In Rom zuhause
Prof. Dr. Hugo Brandenburg, ehemaliger Hochschullehrer für spätantike und frühchristliche Archäologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vollendet am 13. Juli sein 80. Lebensjahr. Der Archäologe, der nach der Emeritierung wieder in seine Wahlheimat Rom zurückgekehrt ist, hat sich vor allem durch das langjährige Forschungsprojekt „Archäologische Bauaufnahme der frühchristlichen Kirche S. Stefano Rotondo in Rom" internationalen Ruhm erworben.
Nach dem Abitur in Leipzig studierte der in Berlin geborene Brandenburg in Bonn Klassische Philologie und Archäologie und wurde 1962 mit seinen „Studien zur Mitra - Beiträge zur Waffen- und Tracht-Geschichte" promoviert. Danach war er zunächst am Dölger-Institut in Bonn tätig, bevor er 1965 als Referent für Frühchristliche Archäologie an das Deutsche Archäologische Institut nach Rom wechselte. 1972 habilitierte er sich an der Universität Köln mit einer Arbeit über die spätantike Sarkophagplastik.
Im Wintersemester 1982/83 folgte er dem Ruf auf die Professur für „Klassische Archäologie mit besonderer Berücksichtigung der Spätantike" am Archäologischen Seminar der Universität Münster, wo er 1993 das Studienfach „Frühchristliche Archäologie" als eigenständiges Fach in der Philosophischen Fakultät etablieren konnte.
Im Mittelpunkt seiner Arbeiten standen und stehen die Denkmäler und Zeugnisse der Jahrhunderte des Übergangs von der Antike zum Mittelalter. Dabei sind drei Forschungsschwerpunkte hervorzuheben, die alle auf seine Tätigkeit in Rom zurückgehen: Die spätantike Sarkophagplastik, die Topographie der Katakomben und der frühchristliche Kirchenbau.
Konsequent berücksichtigt er dabei das Eingebundensein der frühen christlichen Gemeinden in ihre vom antik-paganen Lebensumfeld geprägte Vorstellungswelt und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Interpretation einzelner Denkmäler sowie zur Klärung der Ausbildung und Entwicklung einer christlichen Kunst. Durch den Rückblick auf die Antike und den Ausblick bis in die Neuzeit veranschaulicht Prof. Brandenburg in eindringlicher Weise die Wirksamkeit und Bedeutung des antiken mediterranen Erbes bis in unsere Zeit.
Der unmittelbaren Begegnung mit den archäologischen Zeugnissen maß er auch in der Lehre größte Bedeutung bei, wovon auch seine zahlreichen und teilweise abenteuerlichen Exkursionen in nahezu alle Teile der Mittelmeerwelt Zeugnis geben.
Die wissenschaftlichen Aktivitäten Hugo Brandenburgs sind im Ruhestand nicht weniger geworden: Er startete 2000 ein neues Großprojekt zur Erforschung der Architektur und Bauplastik der römischen Basilika S. Paul vor den Mauern. Sein 2004 in mehreren Sprachen erschienenes Buch über „Die frühchristlichen Kirchenbauten Roms" wird in Kürze bereits in der dritten Auflage erscheinen. Aufgrund seiner Verdienste für die Erforschung der christlich-antiken Denkmäler Roms wurde ihm im April 2006 in Rom vom dortigen Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie die Ehrendoktorwürde verliehen.
Dem Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie der Universität Münster ist der Forscher weiterhin verbunden mit der Durchführung von Forschungskolloquien, als Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Boreas" und der Bereitstellung von wertvollen Architekturmodellen, die Ergebnisse seiner Bauforschungen dokumentieren.