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Drei Perspektiven von Universitäten zum Thema "Familienbewusstsein"
Ob Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, Telearbeit, finanzielle Beratung oder Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen: An der Universität Münster gibt es bereits zahlreiche Hilfen für Beschäftigte und Studierende, um Familie und Beruf beziehungsweise Studium im Alltag einfacher unter einen Hut zu bringen. Auch an anderen Hochschulen in Deutschland spielt das Thema "Familienbewusstsein" eine immer größer werdende Rolle. In den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl von Initiativen entstanden. Drei Universitäten geben in ihren Gastbeiträgen Einblicke in das jeweilige Verständnis von Familienfreundlichkeit in der täglichen Praxis, in schon bestehende Angebote und in Herausforderungen, die es in Zukunft im Wissenschaftssystem zu bewältigen gilt.
Technische Universität Dortmund:
Der Familienbegriff der TU Dortmund ist weit gefasst: "Familie" bezeichnet keine formale Struktur, sondern Menschen, die langfristig gegenseitig Verantwortung übernehmen. Denn: Wissenschaft kann es sich nicht leisten auf Potenzial zu verzichten. Allein deshalb ist es unser dringendes Anliegen, Familiengerechtigkeit stets mitzudenken. Mein Ressort "Diversitätsmanagement" gehört seit 2011 zu den vier Prorektoraten der TU Dortmund. In enger Zusammenarbeit mit mir bestärkt die Stabsstelle Chancengleichheit, Familie und Vielfalt, bei der der Familien-Service organisatorisch angesiedelt ist, die Kultur der Vielfalt an der Universität. Die Stabsstelle als Teil des Dezernats Personal und Recht fungiert dabei als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Rektorat sowie zwischen Verwaltung und Wissenschaft.
Die TU Dortmund unterzeichnete im Jahr 2014 die Charta "Familie in der Hochschule" und stellt seitdem eine der Sprecherinnen des Best Practice-Clubs. Dieses und die Mitgliedschaft im Hochschulnetzwerk Familie NRW fördert die weitere Entwicklung der TU Dortmund zur familienbewussten Universität.
Prof. Barbara Welzel hat seit 2011 das Amt der Prorektorin Diversitätsmanagement an der TU Dortmund inne.
Technische Universität Dresden:
Folgende Unterstützungsangebote stellt die TU Dresden unter anderem dafür bereit: Familienserviceeinrichtung Campusbüro Uni mit Kind, reguläre und flexible Kinderbetreuungsangebote, Ferienbetreuung, Studienzeitflexibilisierung durch Teilzeitstudium, Nachteilsausgleichsregelungen, Beratungslandkarte "Gleichstellung und Familienfreundlichkeit" für Beschäftigte, Dual-Career- und Welcome-Service, Diversity Tage 2016 "Familie Inklusive" und familienfreundliche Infrastruktur wie zum Beispiel Eltern-Kind-Arbeitsräume und einen Campusspielplatz.
Familienfreundlichkeit an der TU Dresden hat bereits heute ein erfreuliches Maß an gelebter Selbstverständlichkeit erreicht. Die derzeitige Herausforderung besteht darin, Beratungs- und Unterstützungsangebote für Beschäftigte und Studierende mit pflegebedürftigen Angehörigen zu implementieren. Zudem gilt es, die Führungskräfte zu diesen Themen kontinuierlich zu sensibilisieren und bei der Umsetzung familienfreundlicher Maßnahmen engagiert zu unterstützen.
Diplom-Soziologin Franziska Schneider ist Koordinatorin für Familienfreundlichkeit in der Stabsstelle Diversity Management der TU Dresden.
Bergische Universität Wuppertal:
Bereits seit 1996 gibt es die Kinderfreizeiten an der Hochschule, die Kindern von Studierenden und Beschäftigten eine hochschulnahe Betreuung in den Schulferien anbieten. Das Modellprojekt wurde 1998 als Best-Practice-Beispiel durch das damalige Familienministerium ausgelobt und 2005 im Wettbewerb um Wuppertals familienfreundlichste Unternehmen mit einem Innovationspreis ausgezeichnet.
Das Familienbüro dient als zentrale Anlaufstelle für Studierende und Beschäftigte mit Kind und pflegebedürftigen Angehören und bietet ein umfassendes Vermittlungs- und Beratungsangebot. Dazu gehört auch ein regelmäßiges Eltern-Kind-Treffen zum Austausch und zur Vernetzung.
Die Babysitterbörse ist ein kostenfreies Angebot des Familienbüros. Sie erleichtert Eltern die Suche nach ergänzender Kinderbetreuung durch Vermittlung einmaliger oder regelmäßiger Betreuung und kommt auch in der Notfallbetreuung zum Einsatz. Zur besseren Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie steht ein Eltern-Kind-Lernraum in der Bibliothek zur Verfügung, der mit vier Arbeitsplätzen und zahlreichen Spielmöglichkeiten ausgestattet ist. Seit kurzem gibt es an allen Standorten eine Kidsbox als mobiles Kinderzimmer zum Ausleihen für eine kurzzeitige Kinderbetreuung oder für Veranstaltungen.
Ein weiterer wichtiger Baustein der Familienfreundlichkeit ist der Ausbau einer bedarfsgerechten Ganztagsbetreuung auf dem Hauptcampus, der bereits über zwei Betreuungseinrichtungen verfügt. Die Planungen für einen zweizügigen Erweiterungsbau des bestehenden Hochschulkindergartens sind bereits weit vorangeschritten.
Dr. Christel Hornstein ist seit dem Jahr 2000 Gleichstellungsbeauftragte der Bergischen Universität Wuppertal.
Dieser Artikel stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben" Nr. 2, 26. April 2017.