliche Arbeit“, sagt Mandy Großgarten. „Ich habe noch eineinhalb Jahre Zeit, um Ideen umzusetzen.“
Es ist nicht der erste Vortrag der Chemiedoktorandin vor einem Publikum außerhalb ihres Instituts. Sie hat ihre Arbeit etwa auf der Konferenz Anakon in Graz präsentiert, beim ICP-MS Anwendertreffen im Helmholtz-Zentrum Geesthacht und beim Colloquium Analytische Atomspektroskopie im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig. Ihr Doktorvater Uwe Karst fördert solche externen Vorträge seiner Doktoranden. Nur so bekämen sie Routine darin, ihr Forschungsthema zu präsentieren. „Von dieser Erfahrung profitieren sie langfristig“, sagt Uwe Karst. „Klare, verständliche Aussagen sind wichtig im Austausch mit Wissenschaftlern anderer Fächer, aber auch, wenn sich Nachwuchswissenschaftler später um eine Stelle in der Wissenschaft oder Industrie bewerben.“
Uwe Karst freut sich bereits auf die verschiedenen Vorträge während des CiM-Symposiums und ist gespannt, welcher ihn inhaltlich überrascht. „Wegen der breiten Themen gilt das Symposium nicht als Kernveranstaltung einer Fachrichtung“, sagt er. Genau das mache aber den Reiz aus. „Es treffen unterschiedliche Disziplinen aufeinander und man entdeckt Anknüpfungspunkte für langfristige Kooperationen“, sagt Uwe Karst. Er selbst hat bereits gut Erfahrungen mit interdisziplinären Veranstaltungen gemacht, geht zum Beispiel auch gern zum jährlich stattfindenden Flexible-Funds-Symposium von CiM, auf dem sich Wissenschaftler des Forschungsnetzwerks interdisziplinär um Förderungen bewerben. Dieses breit gefächerte Interesse gibt er auch an seine Nachwuchswissenschaftler weiter. Etwa an Mandy Großgarten, die ebenso vielseitig interessiert ist und die Zusammenarbeit mit Forschern anderer Fachrichtungen schätzt.