Pfarreien ohne Pfarrer
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) lädt von Dienstag, 12. Oktober, bis Freitag, 15. Oktober, zu einer Tagung über das Thema "'Gemeindeleitung' durch Laien" ein. Gäste aus allen Erdteilen werden über ihre wissenschaftlich aufgearbeiteten Erfahrungen mit priesterlosen Gemeinden berichten, darunter Referenten aus Australien, den USA, Mexiko, Brasilien, Indien, aus dem Kongo und aus europäischen Nachbarländern. Die Veranstaltung, die in der "Akademie Franz Hitze Haus" in Münster stattfindet, wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
"Die Tagung mit dieser breiten internationalen Ausrichtung hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Sie nimmt ein Thema auf, das weltweit der katholischen Kirche auf den Nägeln brennt", betont Kirchenrechtler Prof. Dr. Thomas Schüller, Direktor des Instituts für Kanonisches Recht der WWU. "Hinzu kommt als Besonderheit der Tagung, dass Kirchenrechtler und Pastoraltheologen interdisziplinär arbeiten werden. Gleichzeitig werden Vertreter der Bistümer aus verschiedenen Ländern mit an der Diskussion beteiligt sein."
Der Hintergrund der Tagung: In Deutschland geht die Zahl aktiver Priester seit Jahren stetig zurück. In vielen Bistümern werden bald gut zwei Drittel aller Pfarreien keinen eigenen Pfarrer mehr haben. Damit sei das lange Zeit praktizierte und kirchenrechtlich als Grundform pfarrgemeindlicher Seelsorge vorgesehene Leitungsmodell "Ein Pfarrer - eine Pfarrei" auf Dauer nicht mehr umsetzbar, so die Wissenschaftler. Unweigerlich stelle sich kirchenrechtlich die Frage nach alternativen Formen der Gemeindeleitung. Die Internationale Fachtagung stellt eine Plattform dar, um internationalen Beiträgen zur Zukunft der Pfarrgemeinde, ortsnaher Seelsorge und alternativen Formen der pfarrlichen Gemeindeleitung durch Gläubige Raum zu geben. Dabei bricht die Tagung die Fixierung auf die deutsche Situation auf und eröffnet im interkulturellen Austausch von Erfahrungen und Modellen der Forschung neue Perspektiven.