Millionenförderung für Chemiker
Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) hat einen weiteren Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) mit einem der begehrtesten europäischen Förderpreise ausgezeichnet: Prof. Dr. Armido Studer vom Organisch-Chemischen Institut erhält für seine Arbeiten auf dem Gebiet der elektronen-katalysierten Reaktionen einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten "Advanced Grant". "Diese Förderung ist vor allem für Prof. Studer eine herausragende Ehre - aber auch für die Universität Münster insgesamt", betonte WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles. "Sie ist ein weiterer Beleg für die Spitzenforschung, die die WWU bietet."
"Advanced Grants" gehen an etablierte und herausragende Spitzenforscher. In diesem Verfahren hatten sich 1953 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen aus 29 Ländern beworben - 277 von ihnen werden nunmehr gefördert. Die wichtigsten Auswahlkriterien sind wissenschaftliche Exzellenz des Antragstellers, gepaart mit einem innovativen zukunftsweisenden Projekt. Insgesamt lehren und forschen damit mittlerweile elf ERC-Grant-Träger an der WWU: zwei Nachwuchswissenschaftler ("Starting Grant"), vier Wissenschaftler, die zwischen sieben und zwölf Jahren nach ihrer Promotion ein exzellentes Forschungsteam leiten ("Consolidator Grant"), und fünf erfahrene Wissenschaftler ("Advanced Grants").
Weitere Informationen zu Prof. Armido Studer und seinem Projekt:
Ist das Elektron generell ein Katalysator in der Synthese? Diese fundamentale Frage stellt sich Armido Studer im Rahmen seines ERC-Projekts. Bei der Katalyse handelt es sich um eine Technologie, in der es darum geht, chemische Stoffumwandlungen möglich zu machen und unter milden Bedingungen durchzuführen. "Das Prinzip der Brönsted-Säure-, also der Protonen-Katalyse ist in der Organischen Chemie etabliert und akzeptiert. Das Elektron ist im Vergleich zum Proton etwa 1800 Mal kleiner und ebenfalls omnipräsent und wird in der Synthese gegenwärtig jedoch nicht als potentieller Katalysator wahrgenommen", berichtet der Chemiker. "Katalyse mit dem Elektron als Konzept ist nahezu unerforscht."
Im ERC-Projekt soll diese neue Art der Katalyse untersucht und deren Potential erschlossen werden, wobei als Ziel die Etablierung der Katalyse mit dem Elektron als neuem eigenständigen Forschungszweig in der Organischen Synthese angestrebt wird. Hierzu soll gezeigt werden, dass dieses Konzept sehr breit und generell anwendbar ist. Verschiedene Reaktionen, die gegenwärtig mit Metallen katalysiert werden, sollen mittels Elektronen-Katalyse übergangsmetallfrei durchgeführt werden. "Wegen der knapper werdenden Ressourcen an Übergangsmetallen", betont Armido Studer, "ist die Entwicklung von übergangsmetallfreien Prozessen sehr wichtig."
Armido Studer ist gebürtiger Schweizer. Er studierte und promovierte an der ETH Zürich. Anschließend absolvierte er ein Postdoktorat an der University of Pittsburgh (USA), bevor er wieder an die ETH wechselte. Der Habilitation folgte der Wechsel an die Universität Marburg, seit 2004 ist er Universitätsprofessor am Organisch-Chemischen Institut der WWU. Armido Studer leitet seit 2010 den Sonderforschungsbereich 858 "Synergetische Effekte in der Chemie" und erhielt 2014 den Forschungspreis der WWU.