Letzter wwu.usp Workshop „Cities, Climate and Social (In)Equality”
Am 23. und 24. September veranstaltete das Brasilien-Zentrum den letzten Workshop des Strategischen Partnerschaftsprojekts wwu.usp [en], dessen Förderung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) dieses Jahr endet. Unter der thematischen Leitung und Moderation von Prof. Dr. Sabine Schlacke, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Umwelt und Planungsrecht (iup) der Münster Universität (WWU) wurde die Veranstaltung, die ursprünglich im Mai 2021 in São Paulo stattfinden sollte, mit der Unterstützung von Prof. Dr. Luciana Oliveira de Royer und Prof. Dr. Luís Fernando Massonetto von der Universität von São Paulo (USP) sehr erfolgreich virtuell durchgeführt.
Aufgrund des äußerst interdisziplinär zusammengesetzten Programms lautete das Workshopthema „Cities, Climate and Social (In)Equality”, als Erweiterung des Fokusthemas der zweiten Förderphase „Cities and Climate“ - denn „The disciplines alone are not enough, they must communicate with each other“ wie Prof. Dr. Samuel Mössner in seiner Keynote Lecture schon darauf hinwies. Außerdem ermöglichte diese Themenerweiterung durch den Aspekt „sozialen Ungleichheiten“ zum einen die Aufnahme weiterer Doktorand*innen mit unterschiedlichen Forschungsfragen und zum anderen die Einbeziehung eines grundlegenden Aspekts in den Diskussionen über den Themenkomplex „Städte und Klima“, wie von Julia Moretti, USP-Doktorandin, zusammengefasst wurde: „The concept of vulnerability is central to address climate change”.
Der Workshop wurde von dem Pro-Rektor für Internationales und Transfer der WWU, Prof. Dr. Quante, eröffnet, der u.a. die Bedeutung des wwu.usp Projekts für die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen WWU und USP hervorhob, gefolgt von Prof. Dr. Marcio Lobo Netto, Stellvertretender Direktor des Büros für internationale Zusammenarbeit AUCANI-USP und Prof. Dr. -Ing. Bernd Hellingrath, wwu.usp Projekt- und wissenschaftlicher Leiter des Brasilien-Zentrums, welche ebenfalls den hohen Stellenwert der Kooperation zwischen beiden Universitäten und die wesentliche Rolle des Strategischen Partnerschaftsprojekts wwu.usp betonten.
Bei dem Workshop wurde auf Empfehlung von Prof. Dr. Schlacke der Fokus auf die Nachwuchswissenschaftler*innen von der WWU und der USP gelegt, die ihre Promotionsarbeiten präsentierten. Somit ermöglichte der Workshop einen sehr produktiven internationalen Dialog zwischen Promovierenden und Professor*innen beider Universitäten bzw. Länder, die bereits im Rahmen des Projekts bei Kooperationen engagiert waren oder sich für neue Formen der Zusammenarbeit interessieren, zu hochaktuellen Themen wie das Verhältnis von Städte, Klima und soziale Ungleichheiten in Brasilien und in Deutschland. Der Workshop fungierte dabei als Plattform für aufschlussreiche Statements wie von USP-Prof. Dr. Luciana Oliveira de Royer in ihrer Keynote Lecture: “We should not call the participatory processes a consensus, but a choreography of power”;
ebenso wie die vom ehemaligen USP-Doktorand Pedro Julio Sales D’Araújo, der sich in seiner Dissertation mit Steuerrecht befasste und schon einen Forschungsaufenthalt an der WWU absolvierte: “If property taxes in the city are raised, only the richest will be able to afford living within the city centre, whereas the poor will be excluded to the outskirts of the city. There must be a better use to taxation”. Dazu zählt auch die Erkenntnis von Prof. Dr. Luís Fernando Massonetto: “Inequality is not necessarily equal to hierarchy in the framework of the rule of law. However, in Brazil we have different legal perspectives from each part of the society. We have fragmented the rule of law based on one’s position in the society. It is a real problem.”
In einer sehr angenehmen Atmosphäre sorgten die Präsentationen in den zwei Tagen des Workshops für hochqualitative Diskussionen über die verschiedenen Perspektiven, wissenschaftlichen Ansätze und Realitäten in beiden Ländern. „I was really inspired by the different views of the presentations in the past two days” – so brachte Prof. Dr. Schlacke ihre Zufriedenheit mit dem Workshop zum Ausdruck.
Die wichtigste Frage bezüglich der Kooperationsperspektiven wurde im letzten Teil des Workshops von Prof. Dr. Sabine Schlacke selbst gestellt: „How to go on?“. Dadurch konnten Professor*innen sowohl aus der WWU als auch aus der USP ihr großes Interesse ankündigen, die Kooperation fortzusetzen und weiter zu vertiefen. Kurzum: Die Finanzierung durch den DAAD endet zwar dieses Jahr, die Zusammenarbeit soll jedoch weitergehen. Prof. Dr. Sabine Schlacke übernahm 2019 die thematische Federführung der zweiten Förderphase des wwu.usp Projekts zum Thema „Cities and Climate“ und engagierte sich ganz besonders für die Vertiefung der Kooperation zwischen Münster und São Paulo. Da sie zum Wintersemester 2021/22 einem Ruf an die Universität Greifswald gefolgt ist, möchten wir ihr an dieser Stelle herzlichst danken und alles Gute wünschen!
Das strategische Partnerschaftsprojekt „wwu.usp“ zwischen der Universität von Münster und der Universität von São Paulo wurde 2015 aufgrund der langjährig engen und vielfältigen Zusammenarbeit beider Universitäten mit der DAAD-Förderung initiiert und bestand aus insgesamt zwei Phasen: die erste Phase umfasste die Forschungsbereiche „Law [en]“, „Neglected Diseases [en]“ sowie „Information Systems [en]“ und dauerte 4 Jahre an; die zweite Phase begann 2019, wurde dem Thema „Cities and Climate [en]“ gewidmet und endet Ende dieses Jahres (2021).
Durch das Förderprogramm konnte die Kooperation von beiden Universitäten seit 2015 in nahezu allen Fachdisziplinen vertieft werden. Dies war insbesondere in den gemeinsam bearbeiteten Schwerpunktthemen zu beobachten, aus denen heraus zahlreiche gemeinsame Publikationen, kooperative Forschungsanträge sowie verschiedene Summer/Winter Schools und wechselseitige Forschungsaufenthalte resultierten. Darüber hinaus wurde ein ebenfalls vom DAAD gefördertes, deutsch-brasilianische Doppelabschlussprogramm in den Biowissenschaften etabliert. Aktuell arbeiten beide Universitäten an einem Rahmenabkommen für Cotutelle.
Der Workshop gehört zu den neuen digitalen Aktivitäten des Projekts wwu.usp, die aufgrund der pandemiebedingten Reiseinschränkungen für das Jahr 2021 geplant wurden. Weitere digitale Formate sind die Data Talks [en], die in Zusammenarbeit mit der Bundeskanzlerstipendiatin der Humboldt-Stiftung Jessica Voigt organisiert werden, und die Collaboration Talks, die unter dem Motto „Travel less, colaborate more“ das Ziel anstreben, Kooperationen zwischen der WWU und der USP virtuell zu reaktivieren.